1. Berner Schifferstechen

«Nid ghoue – aber gstoche». In Zürich und Basel ist das mittelalterliche Turnier des Schifferstechens schon lange Tradition. Nun wird auch auf der Aare gestochen.

Schifferstechen? Hä? Genau so war auch unsere erste Reaktion. Es sind zwei Schiffe, sogenannte Weidlinge, die längsseitig aneinander vorbeifahren. Mit Lanzen versuchen sich die beiden Stecher vom Podest zu stossen. Wer oben bleibt, hat gewonnen. Klingt eigentlich ganz einfach. Wenn man aber eine solche Lanze selbst getragen hat und weiss, wie schwer sie ist, sieht das schon ganz anders aus. So gingen an diesem sonnigen Tag viele baden – auch die Prominenz. Lanze hoch fürs Berner Volksfest!

(twb)

Kritik
von Kim Valéry Corpataux und Charleen Bretteville

Idee & Konzeption

Bei einem Treffen mit der Organisatorin des Schifferstechens konnten wir alle wichtigen Infos rund um den Event einholen und die Rahmenbedingungen besprechen. Sie wünschte sich zwei Emotionsvideos: ein kürzeres Highlight-Video für die Kommunikation nach Aussen und ein längeres Video für den internen Gebrauch sowie als Erinnerung für die StecherInnen. Sie gab uns auch vor, welche Leute wir unbedingt interviewen müssen, da sie für die Veranstaltung wichtig sind. Dabei half sie uns auch mit guten Tipps für die Fragen, die wir stellen könnten. Ansonsten war die Auftraggeberin betreffend Produktion sehr offen. Sie hat uns vertraut und all unsere Ideen umsetzen lassen.

Nachdem wir alle nötigen Infos erhalten hatten, schauten wir uns Videos von vergangenen Schifferstechen aus anderen Städten an. So konnten wir uns besser vorstellen, wie das Fest abläuft und welche Motive für unser Video wichtig wären. Zudem liessen wir uns auch von anderen Moodvideos inspirieren. Das half uns, die wichtigsten Stilmittel zu bestimmen: Auf der Tonebene wollten wir nebst den Interviewquotes mit emotionaler Musik arbeiten. Die Bilder sollten meist verlangsamt werden (Slow Motion, Time Remapping) und immer ein bisschen in Bewegung sein – wie der Weidling auf dem Wasser. Zudem wollten wir durch Nahaufnahmen von Gesichtern, die Emotionen der Besucher und Stecher hervorheben. Wir hatten auch Drohnenaufnahmen geplant, da es bis jetzt noch keine vom Schifferstechen gibt. Jedoch wurde uns das Fliegen auch nach Abklärung bei Sky Guide nicht bewilligt.

Es war sehr schwierig, ein genaues Konzept zu erstellen, weil wir nicht wussten, was uns genau erwarten würde. Darum hatten wir kein Drehbuch. Wir arbeiteten aber mit einer Shot-List und einem Drehplan, um keine Aufnahmen zu vergessen.

Equipment

Sony FS5
Sony PWX-70
1-Bein-Stativ
Flashmic
Rode NTG-2
XLR Kabel, Kopfhörer

Wir wählten zwei Videokameras aus, da wir für die geplante Slow-Motion mit einer hohen Framerate filmen wollten. Ursprünglich planten wir zwei Sony FS5 ein. Leider wurde uns aber beim Abholen des Materials in der Ausleihe erklärt, dass dies nicht möglich sei. Darum filmten wir schlussendlich mit einer FS5 sowie einer PXW-70. Für die Interviews entschieden wir uns für ein Flashmic sowie das 1-Bein-Stativ, da wir möglichst schnell und einfach viele Leute befragen wollten. Zudem benutzten wir das Rode NTG-2 als Back-Up.

Dreh

Am Drehtag trafen wir uns einige Stunden vor Veranstaltungsbeginn in der Matte. So hatten wir genügend Zeit, um den Platz anzuschauen, Testaufnahmen zu machen und letzte Planänderungen vorzunehmen. Wir hatten zum Beispiel während der Vorbereitung schon abgemacht, von wo aus wir filmen würden. Vor Ort organisierten wir uns aber um, da entweder die Sonne nicht ideal stand oder der Hintergrund unschön wirkte. Zudem warfen wir es über Bord, Ambi-Ton aufzunehmen, weil andauernd Musik und Durchsagen durch die Lautsprecher ertönten.

