Zwischen Zirkus und Zoo

Das Leben als Dompteur ist alles andere als langweilig. 25 Jahre lang im Zirkus und nun seit 16 Jahren sesshaft im Baselland mit seinen eigenen Shows.

Ein Mann mit Wildkatzen als «Haustier» findet man normalerweise nicht gleich um die Ecke. In diesem Projekt sind wir jedoch genau auf das gestossen. Im Nachbarsdorf unterhält Jürg Jenny drei Löwen, drei Tiger und zwei Leoparden unmittelbar vor der Haustüre.

Bild1

Fast in allen Zoos werden Grosskatzen gehalten und viele Zirkusse zeigen Raubtiernummern. Die meisten der Raubkatzen, die in Zoos und Zirkussen leben, sind durch die Bedingungen in ihrer Haltung unterfordert und entwickeln teilweise schwere Verhaltensstörungen. Eine artgerechte Führung von Raubtieren ist daher eine der grössten Herausforderungen in der Wildtierhaltung. Bis heute ist es noch fast nicht gelungen, Grosskatzen ein Zuhause zu bieten, in dem sie ihr natürliches Verhalten ausleben können und ihr wildes Wesen nicht einschränken müssen.

Jürg Jenny schlägt mit seiner Raubkatzenhaltung eine neue Richtung ein. Ein Weg, indem er seinen Tieren Zooverhältnisse mit weitläufigen Gehegen bietet, welche einer stetigen Veränderung durch Neustrukturierung und Geschmäcker obliegen. Zusätzlich beschäftigt und fordert er die Tiere in Trainingsstunden.

Durch den sanften Umgang mit den sensiblen Tieren, die sich ihrer Kraft und ihrer Waffen aber durchaus bewusst sind, verbindet Jürg Jenny und die Wildkatzen eine besonders enge und freundschaftliche Beziehung, die durch gegenseitiges Vertrauen geprägt ist.

(le)

Kritik
von Bianca Meyer und Stephanie Künzler

Motivation:
Eine Dokumentation über eine Person machen, welche man nicht alltäglich trifft. Dazu noch wilde Tiere und eine seltene Lebenskarriere – solch einen Kurzfilm wollten wir in die Hand nehmen.

Da wir in unserem Nachbarsdorf einen Mann kannten, welcher solche Wildkatzen zuhause hat und wöchentliche Shows bietet, klärten wir kurzerhand ab, ob er einer kurzen Dokumentation über sein Leben zusagen würde. Nach positiver Rückmeldung konnte das Projekt gestartet werden.

Vorgehen:
Nachdem wir das ‘Go’ von dem Dompteur erhielten, recherchierten wir vorab wie die Zirkusszene in der Schweiz und die Bestimmungen von der Wildtierhaltung aussehen. Anschliessend machten wir eine Reko. Wir konnten den Hof besichtigen, Fotos machen und mit dem Dompteur bereits einige Gespräche führen. Dies half uns zur Vorbereitung unseres Drehs. Zudem haben wir Archivmaterial erhalten, welches wir ebenfalls zur Vorbereitung durchgesehen haben. Aufgrund dessen war es unser Ziel, nicht lediglich ein Portrait sondern eine kurze Dokumentation über das Leben von Jürg Jenny zu gestalten.

Drehort:
Der Drehort war auf dem Hof von Jürg Jenny in Olsberg im Kanton Baselland. Die ländliche Umgebung, die Tiergehege und der Show-Raum eigneten sich gut, um ein wahrheitsgemässes Bild zu vermitteln.

Dreh:
Die Zusammenarbeit mit Jürg Jenny war harmonisch und effizient. Gedreht wurde in zwei Etappen. Beim ersten Dreh konnten wir die Show filmen, sowie anschliessend das Interview mit dem Dompteur führen. Auch kleine B-Rolls konnten gedreht werden.
Beim zweiten Dreh wurden die Drohnenaufnahmen sowie Close-ups von den Tieren gemacht. Wir hatten die Möglichkeit, mit der Kamera durch das Gitter zu filmen, um sowohl die Tiger als auch die Löwen aus einer besseren Perspektive aufs Bild zu bekommen.

