A Fashion Journey To Marrakesh

Ein Model. Viele Outfits. Eine Kulisse: Marrakesh. Zusammen mit zwei Fotografinnen, einem Stylisten, einer Hair & Make-Up-Artistin und einem Model reiste ich für ein Kreativ-Projekt in die Perle des Südens.

Was Olivia, Corinne, Carlos, Melanie, Kymani und mich verbindet, ist die Leidenschaft für Fashion. Auf unserer Kreativ-Reise nach Marrakesh hatten wir nur ein Ziel: Kymani, Model bei VISAGE, mit Marokkos Szenerie zu vereinen – das mit Setting, Stimmung, Licht, Farben und der perfekten Inszenierung vor unseren Linsen: Die beiden Fotografinnen mittels Stillbild. Ich mit Bewegtbild. Jede Person brachte ihr eigenes, individuelles Talent in die Gruppe mit ein. All diese Fähigkeiten vereint, machten die Produktion zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Olivia Pulver: Fotografin
Corinne Wenger: Fotografin
Melanie Ott: Hair & Make-Up-Artist
Carlos Pereira: Fashion Consultant & Stylist

Mit viel Herzblut setzte auch ich meinen Beitrag zur Kreativreise um: Ein kurzes Fashion-Snipped für Zalando und ein Behind-The-Scenes der vier Tage:

Die Bilder der beiden Fotografinnen wurden unter anderem im Shuba Magazine und im La Plus Belle Magazine veröffentlicht, welche online erworben werden können. Einige der Bilder sind auf ihren Instagram-Profilen zu finden:

Olivia Pulver
Corinne Wenger

* Zalando offerierte die Outfits für die Shootings und plante, das Video auf ihren sozialen Netzwerken zu teilen.

(lhu)

Kritik
von Kim Valéry Corpataux

I. Idee und Konzeption

Die Anfrage für die Teilnahme an einer Kreativ-Reise nach Marrakesch kam von zwei Fashion-Fotografinnen, die ich bereits kannte. Sie erklärten mir, dass sie, zusammen mit einer Make-Up-Artistin, einem Stylisten und einem professionellen Model von Visage für ein Foto-Editorial nach Marrakesch reisen würden: Ein Kreativ-Austausch zwischen kamera- und fashionbegeisterten Menschen. Da wollte ich unbedingt dabei sein!

Ich wollte aber keineswegs nur ein Behind-The-Scenes-Video drehen, denn das hatte ich schon einige Male getan. Ich wollte mehr. Ich wollte dasselbe tun wie sie: Ein Model in Szene Setzen und zusätzlich zum Behind-The-Scenes Video, also auch eine Art Fashion Video produzieren. Das Konzept, welches ich von den beiden Fotografinnen erhielt, inspirierte mich dazu ein eigenes Moodboard zu kreieren:

Mit dem Moodboard kam ich auf eine Idee: Ich wollte nicht nur das Model und die Mode, die von Zalando zur Verfügung gestellt wurde, Inszenieren. Ich wollte damit auch den Mood von Marokko wiederspiegeln und eine einzigartige Verbindung aus Fashion und Reisen konzipieren – mit Dramaturgie, Sounddesign und Grading.

Auf Grundlage dieser Idee fertigte ich eine Shotlist an, die Einstellungen für beide Videos enthielt. Da ich nicht nur das Model alleine, sondern auch die Arbeit dahinter (Fotografinnen, Stylist, Make-Up-Artist) und das ganze Drumherum filmte, erstellte ich bewusst eine Shotlist für beide Videos zusammen. So hatte ich, da ich sowieso durchgehend filmte, immer eine Gesamtübersicht der bereits erstellten Shots und musste nicht hin und her wechseln zwischen zwei Listen. Nichts desto trotz unterteilte ich die Shotlist in «Aufnahmen am Shooting-Set» und «Aufnahmen von Marrakesch». So konnte ich beim Filmen den Überblick bewahren. Da ich die Location vorher nicht gesehen hatte, ergänzte ich die Shotlist am Anreisetag mit weiteren Details.

Equipment

  • DJI Ronin S
  • Panasonic GH5s
  • Cage Tilta
  • Panasonic 12-35mm f2.8
  • Panasonic 35-105mm f2.8

Es war das erste Mal, dass ich mit einer DJI Ronin S filmte, daher investierte ich viel Zeit in die Recherche: Mit Hilfe diverser Tutorials eignete ich mir Wissen zu verschiedenen Filmtechniken mit One-Held-Gimbals an (zB Orbit, Infinite-Spin, sehr nah an einem Objekt entlang etc.) und prüfte die Vorteile des One-Held gegenüber Two-Held-Gimbals. Diese neu erlernten Techniken konnte ich dann direkt in die Shotlist implementieren. Da diverse Ideen für die Postproduction, die ich bereits im Vorfeld sammelte, direkten Einfluss auf die Aufnahmen hatten, liess ich diese auch in die Shotlist einfliessen.

