Two Photographers | One Location

Instagram ist mittlerweile viel mehr als nur eine Foto-Sharing-App: Es informiert. Es inspiriert. Es verbindet Menschen mit denselben Interessen miteinander. Das beweisen Olivia Pulver und Stefanie Chareonbood.

Die leidenschaftlichen Fotografinnen lernten sich über die App kennen und kamen nur kurze Zeit später auf eine Idee: Was passiert, wenn zwei Fotografinnen an derselben Location ein Fashion Editorial shooten? Welche Ideen entstehen? Welche Visionen? Wer verwendet welche Blickwinkel und welche Umgebung? Was Olivia, Stefanie, das Model, die Make-Up Artists und die Stylistin so alles erlebt haben, erfährst du im Video:

 

(bae)

Kritik
von Kim Valéry Corpataux

Idee & Konzeption

Für dieses Projekt erhielt ich eine Anfrage von Olivia, der Fotografin. Sie kontaktiere mich nur einige Wochen vor dem Treffen, wodurch die Planung etwas knapp ausfiel. Sie erklärte mir, welche Idee hinter dem Projekt steht:

Olivia und Stefanie haben sich über Instagram kennengelernt und wollten unbedingt ihre Erfahrungen aus der Foto-Welt austauschen. Daher hatten sie die Idee ein Fashion Editorial mit allem drum und dran (Model, Stylist, Hair & Make Up) zu organisieren. Ziel war es, dass beide Fotografinnen das gleiche Model an der gleichen Location in Szene setzen und eine Art Challenge zwischen den beiden entsteht. Ein schlichtes Behind-The-Scenes Video zu drehen, kam für mich eigentlich nicht in Frage, deshalb fand ich diese Idee spannend und wollte unbedingt dabei sein. Ich war mir sicher, dass sich da auch im Video dramaturgische Eigenheiten einbauen liessen. Leider war es dann so, dass sich Stefanie nur ein paar Tage vor dem Treffen dagegen entschied, da sie Angst hatte, die Bilder der beiden würden dann zu ähnlich werden. Ihr war es wichtig, dass sie die Bilder dann an Magazine schicken und sich damit bewerben konnte. Leider fiel dadurch die ganze Idee ins Wasser und es wurde ein ganz normales Fashion Editorial: Zwei Fotografinnen shooten an derselben Location, aber eben mit unterschiedlichen Models.

Ich liess mich davon trotzdem nicht demotivieren und konzentrierte mich auf die Erstellung einer detaillierten Shotlist. Ich liess mich von vielen Behind-The-Scene Videos inspirieren und versuchte herauszufinden, was bei einer solchen Umsetzung wichtig ist. In der Shotlist überlegte ich mir nebst dem Inhalt des Shots auch Einstellungsgrösse, Perspektive und Kadrierung. Besondere Augenmerk widmete ich auch dem zugesandten Ablauf des Shootings. Nebst Hair & Make-Up, wollte ich auch das Fitting (Anprobe der Kleider) in das Video integrieren und ein kurzes Vorstellen der beiden Fotografinnen und Erläutern der Idee einbauen.

Nebst der Shotlist erarbeitete ich auch eine Post-Production-Liste, in der ich diverse Effekte wie beispielsweise Transitions oder Einblendungen vermerkte, die ich mir gut im Video vorstellen konnte. Dazu notierte ich mir die Tutorial-Links, sodass ich in der Post-Production ganz einfach darauf zurückgreifen konnte. Zudem bereitete ich auch bereits Grafiken, wie zB den Instagram-Tag für die beiden Fotografinnen vor, die ich danach im Video einbauen würde.

Als letzte Vorbereitung lieh ich das Material einige Tage früher aus und machte mich mit der Kamera vertraut, mit der ich bisher noch nie gearbeitet hatte. Natürlich nutzte ich die Möglichkeiten, die die Sony A6500 bot und filmte mit einer Frame-Rate von 100 Bildern pro Sekunde. Dies ermöglichte mir tolle Slowmotion-Aufnahmen, welche meiner Meinung nach, in einem Best-Of oder Behind-The-Scenes Video unabdingbar sind. Zudem informierte ich mich über das Bildprofil S-Log, mit welchem ich bisher noch nie gefilmt hatte.