Postproduktion:
Nachdem das gesamte Filmmaterial im Kasten war, mussten wir uns einigen, welche Stilrichtung und Statements wir in der Dokumentation verfolgen möchten. Relativ schnell waren wir uns einig, dass eine Kommentarstimme die Dokumentation untermalen soll. Das Verfassen der Kommentare hat uns dann geholfen, eine gewisse Ordnung in das Ganze zu bringen.

Schwierigkeiten:
Gezähmte Tiere bleiben wild und unberechenbar. Dies wurde uns bei dem Dreh ein paar Mal zum Verhängnis. Besonders bei der Show waren wir ziemlich eingeschränkt, was das Filmen anbelangte. Wir durften nur von der Tribüne aus filmen, anstatt unmittelbar vor dem Gitter. Zusätzlich mussten wir hektischen Bewegungen vermeiden. Die Raubtiere sind sehr sensibel und liessen sich von den Kameras sehr irritieren.

Des Weiteren war es Schwierig, die Interviewfragen so zu stellen, dass die Antworten nicht allzu lange ausfielen. Daher benötigten wir einige Zeit, um die gesamten Antworten zu sortieren.
Die Lichtverhältnisse in der Manege waren ziemlich unterschiedlich, was das Filmen erschwerte. der Lichteinfluss kam von einer Seite ziemlich stark, wobei die Farben teilweise ziemlich unschön oder verzerrt herausgekommen sind.

Nach dem Video haben wir festgestellt, dass die Positionierung von Jürg Jenny während dem Interview sehr unnatürlich erscheint und auch die Hintergrundfarben das Bild irritieren. Für ein nächstes Mal wollen wir den Protagonisten unbedingt von einem anderen Winkel heraus filmen. Er sollte in das Bild hinein schauen und nicht vom Bild weg.

Bei der Postproduktion erschien uns das Color Grading schwierig. Aufgrund den unterschiedlichen Kameras (2 Canon, Drohne) wurden die Bildfarben dementsprechend unterschiedlich. Bei der Color Correction konnten wir somit nicht bei allen Videos einen sauberen Farbübergang machen. Wir haben uns entschieden den Look mit einem Goldstich zu versehen, um die Bildgestaltung einheitlicher erscheinen zu lassen.

Wir hatten zwar einen Drehplan, jedoch absichtlich kein detailliertes Storyboard, um unvoreingenommen an den Dreh zu gehen und somit uns und Jürg Jenny einen Freiraum für die richtige Message des Videos zu lassen. Dies hatte jedoch zur Folge, dass wir in der Post Production die einzelnen Sequenzen nach aussagekräftigen Statements sortieren mussten.

Ein weiterer Knackpunkt war die Lautstärke der Stimme bei den Audioaufnahmen. Überprüft wurde diese mit Kopfhörern, trotzdem gab es manchmal ein leichtes Clipping, weil wir Jürg Jenny im Voraus anstatt einem kurzen Testgespräch lediglich ein paar Worte sprechen liessen. Auch merkten wir erst im Nachhinein, dass wir bei der einen Canon ungeschickterweise nur Mono anstelle von Stereo aufgenommen haben. Leider konnte dies in der Post Production nicht behoben werden.

Material:

  • Canon 5D MK 2
  • Canon 60D
  • Objektiv Canon EF 24-105mm f4.0
  • Objektiv Canon EF 28mm f1.8
  • 1x Sennheiser AVX Lavaliermikrofon
  • 1x Rode Mikrofon
  • 1x Reflektor
  • 1x Drohne
  • Videostativ Manfrotto 755XB Tripod
  • Videostativ Miller Solo DV2
  • Go Pro

Resultat und Fazit:
Das Resultat gefällt uns selber ziemlich gut. Durch die Nahaufnahmen der Wildtiere bekommt das Portrait ein Hauch Ernsthaftigkeit aber auch ein Bestaunen für die Schönheit der Tiere. Anders als ursprünglich geplant, wurde aus einem Portrait eine kurze Dokumentation, wodurch mehr Arbeit, aber auch ein grösserer Lerneffekt entstanden ist. Wir schätzen uns ebenfalls glücklich mit dem unkomplizierten Kontakt und dem Vertrauen, das uns Jürg Jenny entgegengebracht hat.

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar