Ansara: Untergang einer Stadt

Die Stadt ist fiktiv, doch die Geschichten könnten sich wirklich so zutragen. Schauplatz: irgendwo im Mittleren Osten. Eine vom Krieg völlig verwüstete Stadt inmitten einer Wüste, steht kurz vor ihrer Auslöschung.

Die Bewohner versuchen einfach nur zu überleben und ein bisschen Normalität in ihr Leben zurückzubringen. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen zwei Jugendliche und ihre Freundschaft. Doch schon bald wird diese durch Machenschaften und Intrigen auf eine harte Probe gestellt.

Immer wieder holen uns Bilder unvorstellbarn Leids und Schmerzes von Flüchtlingen ein. Sei es auf überfüllten Booten, aus Flüchtlingslagern mit katastrophalen Hygienezuständen oder über die Balkanroute, auf der sich völlig ausgemergelte Menschen auf den Weg in ein besseres Leben machen. Es ist eine der grossen humanitären Krisen des 21. Jahrhunderts und es scheint, als würde sich dieser Zustand auch in naher Zukunft nicht ändern. Diese Geschichte handelt von den Anfängen aller Flüchtlingsbewegungen und den Menschen dahinter. Das Treatment findest du hier.

(fms)

Kritik
von Remo Krieg

Konzept

Im Sommer 2015 erreichte Europa die grosse Flüchtlingswelle. Überall in den Medien wurden Bilder von flüchtenden Menschen gezeigt. Sei es in Booten auf dem Mittelmeer oder über die Balkanroute. Das Flüchtlingsthema war allgegenwärtig. Es liess auch mich nicht kalt. Doch der entscheidende Auslöser, welcher mich zu der Geschichte Ansara bewegte, waren Drohnenaufnahmen von einem Russen über der Stadt Damaskus im Oktober 2015. Diese Videoaufnahmen waren bestechend schön. Damaskus sah von oben in der Abendsonne wie eine Märchenwelt aus. Zwar war die Stadt bis auf die Grundmauern zerstört, doch durch die Distanz der Drohnenaufnahmen, hatte Damaskus etwas Groteskes, Surreales an sich. Es sah mehr aus wie in einem Game, als in der Realität und eben die Luftaufnahmen hatten was bizarr Schönes an sich. Diese Eindrücke inspirierten mich für diese Geschichte. Ich wollte eine Geschichte über eine zerstörte Stadt, wie sie Damaskus ist, schreiben. Dabei interessierten mich Fragen wie: Wie können Menschen in dieser Hölle leben? Wie überleben sie? Wie bringen sie Normalität in ihr Leben in dieser lebensfeindlichen Umgebung? Und vor allem: Was machen die Kinder dieser Stadt? Können auch sie Normalität in ihr Leben bringen? Können sie in irgendeiner Form spielen?

All diese Fragen und noch mehr beschäftigten mich und ich wollte mit dieser Geschichte einen Weg finden, um darüber sprechen zu können. Es sollte ein Treatment werden. Ein Treatment, weil es eben keine Dialoge gab wie in einem Drehbuch. Die Geschichte sollte aber schon sehr detailliert sein, damit sich der Leser ein genaues Bild davon machen kann. Dazu sollte ein Trailer entstehen, damit man die Geschichte emotional besser erfassen kann. Die Geschichte zum jetzigen Zeitpunkt real zu verfilmen , ist in einem Krisengebiet unmöglich. Darum habe ich mich entschieden, mit Filmfootage zu arbeiten. Die audiovisuellen Elemente sind ein selbstverfasstes Gedicht, welches die sterbende Stadt und ihre Bewohner portraitiert und mit Bildern unterstützt. Ausserdem ist die klassische Komposition Hungarian Dances No. 5 von Johannes Brahms zu hören. Sozusagen als Gegenpol zu den Kriegsbildern. Alles in allem sollten Trailer, Treatment, Musik und Gedicht ein ganzheitliches Bild der Geschichte vermitteln und die Möglichkeit offen lassen, gegebenenfalls in einem nächsten Schritt das Drehbuch zu schreiben und schlussendlich zu verfilmen.

