What is Love? – Flirten in der Moderne

Wie funktioniert eigentlich Flirten in unserer modernen Zeit? Dieser Frage gingen wir in einem knapp zweiwöchigen Selbstversuch nach. Um herauszufinden wie die Generation Y über das Internet flirtet haben wir uns eineinhalb Wochen lang in die Tiefen der App Tinder gestürzt.

Im Jahr 2015 sehnen sich viele Menschen nach echten zwischenmenschlichen Interaktionen. Auf Plakaten wird uns das perfekte Aussehen angepriesen. Im TV wird für das schnelle Abenteuer geworben und im Internet kann auf einschlägigen Seiten künstliche Liebe konsumiert werden. Im Zeitalter des Konsums kann neu auch über das Smartphone geflirtet werden.

Aufgrund der grossen Popularität und gewissen Mythen rund um die App namens Tinder haben wir uns als WG dafür entschieden Tinder in einem Selbstversuch zu testen. In einem eineinhalb wöchigen Experiment haben wir versucht hinter die sagenumwobene App Tinder zu schauen. Die erste Herausforderung stellte sich bei der Installation der App: Man muss sich mittels Facebook auf der App anmelden. Obwohl Tinder uns versicherte, dass nicht in unserem Namen gepostet wird, waren wir etwas argwöhnisch.

Nach dem kurzen Infoblock der App ging es auch schon los. Wir sanken in die Tiefen der Tinder-App und haben über einen Zeitraum von eineinhalb Wochen geliket und ge’noped. Das Fazit fällt sowohl aus der femininen als auch der maskulinen Perspektive ähnlich aus:

Fazit aus der weiblichen Perspektive

10916692_333686490164677_2002050451298871027_o„Hey, wie gotz?“ Mit diesem Satz schrieb mich fast jeder Typ an – wenn es überhaupt dazu kam. Kurze Smalltalks waren üblich – längere und tiefgründige Gespräche eine Fehlanzeige. Was zuerst als aufregend erscheint wurde mit der Zeit nervig und eintönig. Am besten schreibt man das übliche, was übrigens auch die Körpergrösse beinhaltet, in das „Über mich“-Feld. Dies habe ich leider versäumt und beantwortete somit brav die Smalltalk-Fragen. Weshalb ‚Mann’ die App überhaupt benutzt wurde mit der Begründung „neugierig halt“ beantwortet. Das ist auch der Grund weshalb wir diese App für euch unter die Lupe genommen haben. Das Fazit ist, meiner Meinung nach, bedrückend, wenn man die grosse Liebe oder etwas Ernstes sucht. Im Gegensatz dazu verspricht die App viel Abwechslung, Spass und Ablenkung. Was ich natürlich nicht verneinen kann. Denn wann bitteschön bietet ein Mann an, ihm bei der Tic-Tac-Toe-Meisterschaft zu unterstützen?

Mit der Zeit erhält man aber auch ein „Gespür“ dafür, welcher Typ ein Match ergeben könnte, was dazu führt, dass man Wetten abschliesst und vielleicht etwas mehr Likes vergibt. Mein persönliches Highlight waren aber die Kommentare meiner Mitstreiter, die mir oft geholfen haben eine passende Antwort zu finden.

Fazit aus der männlichen Perspektive

10711106_10152792878633630_4063718235365657073_nDie persönlichen Erfahrungen haben sich recht abwechslungsreich gestaltet. Die Idee entstand bei einer abendlichen Diskussion über die heutigen Formen des Online- und Offline-Datings. Wir hatten alle schon aus dem Bekanntenkreis von Apps wie Tinder oder Lovoo gehört, es aber selbst noch nie ausprobiert. Wir machten uns bereits am Folgetag an die eineinhalb-wöchige Testphase. Highlights waren vor allem die verschiedenen Typen von Frauen, die einem zu Gesicht kamen. Es war alles dabei vom Szene-Girl bis zur naturverbundenen Veganerin. Ein wirkliches Muster ergab sich höchstens beim Wintersport. Praktisch alle Damen fahren Ski oder Snowboard. Tiefpunkte stellten vor allem die oberflächlichen Gespräche dar und meine Selbstanalyse. Ich wurde immer oberflächlicher, habe mir kaum noch Profile angeschaut und Tinder setzte mir immer wieder gleiche Gesichter vor, die ich bereits geliket oder abgelehnt hatte.

Sowohl beim Dreh zum Start der Testphase, als auch beim Fazit ging es sehr heiter zu und her. Wir hatten viel Spass dabei die App gemeinsam auszuprobieren, uns über die gemachten Erfahrungen und Erlebnisse auszutauschen. Am schwierigsten war es fast das Projekt vor unseren Mitmenschen geheim zu halten. Aufgrund der Teile die noch folgen werden, durfte niemand davon erfahren, damit der erhoffte Effekt eintritt. Dass fleissig Sprüche getwittert werden und wir die Ankündigung des Hashtags zum richtigen Zeitpunkt machen können.