Equipment

Da mir für die Pre-Production nur wenige Wochen blieben, war leider keine Sony A7 mehr vorhanden. Somit wich ich auf die Sony A6500 aus:

Equipment der HTW Chur:

  • Sony A6500
  • Sony Objektiv 18-105mm f4
  • Mikrofon Rode VideoMic für DSLR
  • Zoom Recorder H6
  • Funkset Lavalier Sennheiser

Eigenes Equipment:

  • Rollei Compact Traveler Carbon Stativ

Dreh

Der Drehtag gestaltete sich anstrengender als gedacht: Das erste Problem, welches sich ziemlich schnell ergab, war der Zeitdruck. Ich wollte die Ansprache und Einleitung natürlich unbedingt vor den Shootings aufnehmen, denn ich war mir sicher, dass die beiden danach zu Müde sein würden. Da wir aber bereits Verzögerung hatten, blieb uns für diese Aufnahmen nicht allzu viel Zeit. Natürlich konnten sie nicht einfach hinstehen und loslegen – Ich musste sie noch verkabeln. Ich musste den Ton pegeln und es brauchte einen kurzen Audiotest. Die Einleitung, so wie sie nun im Video ist, finde ich eindeutig zu lange. Wäre uns mehr Zeit geblieben, hätte ich gerne noch eine kürzere Variante aufgenommen.

Das nächste Problem, welches sich, kurz nach Start der eigentlichen Shootings anbahnte, war die Hitze: Im verwunschenen Haus war es, aufgrund des Sommertags, wahnsinnig heiss geworden, sodass man sich kaum konzentrieren konnte. Zudem fotografierten Olivia und Stefanie gleichzeitig, sodass ich immer von der einen zur anderen Location rennen musste, zumal ich natürlich bei beiden in etwa gleich viele Momente einfangen wollte. Da sich zudem die eine meist im Haus und die andere im Grünen aufhielt, musste ich die Einstellungen der Kamera aufgrund der veränderten Lichtsituation jedes Mal wieder komplett anpassen, wodurch mir noch weniger Zeit für die Aufnahmen blieb.

Für was ich mir aber trotzdem immer Zeit nahm, waren die Angaben, die ich mir in der Shotlist notiert hatte: Einstellungsgrösse, Kadrierung und Perspektive. Zudem hatte ich mir aufgrund des Brainstormings in der Pre-Production vorgenommen, bei jedem Shot eine leichte Bewegung («Orbit Around Object») einzubauen. Dies erwies sich später in der Post-Production als grosser Vorteil: Die leichte Bewegung machte die Shots etwas interessanter und verlieh dem Video mehr Schwung.

Insgesamt hatte mir der Tag sehr viel Spass bereitet. Es war einer meiner ersten, eigenen Projekte ausserhalb einer Gruppe. Ich war also ganz auf mich alleine gestellt, wodurch ich über mich hinauswachsen konnte und so einiges dazulernte.

Postproduction

Leider hatte ich, wie schon bei meinem letzten Projekt, vergessen die Dateinamen der SD-Karten umzubennen. Dadurch kam es beim Back-Up zu Problemen und ich musste die Dateien z.T. mit Hilfe eines Programms umändern. Nachdem ich dies geschafft hatte, stand meiner Produktion eigentlich nichts mehr im Wege...

Leider bahnte sich bereits das nächste Dilemma an: Beim sichten des Materials musste ich nämlich feststellen, dass vor allem die Aufnahmen im Haus zum Teil ein Bildrauschen aufwiesen. Nach einigen Gesprächen mit Klassenkollegen und weiterer Online-Recherche fand ich heraus, dass mit S-Log eine spezielle Belichtung angewendet werden musste. Das Bild mit S-Log scheint aus Sicht des menschlichen Auges meist zu hell, wodurch man intuitiv die Blende zumacht. Dies ist jedoch nur ein Trugschluss, denn durch die Entfernung von Kontrast, Schärfe, Schatten und Saturation wirkt das Bild nur so hell. Mit der EV-Anzeige von Sony und der Korrekten Einstellung des Zebras kann dieses Problem aber während dem Filmen ziemlich schnell gelöst werden. Zwar hatte ich nun etwas Neues gelernt, doch meine Aufnahmen konnte ich leider nicht mehr neu aufnehmen. Ich musste also damit leben und arbeiten.

Als erstes legte ich eine Best-Of Sequenz an, in die ich die besten Aufnahmen einfügte, sodass ich nur noch eine Auswahl zur Verfügung hatte und im Schnitt schneller vorangehen konnte. Dabei teilte ich diese Aufnahmen innerhalb der Sequenz in zwei Teile und färbte diese unterschiedlich an: In einem Teil waren sämtliche Aufnahmen von Olivias Part und in anderen Teil die von Stefanie.