Geschichte

Eine Stadt ist durch die jahrelangen Bürgerkriegswirren ins Chaos versunken. Überall liegen Trümmer, die Menschen getrauen sich, aus Angst zwischen die Fronten von Regierungs- und Rebellengruppen zu kommen, kaum mehr vor die Tür. Nur noch die Jugendlichen eines Quartiers wagen sich zum Versteck spielen ins Freie. Angeführt werden sie von zwei Freunden. Es ist ihre einzige Möglichkeit ein kleines bisschen Menschlichkeit in ihr Leben zu bringen und die schon fast verloren geglaubte Kindheit ein Stück zurück zu gewinnen. So lernen sie die Stadt, ihre geheimen Verstecke und Wege wie kein Zweiter kennen. In ihrer Fantasiewelt fliehend ist es ihre einzige Chance zum Überleben. Doch eines Tages verlieren sich die beiden Freunde, durch ein bis anhin noch nie dagewesene Zerstörungswut der verfeindeten Gruppen, aus den Augen. Beide nun aktiv im Krieg involviert und nichtsahnend, dass sie sich auf verfeindeten Seiten befinden, kämpfen sie um ihr Leben und ihre Ideologie. Als sie schliesslich in einem Gefecht aufeinander treffen, flammt die alte Freundschaft auf und sie beschliessen gemeinsam den Krieg auf ihre Weise zu beenden. Sie erkennen, dass keine Seite die Richtige ist um das Land in den Frieden zu führen und dass den Menschen nur geholfen werden kann, wenn sie von ganz vorn anfangen.

Treatment

Das Treatment unterscheidet sich vom Drehbuch nur darin, dass keine Dialoge vorhanden sind. Trotzdem ist das Treatment schon sehr präzise und beinhaltet alle Details, welche für den Film von Bedeutung sind. Das sind unter anderem Drehorte, Einstellungen und alle anderen visuell wichtigen Merkmale. Es war eine grosse Herausforderung, all diesen Punkten gerecht zu werden. Bilder und Szenen in Worte zu fassen, stellte sich als sehr schwierig heraus. Es musste penibel darauf geachtet werden, dass man den roten Faden nicht verliert, den Leser nicht verwirrt und dass das Treatment verständlich geschrieben war. Es sollte in sich geschlossen sein, wie auch die Geschichte schlüssig sein sollte.

Gedicht

Mit dem Gedicht wurde bewusst eine Sprache gewählt, welche den Gemütszustand der Stadt Ansara versinnbildlichen sollte. Im Gedicht wird über die Schönheit der Stadt, über ihre Bewohner, das pulsierende Leben aber auch über ihren schleichenden und durch nichts aufzuhaltenden Tod gesprochen . Dadurch soll ein Gefühl für die Stadt, eine Momentaufnahme vermittelt werden. Das Gedicht soll die Bilder unterstützen und ihr zusätzliche Emotionen verleihen. Die grosse Herausforderung beim Verfassen des Gedichtes war, dass die Wörter poetisch sein sollten aber gleichzeitig nicht zu plakativ. Sie sollten mit den Bildern verschmilzen und diese unterstützen. Das Gedicht sollte einen Rhythmus haben, welcher sich an den Schnitt und umgekehrt anpasst. Das Gedicht war als künstlerischer Ausdruck gedacht. Im ersten Teil des Trailers werden die Bilder mit Musik, im zweiten Teil mit dem Gedicht audiovisuell abgerundet.

Film-Footage

Der Trailer zum Treatment konnte nicht mit Originalaufnahmen umgesetzt werden. Da sich die Geschichte im mittleren Osten in einem Kriegsgebiet abspielt, musste ich auf Filmfootage zurückgreifen. Dies erwies sich aber als sehr schwierig, da es oftmals nicht Creative Commons waren, Aufnahmen also, die jedermann ohne rechtliche Bedenken benutzen durfte. Ich musste mich durch das Internet durcharbeiten. Viele Aufnahmen wurden von privaten Handys oder Kameras gedreht und waren auf arabisch gekennzeichnet. Dies erforderte Stundenlanges durcharbeiten von Videos, viele davon waren unbrauchbar oder in zu schlechter Auflösung vorhanden.

Musik

Bei der Musik habe ich mich für Hungarian Dances No. 5 von Johannes Brahms entschieden. Die Tänze Nr. 1 – 10 wurden in zwei Heften 1869 veröffentlicht. Die klassische Komposition ist ein krasser Gegensatz zu den oftmals brutalen Bildern im Trailer. Dies wurde bewusst so gewählt, um dem Ganzen die Ernsthaftigkeit zu nehmen und ein Stück Ironie einzustreuen. Die Bilder sollten zur Musik von Brahms tanzen. Die Schwierigkeit bestand darin, dass sich Bild und Musik zu einer Einheit zusammenfügen konnten. Da die verschiedenen Ebenen, Ton und Bild so unterschiedlich waren in ihrer Emotionalität, erwies sich das als sehr schwierig umsetzbar. Zuerst gelang es nicht die Musik in die Bilder zu integrieren, sondern diese wurde eher als Fremdkörper wahrgenommen. Erst mit längerer Auseinandersetzung, vor allem im Schnitt, gelang es, diese Elemente zusammen zu fügen