Die Panasonic GH5s aus der HKB lieh ich mehrere Male vor der Reise nach Marokko aus, um mich mit ihr vertraut zu machen. Anders wie bei Sony Kameras, hat die Panasonic GH5s eine integrierte Slow-Motion-Funktion (Variable Frame Rate), die ich unbedingt ausprobieren wollte. Ich plante viele Time-Remaps für die Postproduction ein, wodurch das Verlangsamen der Clips unabdingbar für mich war. Natürlich übte ich auch das Kalibrieren der DJI Ronin S zusammen mit der Panasonic GH5s, um dies dann auch in Marrakesch unter Zeitdruck bewältigen zu können. Beim Testen des Gimbals wurde mir erstmals bewusst, dass man die Brennweite der Kamera nicht mehr verändern kann: Dadurch würden die Motoren überlastet und der Gimbal womöglich beschädigt werden. Da ich aber nicht immer mit derselben Brennweite filmen wollte und ich keine weitere Kamera zur Verfügung hatte, musste eine andere Lösung her. Diese war zwar theoretisch einfach, praktisch aber eher umständlich: Ich filmte zuerst diejenige Shots, welche ich mit dem Gimbal umsetzen wollte. Dann schaltete ich den Gimbal aus, entfernte die Kamera mit der Quickplate und filmte aus der Hand, um noch weitere Shots mit veränderter Brennweite zu erhalten. Dies ging dann den ganzen Tag so, was mir insgesamt relativ viel Zeit wegnahm.

III. Dreh

Der Dreh erstreckte sich über die gesamten vier Tage, in denen wir in Marrakesch verweilten. Da ich Filmmaterial für zwei verschiedene Videos drehte, waren die Tage intensiv und bis zu 10 Stunden lang. Nach den eigentlichen Fotoshootings, die sich jeweils in den Outfits unterschieden, blieben mir jeweils ein paar Minuten, um auch einige Aufnahmen mit dem Model umzusetzen. Die Arbeit mit einem Model war neu für mich: Anweisungen zu Körperhaltung, Blick oder Position der Arme, Beine etc. zu geben, erwies sich schwieriger als gedacht. Da sie jedoch von einer Agentur kam und bereits viele Erfahrungen gesammelt hatte, funktionierte die Zusammenarbeit Hand in Hand. Mit der Zeit fand ich extrem Gefallen daran.

Da ich nebst den Outfits auch das ganze Drumherum, wie Schminken, Fitting, sowie Freizeit-Aktivitäten für das Behind-The-Scenes Video sammeln musste, war ein klarer Kopf gefragt: Während ich am Filmen war, überlebte ich mir bereits, was als nächstes anstand und welche Shots ich unbedingt noch bewerkstelligen musste. Die vorbereitete Shotlist, auf der ich die Aufnahmen abhaken konnte, half mir dabei sehr.

Da Slow-Motion bei der Panasonic GH5s kameraintern aufgenommen wird, musste ich ständig zwischen Slow-Motion und Real-Time-Modus hin und herwechseln, da ich nicht nur Slow-Motion-Aufnahmen wollte. Aufgrund des knappen Slots, der mir jeweils nach den Shootings zur Verfügung stand, musste dies effizient geschehen. Damit ich zudem mit verschiedenen Brennweiten arbeiten konnte, musste ich die Kamera immer wieder vom Gimbal nehmen und später wieder draufmontieren. Dieses Hin und Her nahm jeweils viel Zeit in Anspruch.

Für die Aufnahmen vor und um Marrakesch blieb mir kaum eine Gelegenheit. Um die kulturellen Regeln des Landes zu respektieren, setzten die Fotografinnen ihre Shootings meist im Riad um. Denn sie wollten mit einem teilweise leicht bekleideten Model keine Unruhe stiften. Dadurch waren wir meist nur abends in den Souks unterwegs. Auch wenn das Riad im marokkanischen Stil eingerichtet war, wollte ich das Model im Video unbedingt noch stärker mit dem «richtigen» Marrakesch in Verbindung bringen. Als Frau alleine, vollgepackt mit teurem Kamera-Equipment, in Marrakesch durch die Souks zu ziehen, war etwas, dass ich jedoch nicht tun wollte. Deshalb fragte ich den Stylisten, ob er mich an zwei Nachmittagen begleiten würde, sodass ich einige Aufnahmen machen konnte.

Während dem Filmen in den Souks, kam ich auf die Idee, für Marrakesch typische Objekte (zB Mopeds, Töpfe, Spiegel, pompöse Eingänge, Glocken etc.) in mehrfacher Ausführung zu suchen und aufzunehmen. Diese, sehr ähnlichen Einstellungen ermöglichten mir tolle Übergänge und mehr Continuity:

IV. Postproduction

Software & Hilfsmittel:

  • Premiere Pro
  • After Effects
  • Photoshop
  • Wacom Intuos Pro M

Wieder Zuhause angekommen, stand ich vor einem riesigen Berg Filmmaterial: Ich hatte mehr als ein halbes Terabyte gesammelt. Nun war es wichtig, den Überblick zu behalten. Ich sortierte das Material zuerst anhand der einzelnen Outfits und kategorisierte die Aufnahmen in Fashion, Behind-The-Scenes und Marrakesch.

So hatte ich am Ende drei grosse Teile und konnte mit dem eigentlichen Schnitt beginnen.

Nach dem Sichtigen des Materials schwebte mir bereits der Mood für die Musik im Kopf: Für das Snipped wollte ich unbedingt einen Song im marokkanischen Stil. Ich fand sehr bald schon einen geeigneten Song, entschied mich aber dazu, noch ein weiteren, etwas Neutraleren zu suchen. Ich war überzeugt, dass der marokkanische Song über die ganze Länge des Videos zu viel sein würde. Ich fand einen sehr passenden Fashion- und Lifestylesong, der sich auch als ideal für das Behind-The-Scenes-Video herausstellte. So hatte ich zwei Fliegen auf einen Streich geschlagen und sogar einen Wiedererkennungseffekt zwischen den Videos geschaffen.

Nebst der Musik und dem Grading schaffte ich einen weiteren Wiedererkennungswert über die verwendenten Schnitttechniken:  Um mehr Dynamik in den Schnitt zu bringen, arbeitete ich oft mit Time-Remappings. Da ich schon lange mit Transitions mittels Masken arbeiten wollte, baute ich auch solche in die Videos ein. Hier war es mir sehr wichtig, dass die Transition sehr schnell geschehen, sodass ein «Was war das jetzt»-Effekt entsteht. Die Masken sollten also kaum sichtbar sein.

Beim Fashion Snipped schenkte ich dem Audiodesign besondere Beachtung: Ich wollte das Feeling von Marrakesch rüberbringen und arbeitete dabei mit Soundeffekten, die ich durch die Videos vor Ort aufgenommen hatte, aber auch aus Soundlibraries bezog.

Im Behind-The-Scenes Video wollte ich die Arbeit der Fotografinnen, des Stylistin, der Make-Up-Artistin und natürlich des Models präsentieren. Daher war es mir wichtig, sie am Anfang des Videos vorzustellen. Mit einer animierten Kontur um ihre Silhouette, einem kurzen Stop im Clip und dem Erscheinen ihres Namens mittels Type-Effekt stellte ich eine Person nach der anderen in den Fokus. Passend dazu, fügte ich mit dem Wacom einige Brush-Effects ein, um dem Video einen besonderen Touch zu verleihen.

Für das Color Grading beider Videos war es mein Ziel die warmen, orange-beigen Töne, die alle Häuser in Marrakesch wiederspiegelten, als Grundlage zu verwenden. Rottöne sollten also das Auge des Betrachters lenken. Alle anderen Farben wollte ich eher entsättigt erscheinen lassen. Zum ersten Mal hatte ich mich intensiv mit dem Zurücksetzen der Gammakurve (V-Log) beschäftigt. Leider wusste ich da noch nicht, dass für jede Kamera ein LUT existierte, der diese Zurücksetzung automatisch übernahm. Über ein Tutorial wurde empfohlen, einzelne Werte zum Zurücksetzen zu verwenden. Ich realisierte dabei, dass viele der Slow-Motion-Aufnahmen rauschten. Auch nach langer Recherche kam ich zu keiner eindeutigen Fehlerquelle. Ein möglicher Grund kann in den Werten liegen, mit denen ich die Gammakurve zurückgesetzt hatte. Ein anderer wäre, dass einige dieser Bilder unterbelichtet waren (= mit V-Log gefilmt problematisch). Es kann aber auch die Slow-Motion-Funktion gewesen sein, welche die Bittiefe der Videos runterschraubt. Glücklicherweise konnte ich die Aufnahmen trotzdem verwenden, denn das Ausmass des Rauschens war nur auf grossem Screen ersichtlich.

V. Take Aways

  • Auch wenn die Fehlerquelle des Rauschens nicht eindeutig auf die Zurücksetzung der Gammakurve auf Rec709 mittels Werten zurückzuführen ist, würde ich heute natürlich nur noch mit einem vom Entwickler zur Verfügung gestellten LUT arbeiten
  • Das Behind-The-Scenes Video würde ich heute stärker vom kurzen Fashion Snipped abheben und die Arbeit noch stärker in den Fokus stellen: Ich würde Quotes von den einzelnen Personen aufnehmen und integrieren, um mehr Hintergrundinformationen zu liefern. Ich würde das Model weniger in Szene setzen, denn das hatte ich ja bereits im Fashion-Snipped getan
  • Mit der in der Panasonic GH5s integrierten Slow-Motion Funktion zu arbeiten, war eine Erfahrung wert. Ich würde es aber heute, aufgrund der umständlichen Koordination (wechseln zwischen Realtime und Slow-Motion-Funktion) nicht mehr tun. Lieber arbeite ich mit einer höheren Framerate und habe danach die Option den Clip in realer Geschwindigkeit zu verwenden oder zu verlangsamen.
  • Falls es dies zuliesse, würde ich heute mit zwei Kameras filmen: Ich würde eine Kamera mit einer Fixbrennweite auf den Gimbal montieren und eine für weitere Aufnahmen verwenden, bei denen ich die Brennweite verändern wollte. So wäre ich flexibler während einem solchen zeitintensiven Dreh und könnte eine Menge Zeit einsparen.

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