Es war eine tolle Erfahrung bis jetzt und wir freuen uns alle auf den weiteren Verlauf des Projekts.

Wir haben unsere Tinder-Abenteuer für euch in einem knapp 7 minütigen Video aufbereitet.

Für den zweiten Beitrag der Serie “What Is Love? – Flirten in der Moderne” benötigen wir eure Hilfe. Unter dem Hashtag #howtowinhearts sammeln wir in der nächsten Woche auf Twitter die besten, beziehungsweise erfolgversprechendsten Anmachsprüche um sie in einem weiteren Versuch zu testen.

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Kritik
von Joel Bigler, Sara Lema Vilas und David Uellendahl

Die Idee

Die Idee für das Projekt ist sehr spontan entstanden. Wir hatten eine abendliche WG-Diskussion über die heutigen Formen des Datings und vor allem über Dating-Apps. Daraus entstand relativ schnell die Idee eine App zu testen und das multimedial zu dokumentieren. Wir machten uns im selben Zug Gedanken wie man den Test noch etwas ausbauen könnte. Darüber möchten wir an dieser Stelle jedoch noch nicht zu viel verraten.

Die Machart

Wir standen von Anfang an unter einem gewissen Zeitdruck. Der Beitrag musste bis zum 26.03. online sein damit wir den Hashtag für den weiteren Verlauf des Projekts pünktlich zu unserer Einweihungsparty ankündigen und promoten konnten.

Damit dennoch eine gewisse Zeit zum Testen bleibt, hatten wir uns dazu entschlossen direkt am nächsten Abend die Testphase zu starten. Wir mussten dadurch mit einer recht provisorischen Beleuchtung vorlieb nehmen, die aus unserer Deckenleuchte und einer kleinen Stehlampe bestand. Dementsprechend kann man nicht davon sprechen, dass das Bild optimal ausgeleuchtet ist. Wir haben versucht diesen Umstand als Stilmittel zu nutzen und dem Zuschauer das Gefühl zu geben, dass er gerade daneben sitzt und den Test direkt miterlebt. Dennoch würden wir der Beleuchtung beim nächsten Mal mehr Beachtung schenken.

Perspektivenwahl

Die Stimmung wollten wir auch durch die Wahl der Perspektive unterstützen indem wir den Stil einer Interviewsituation gewählt haben. Wir haben uns jedoch nur wenige Fragen gegenseitig gestellt sondern möglichst frei, natürlich und ehrlich darüber berichtet was unsere Empfindungen sind. Damit der Zuschauer sich noch mehr eingebunden fühlt, haben wir diverse Close-Ups vom Handy gemacht. Damit das Gefühl aufkommt, man würde direkt daneben sitzen und mit aufs Smartphone schauen.

In der End-Szene wollten wir das Wort direkt an die Zuschauer wenden, sie direkt auffordern aktiv zu werden und uns zu helfen. Dafür haben wir dann auch den Winkel der Kamera gewechselt, um diese direkte Aufforderung auch im Stil klar vom Rest abzutrennen. Mit der Wahl der Perspektive sind wir sehr zufrieden. Der einzige Verbesserungspunkt währe wohl, wenn wir die Frontalaufnahmen mit einem Stativ gemacht hätten, um dem Bild mehr Stabilität zu geben.

Ton

Den Ton haben wir mit einem Top-Up Kameramikrofon Marke „Røde“ aufgenommen. Es ist zwar wesentlich besser, als das integrierte Mikrofon der Cannon 5D Mark III, die Qualität der Aufnahme wäre jedoch mit einem externen Mikrofon und Aufnahmegerät wesentlich besser gewesen.

Art des Berichts

Der Bericht sollte ehrlich, authentisch und mit einem kleinen Augenzwinkern sein. Reine Objektivität wollten wir möglichst vermeiden. Es ist ein sehr subjektives Thema und jeder geht mit einer gewissen Voreinstellung daran, somit ist Objektivität in diesem Fall unserer Meinung nach nicht möglich. Damit wäre auch ein Teil der Ehrlichkeit und Authentizität verloren gegangen. Wenn man die erfolgreichsten YouTube-Stars einmal genauer anschaut, so hat Objektivität dort nichts verloren. Ein Grossteil des Publikums möchte Meinungen hören, über die sie dann diskutieren können und das am besten noch auf eine unterhaltsame Art und Weise verpackt.

Schnitt

Für einen relativ kurzen Beitrag hatten wir sehr viel Material zur Verfügung. Die Herausforderung bestand darin wesentliche Kernaussagen zu zeigen, ohne, dass der Sinn verzerrt wird. Teilweise waren Shots etwas zu lang, so dass sich die Kürzung etwas schwer gestaltete. Dennoch sind wir mit dem Ergebnis zufrieden und konnten unschöne Jump-Cuts und dergleichen vermeiden.

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