Schnitt

Ein guter Schnitt war die Voraussetzung für das Gelingen des Trailers. Darum wurde viel Zeit darin investiert. Bild und Musik sollten eine Einheit bilden, ineinander verschmelzen. Das war nur möglich mit einem guten Schnitt. Der Schnitt ist sehr rhythmisch und auf die Musik abgestimmt, manchmal im Takt, manchmal bewusst daneben. So erhält der Trailer seine Lebendigkeit. Genau das war auch die Herausforderung. Wie sollte der richtige Mix aussehen, zwischen Schnitt auf die Musik und dem bewussten Schnitt daneben. Der Schnitt ist ziemlich schnell. Er musste zudem sehr genau sein, sonst hätte der Zuschauer den Fehler sofort gemerkt. Es war extrem anspruchsvoll den Schnitt genau zu setzen. Ausserdem sollte der Trailer wie aus einem Guss anzusehen sein. Der Schnitt musste also fliessend und lebendig sein.

Herausforderungen

Die grösste Herausforderung war, die verschiedenen Elemente wie Treatment, Trailer, Gedicht und Musik zu einem organischen Ganzen zusammensetzen zu können. Jedes Element sollte sich natürlich einfügen können, ohne als Fremdkörper wahrgenommen zu werden. Es war schwierig auf audiovisueller, textlicher und bildlicher Ebene die gleiche Sprache zu finden und diese in einen gemeinsamen Kontext zu bringen. Es brauchte erheblich mehr Zeit als am Anfang eingeplant war. Vor allem was die Suche nach geeignetem Filmfootage anging. Viele Aufnahmen durften rechtlich nicht verwendet werden. Es war also nur möglich mit Creative Commons zu arbeiten. Dies erwies sich aber als ziemlich schwierig, da die meisten Creative Commons Videos nur auf arabisch zu finden waren. Die Musik von Brahms und das Gedicht in die bestehenden Bilder so einzufügen, dass sie als Gegenpol dienten, aber nicht als Fremdkörper, erwies sich ebenfalls als sehr anspruchsvoll. Ein guter Schnitt mit einem guten Rhythmus war gefragt. Dieser beanspruchte aber ebenfalls sehr viel Zeit.

Fazit

Die Geschichte Ansara war für mich eine Herzensangelegenheit. Die Arbeit war sehr anspruchsvoll aber es hat auch sehr viel Spass gemacht. Es war für mich das erste Mal, dass ich mich mit der Recherche nach geeignetem Bildmaterial so intensiv auseinandergesetzt hatte. Ein Treatment für eine fiktive Geschichte zu schreiben, war auch eine Premiere für mich. Ich hatte keine Grenzen um diese Geschichte zu entwickeln. Die einzigen Grenzen waren die Grenzen meiner Fantasie. Ich konnte mich richtig austoben und einfach mal ausprobieren. Trotzdem war es eine Herausforderung, eine in sich bis zum Ende schlüssige Geschichte zu erzählen, welche ganz nach dem Prinzip der Heldenreise funktionierte. Der Aufwand hat sich aber auf jeden Fall gelohnt und ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis.

Creative Commons

Title: 2 Ship NOE pop up strike [Falcon BMS]

Author: Callsign Fluffer

Source: http://forums.unitedoperations.net/index.php/page/index.html

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Title: U.S. Navy FA-18 Super Hornet strikes in Iraq, Aug 8

Author: U.S. Navy

Source: U.S. Navy FA-18 Super Hornet strikes in Iraq, Aug 8

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Title: Military parade and threatening Saudi Arabia by Ayatollah Khamenei

Author: Manuchehr lenziran

Source: Military parade and threatening Saudi Arabia by Ayatollah Khamenei

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Title: 16 10 2015 - Russian air forces airstrikes against ISIS - Syria – UNCUT

Author: Sur World News

Source: 16 10 2015 - Russian air forces airstrikes against ISIS - Syria – UNCUT

License: Creative Commons-Lizenz mit Quellenangabe (Wiederverwendung erlaubt)

 

Title: Footage of Russian Airstrikes in Syria, Hell March

Author: باراك أوباما

Source: Footage of Russian Airstrikes in Syria, Hell March

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Title: Travelling Morocco

Author: Maximilian Kempe

Source: Travelling Morocco

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