wir alle sind mittendrin.

Wir alle sollen die Möglichkeit haben, uns immer so auszudrücken, wie wir wollen. So zu sein, wie wir sind. Unsere Geschichten erzählen zu dürfen, ohne mit Vorurteilen oder schrägen Blicken rechnen zu müssen. Wir sollen zeigen, wer wir sind.

Unser «Ich» soll sich ausziehen dürfen.

«mittendrin» erzählt prägende Geschichten von neun Frauen. Welche Geschichten sie erzählen, haben die Frauen selbst ausgewählt. Weil ein Bild bekanntlich mehr als tausend Worte sagt, gehört zu jeder Geschichte ein Foto. Dieses eine Foto fasst das Erlebnis dahinter zusammen.

Unser nackter Körper widerspiegelt unser «Ich». Er ist vollkommen. Gibt alles von uns preis. Und genau darum geht es in «mittendrin». Um Wahrheit, um Ehrlichkeit, um Vollkommenheit.

Wir alle sind mittendrin. Erfahre hier mehr über diese wunderbaren Frauen und ihre Geschichten.

Ich empfehle die Ansicht auf Desktop mit dem Browser «Google Chrome».

(nsc)

Kritik
von Marisa Jill Haring

Idee
Ich bin jemand, der sich oft mit Tabuthemen befasst, weil es meiner Meinung nach Themen sind, die nicht tabu sein sollten. Mir war von Beginn des Semesters an klar, dass ich ein Projekt realisieren will, dass etwas bewirken kann, dass mir etwas bedeutet und auch anderen helfen kann. Daher bin ich auf die Idee mit den Geschichten der Frauen und der damit verbundenen Aktfotografie gekommen.

Ich will der Welt zeigen, was uns Menschen so passiert. Und ich will, dass die Menschen eine Möglichkeit haben, dies zu erzählen und auszudrücken. Mein Projekt mittendrin. soll ein Anfang sein.

Kurzkonzept
mittendrin. zeigt die Wahrheit. Die Wahrheit meiner Frauen. Und nichts ist ehrlicher und „purer“ als der nackte Körper.

Meine Frauen sollten mir eine Geschichte erzählen, die sie geprägt hat. Ein Erlebnis, das ihnen im Kopf herumschwirrt. Ihre Worte habe ich in einen kurzen Text zusammengefasst, der aber aus der Ich-Perspektive geschrieben ist, denn er soll die Persönlichkeit jeder einzelnen Frau wiedergeben. Aufgrund des Erzählten habe ich mir ein Fotomotiv überlegt. Gemeinsam haben wir das Bild und die Ideen erarbeitet, bis wir ein Bild hatten, dass der Person und deren Geschichte entspricht.

Ziel
Niemand, wirklich kein Mensch, soll sich zurückziehen oder sich einschränken müssen aufgrund seiner Erlebnisse, seiner Vergangenheit. Wir müssen lernen, zu sagen, was wir denken. Wir müssen wissen, dass wir alle schlimme Dinge durchmachen, aber niemals alleine sind. Wir müssen verstehen, dass andere unsere Hilfe brauchen, die andern uns aber auch helfen können. Alle Bilder und Geschichten sind anonym, denn es geht nicht darum, wer die Frauen sind, sondern dass das alles um uns herum passiert, uns allen. Willst du nur zuschauen oder willst du was machen?

Beteiligte
Ich hatte das Glück und die Ehre, neun Frauen befragen und fotografieren zu dürfen. Sie haben mir vertraut. Und dieser Beweis des Vertrauens bedeutet mir alles. Sie haben mir private Dinge erzählt, an die sie nicht gerne denken. Sie haben sich vor mir ausgezogen und sich mir offenbart. Sie haben mir gezeigt, wie zerbrechlich, aber dennoch stark der Mensch sein kann. Ich war mittendrin. Mir wurde ein Einblick in das Leben von neun Frauen gewährt. Neun wundervolle, starke und beachtenswerte Persönlichkeiten. Ich bin so unglaublich dankbar für dieses Projekt und die Menschen, die es erst zum Leben erweckt haben.

Name
mittendrin. ist der Name meines Projekts und ich könnte mir keinen passenderen vorstellen. Es geht darum, dass wir alle, also nicht zur die Erzählerinnen, inmitten dieser Geschehen sind. All die Geschichten passieren uns, unserem Umfeld, passieren eben inmitten von uns. Wir sind mittendrin. in dieser Welt. Wir sind alle davon betroffen. Aber wir können entscheiden, wie wir damit umgehen wollen, ob wir zuschauen oder etwas dagegen machen.