Bevor ich mit dem Schnitt begann, suchte ich viele Stunden lang nach einer passenden Musik. Da die Fotografinnen auch diverse Wünsche zu Stimmung und Genre geäussert hatten, war es nicht ganz einfach, etwas zu finden. Insbesondere, weil ich kein Budget zur Verfügung hatte. Schlussendlich fand ich etwas, dass man gut zwischen Fashion und Lifestyle einordnen kann. Leider ist mir der Song aber doch ein wenig zu redundant – Spannung wird kaum erzeugt. Heute würde ich wohl einen Song kaufen oder selbst einen produzieren, um vollkommen zufrieden zu sein.

Im nächsten Schritt folgte dann der Rohschnitt. Hierbei versuchte ich, wenn immer möglich, die beiden Fotografinnen abwechslungsweise einzubringen, sodass es nicht langweilig wird. Zusätzlich probierte ich neue Effekte und Schnitttechniken aus:

  • Am Anfang baute ich, um die beiden Fotografinnen ins Zentrum des Videos zu stellen, eine 180-Grad-Drehung ein.
  • Da mir beide Fotografinnen die Originalfotos zugesendet hatten, schnitt ich diese jeweils an der passenden Stelle, mittels eines Fotoeffekts ins Video, sodass der Zuschauer direkt das Resultat sehen kann.
  • Zudem überlegte ich mir einen einheitlichen Übergang zwischen den beiden Fotografinnen, um sie klar voneinander zu trennen.
  • Bei der Einführung, in der sich die beiden vorstellen, arbeitete ich zum ersten Mal mit Motion Tracking, um den Instagram-Tag einzubauen.

Danach machte ich mich ans Color Grading. Zum ersten Mal versuchte ich mit einem LUT zu arbeiten. Dabei merkte ich, dass ein LUT relativ schnell die Qualität der Clips vermindert. Daher achtete ich darauf, die Intensität des LUTs zu minimieren und weitere Anpassungen selbst umzusetzen. Da ich das Color Grading ein wenig dem Stil der Fotos der Fotografinnen und der Outfits anpassen wollte, wählte ich warme Brauntöne und arbeitete zusätzlich mit der Faded-Film-Funktion in Adobe Premiere Pro, um einen Cinematic-Look zu generieren.

 Software & Tools

  • Schnitt: Adobe Premiere Pro
  • Transitions und Effekte: Adobe After Effects
  • Audio: Adobe Audition
  • Thumbnail: Adobe Photoshop
  • Grafiken: Adobe Illustrator

Fazit & Learnings

Umsetzung:

Leider fehlt mir im Video der journalistische Aspekt. Klar, ein Behind-The-Scenes Video ist ein Behind-The-Scenes Video. Da jedoch die Ursprungsidee eine andere war, bin ich mit der Umsetzung nicht so ganz zufrieden. Ich finde aber, dass ich trotz simplen Best-Of Video eine knackige Zusammenfassung des Fashion Editorials umsetzen konnte – auch wenn es nun eher einer Promotion gleicht.

Bild- und Tonebene:

Zudem finde ich, dass das Anfangsgespräch der beiden viel zu lange ist. Dieses würde ich heute noch stärker kürzen oder versuchen, neu aufzunehmen. Was mich zudem zusätzlich stört sind die vielen PET-Flaschen und die Taschen, die bei fast jedem Bild im Hintergrund stehen. Ich hatte am Drehtag zwar versucht, die Kadrierung so zu wählen, dass diese nicht im Bild sichtbar sind, aber das war ziemlich schwierig.

Technik:

Zwar habe ich mittlerweile wieder mit einer Sony A6500 gefilmt, um ihr eine zweite Chance zu geben (J). Ich würde nun aber definitiv davon abraten. Der Follow Focus funktioniert einfach zu wenig gut. Die Sony A6500 kann, Im Vergleich zur Sony A7 mit dem Vollformat-Sensor, einfach schwer bestehen. Und der XLR-K2M Adapter, welcher bei der Sony A7 im Set dabei ist und eine hohe Audioqualität ermöglicht, ist einfach spitze! Aber natürlich: Für die Preisklasse und der hohen Framerate, ist sie die A6500 ganz okay.

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