Während dem Drehen wechselten wir uns zwischendurch mit den Kameras ab, damit wir beide mit der FS5 filmen konnten. Dabei gingen wir bei einer kurzen Besprechung jeweils unsere Aufnahmen durch, um herauszufinden, welche Einstellungen uns noch fehlten. Beim Vergleich der Kamerabilder stellten wir erhebliche Unterschiede zwischen der Bildqualität der beiden Kameras fest. Darum entschieden wir uns dazu, mit der FS5 eher Nahaufnahmen und mit der PXW-70 eher Totale zu filmen.

Für uns war es ein sehr anstrengender Drehtag, da wir bei über 30° Celsius zehn Stunden am Stück an der prallen Sonne waren. Zudem hatte es nicht allzu viele Besucher, was für ein Emotionsvideo natürlich schade ist. Wir versuchten aber nahe an den Leuten zu filmen, damit es aussieht, als hätte es viele Leute.

Postproduction

In der Postproduction haben wir die Videos zuerst nach Drehort (Bsp.: Festzelt, Spielpark etc.) und Perspektive (Stecher von vorn, von der Seite oder von hinten) sortiert, da wir das Video nicht chronologisch, sondern möglichst abwechslungsreich gestalten wollten.

Als eine sehr wichtige Aufgabe empfanden wir die Suche nach passender Musik. Diese sollte modern, episch, heroisch aber doch etwas altertümlich sein und den Traditions-Event dadurch wunderbar unterstreichen. Aufgrund der Rechte entschieden wir uns für eine Songsuche in der YouTube-Musiklibrary, die überraschenderweise bereits nach dreissig Minuten ein positives Ende fand.

Währenddessen die eine Person den Rohschnitt anfertigte, bereitete die andere Person den Song vor: Dieser wurde gekürzt (langweilige und unnötige Stellen entfernt) und wo nötig geloopt. Zudem wurden die Interviewquotes synchronisiert und ausgewählt. Den Zitaten wurde Hall hinzugefügt, um den heroischen Touch des Videos zu unterstreichen. Wir starteten danach mit dem Feinschnitt des kürzeren Videos, da wir fanden, dass es einfacher ist, ein Video zu verlängern, als zu kürzen. Sehr wichtig war uns, die Clips exakt auf den Takt der Musik zu schneiden.

Danach ging es ans Color Grading. Hier hatten wir mit den Aufnahmen der Sony PXW-70 einige Schwierigkeiten. Inhaltlich gute Aufnahmen mussten wir teils aus dem Video entfernen, da sie zu überbelichtet waren und Bildinformationen fehlten, was bei der Sony FS5 nicht der Fall war. Die Einstellungen an der Sony PWX-70 waren sehr schwierig zu handhaben, da es ein extrem sonniger Tag war und wir kaum Möglichkeiten hatten, genug Farbinformationen einzuholen.

Für das Thumbnail hatten wir die Möglichkeit ein Bild der Fotografin des Events zu verwenden, welches wir leicht bearbeiteten und bei welchem wir noch den Titel hinzufügten.

Software

Adobe Premiere Pro CC
Adobe After Effects CC
Adobe Audition
Adobe InDesign CC

Fazit & Learnings

Wenn wir zurückblicken, haben wir bei diesem intensiven, aber sehr spannenden Projekt Einiges gelernt. Beim Dreh würden wir die Aufnahme öfters stoppen und jeweils nur ein Motiv pro Take aufnehmen, da es einfacher für die Postproduction ist. Zudem würden wir bei einem ähnlichen Projekt eine geeignetere Kommunikationsmöglichkeit als das Telefon suchen (Bsp. Funk?), sodass wir uns während dem Dreh schneller austauschen können (Wer hat welche Aufnahmen bereits gemacht?). Im Nachhinein haben wir gemerkt, dass wir den Ton gar nicht hätten brauchen können, auch wenn es mit dem Ambi-Ton geklappt hätte, da wir sowieso die meisten Aufnahmen in Slow-Motion verwendeten. Da wir mit zwei verschiedenen Kameras arbeiteten, wäre es zudem nützlich gewesen, die Dateinamen vorher umzubenennen, da die Zusammenführung der Dateiordner einfacher gewesen wäre. Eine weitere Überlegung wäre, beim nächsten Mal eine Kamera zu wählen, die allenfalls mit mehr als nur 50 Bildern pro Sekunde aufnehmen kann, um noch bessere Zeitlupen-Aufnahmen zu erhalten. Des Weiteren hatten wir, obwohl es auf unserer Shot-Liste stand, zu wenig Detailaufnahmen bzw. Close-Ups von Emotionen. Im Grossen und Ganzen sind wir aber sehr zufrieden mit dem Ergebnis und so war es auch die Organisatoren des Schifferstechens. Ein, wie wir finden, gelungenes Projekt.

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