Vorgehen
Ich kenne viele Frauen, die meine Ansichten vertreten und ebenfalls über Dinge reden, über die sie nicht reden sollten. Keine Frau, die ich um das Mitmachen gebeten habe, hat mir abgesagt. Sie alle waren dafür zu haben. Selbstverständlich habe ich ihnen bereits zu Beginn schriftlich mitgeteilt, wie das ganze Vorgehen sein wird. An einem ruhigen und privaten Ort haben wir uns für ein erstes Treffen zusammengesetzt, damit sie mir ihre Geschichte, die für sie prägend war, erzählen konnte. Einschränkungen in den Themen gab es dabei keine, wie man den Geschichten auch entnehmen kann. Ich habe mir Notizen gemacht und das Gespräch aufgenommen um es später in einen kurzen Text umzuwandeln. Bei den meisten Geschichten hatte ich sofort ein Bild im Kopf, das ich zu fotografieren plante. Manchmal scheiterte es jedoch an der Umsetzung. Mit Besprechungen mit den Models haben wir aber immer ein für mich und für sie äusserst zufriedenstellendes Foto hingekriegt.

Die Fotos habe ich bei mir zuhause in meinem eigenen Fotostudio gemacht. Es war mir wichtig, dass die Frauen sich wohlfühlen. Keine hätte sich wohl gerne in den Räumlichkeiten der BFH ausgezogen und sich fotografieren lassen. Die Kamera war ebenfalls meine eigene, die Canon EOS 80D mit einem EF-S 18-135 Objektiv sowie einem EF 50mm f/1.4 USM Objektiv.

Für jede Geschichte habe ich mich für ein Foto entschieden und zwar für jenes, dass am besten zur Geschichte passt. Es war ein enormer Kampf mit mir selber, das für den Rahmen perfekte Bild und nicht das mich ansprechendste zu wählen. Nach Einverständnis meiner Models habe ich die Fotos dann bearbeitet. Lange wusste ich nicht, in welchen Tönen und Farben ich die Fotos zeigen soll. Ich habe mich dann für einen ganz leichten Blauton entschieden, weil diese Farbe für mich etwas Beruhigendes und Tiefgründiges ausstrahlt und das meine Idee widerspiegelt.

Um meine Aktfotos und die Geschichten dahinter präsentieren zu können, habe ich mich für das Codieren einer eigenen Website entschieden. Den Aufbau und das Konzept habe ich mir selber überlegt und auch codiert. Bei einigen schwierigeren Elementen wie der Navigation oder dem Flip haben mir meine Studienkollegen Alexander Mazzone und Jan Leibacher geholfen.

Schwierigkeiten
Ich fotografiere zwar schon lange und sehr gerne, solch intime Fotografien habe ich aber noch nie gemacht. Am Anfang war ich etwas nervös, weil ich nicht wusste, ob ich das hinbekommen werde und ob auch meine Frauen mit dem Resultat zufrieden sein werden, denn um sie geht es ja. Um sicherer zu werden, habe ich einige Stunden mit einer engen Freundin geübt. Diese Übungssession hat mir enorm viel gebracht. Ich habe mit zwei Softboxen gearbeitet und manchmal wollten diese nicht so wie ich. Die Frauen mussten oft Geduld beweisen, wenn ich das Licht hin- und herschob, um die perfekte Belichtung und die richtigen Schatten aufs Foto zu kriegen.

Die Codierung der Website habe ich ein wenig unterschätzt. Mir war bewusst, dass ich kein Profi bin. Daher habe ich, so glaubte ich, keine sehr komplizierten Elemente einbauen wollen. Manchmal haben sich meine Ideen aber einfach überschnitten und waren nicht so machbar, wie ich es vorhatte. Wie bereits erwähnt, erhielt ich bei diesen Schwierigkeiten Hilfe von meinen Studienkollegen. Die Desktopversion im Chromebrowser funktioniert einwandfrei, bei den anderen Browsern hat es einige kleinste Fehler, die das Gesamterlebnis aber nicht beeinflussen. Auch die Mobileversion ist nicht perfekt, funktioniert aber gut.

Ein anderes Problem war die Terminplanung. Am Anfang hatte ich das Gefühl, dass ich ja noch viel Zeit habe. Obwohl ich meine Frauen schon mobilisiert hatte, haben wir lange keine Termine vereinbart, weder für die Interviews, noch für die Fotos. Somit musste ich fast alle Geschichten in zwei Wochen erhalten und schreiben. Bei den Fototerminen habe ich das ganze dann etwas früher geplant. Und ich war froh darum.

Alles andere hat erstaunlich gut funktioniert.

Learnings
Ein sehr wichtiges Learning war, dass ich auch etwas erreichen kann, dass ich mir beinahe nicht zugetraut hätte. Es wäre so schade gewesen, es nicht zu versuchen.

Wieder einmal wurde mir bewusst: Planung und Organisation sind das A und O. Ebenfalls war es sehr wichtig, dass die Frauen und ich offen miteinander kommunizieren konnten und ein natürliches Vertrauen vorhanden war. Nicht viele erzählen gerne von ihren persönlichsten Erlebnissen und ziehen sich vor der Kamera aus, doch mit der richtigen Energie und Atmosphäre konnte ich das oder konnten wir das umsetzen.

Mit den Resultaten bin ich mehr als zufrieden. Ich kann mir gut vorstellen, mittendrin. auch semesterübergreifend weiterzuführen, denn das Projekt erzählt nie endende und wichtig zu erzählende Geschichten von interessanten Persönlichkeiten.

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