Herausforderungen angenommen…
..und etwas später auch erfüllt. Und zwar einfacher als gedacht. Auf dieser Seite könnt ihr praktisch alle Republik-Artikel gratis konsumieren. Viel Spass.
Aber halt. Wenn es jetzt eine Website gibt, die Links der Republik aus dem Internet fischt und diese sammelt und somit sämtliche Inhalte frei zugänglich macht, ist das dann fies? Ist das dann illegal? Kann man es moralisch rechtfertigen? Und spielen diese Fragen überhaupt eine Rolle?
Bei dieser Website geht es nicht darum, der Republik ans Bein zu pinkeln. In erster Linie ist sie ein Programmier-Experiment und folgt so dem Credo vieler Programmierer. Es geht nicht darum, Böses zu tun. Es geht darum zu sehen, ob es funktioniert.
Technisch gesehen hat es funktioniert, ob es sich moralisch rechtfertigen lässt, ist die andere Frage. Was bedeutet das für die Gesellschaft? Was heisst das für die Medienlandschaft? Sollten Informationen denn nicht frei zugänglich sein? Und sollte nicht genau das im Interesse des Journalismus sein? Unabhängig, objektiv, informierend. Journalismus gilt als die vierte Gewalt, die zur öffentlichen Meinungsbildung beitragen soll. Doch wie soll eine allgemeine Meinungsbildung stattfinden, wenn Informationen nur durch Geld «freigeschaltet» werden können? Diese Paywall separiert die Gesellschaft und macht Artikel nur Menschen zugänglich, die in der Lage sind, Geld dafür zu bezahlen. Ist dies nicht der Fall, so bleiben die Informationen grundsätzlich verwehrt. So ist eine allgemeine Informierung der Gesellschaft unmöglich und Menschen mit niedrigem Einkommen werden gezwungen, Informationen aus Gratiszeitungen und dem Internet zu beziehen. Hierbei herrschen aber grosse Unsicherheiten bezüglich Wahrheitsgehalt und Akkuratesse. Zieht ein derartiges Bezahlungssystem also eine Schneise in unsere Gesellschaft? Klar, ein Zeitungsabo kostet nicht alle Welt und wird wohl für die meisten Personen in der Schweiz ohne Probleme erschwinglich sein. Es bleibt aber die prinzipielle Frage: Wieso wird ein Gut wie Information hinter verschlossenen Türen gehalten und nur gegen Geld herausgerückt, wenn es doch der Sache nach für die Allgemeinheit bestimmt ist? Ist das denn nicht die Motivation von Journalismus?
Verständlich ist, dass Journalismus vom Staat getrennt und unabhängig agieren können muss. Verständlich ist auch, dass Journalismus eine Berufsgattung ist und Menschen von dieser Arbeit leben können müssen, ergo irgendwie entlohnt werden müssen. Verständlich ist auch, dass weder die Republik noch eine andere Zeitung der Schweiz die Medienwelt neu erfinden können. Es bleibt aber die Frage, ob wir das Mediensystem vielleicht noch radikaler hinterfragen müssen, um ein nachhaltiges Zukunftsmodell für den Journalismus zu finden. Und nein, diese Website ist vorerst auch keine Lösung für diese Problematik. Aber wir haben immerhin einmal darüber nachgedacht. Und du?
(lhu)