Blind Mess

Wer die Nase auch gestrichen voll hat von schlechter Mainstream-Musik, und sich lieber die Ohren absägen liesse, als noch einmal «Glasperlenspiel» an der Tankstelle zu hören, ist herzlich eingeladen, hier weiterzulesen.

Düstere Musik verlangt nach düsteren Bildern. Als ich das gefühlsstarke Lied «Blind Mess» der Band Mass Mind gehört habe, spielte sich vor meinem inneren Auge eine tragische Geschichte ab, welche ich in einem Videoclip festhalten wollte. Mass Mind ist keine Rockergruppe aus dem Bilderbuch – gibt es überhaupt Rockergruppen in Bilderbüchern? – und ihre Lieder sind auch keine 3-Minuten-Radiolieder-Abklatsche, sondern intuitive Klänge, die, wenn man sich ihnen hingibt, einen auf eine Gefühlsreise mitnehmen.

Dieses Video ist ein Selbstversuch mit der One-Shot-Technik, welche heutzutage grosse Bekanntheit durch Filme wie «Victoria» oder «Birdman» erlangt hat. (Birdman scheint so, als wäre er aus einem einzigen Take gedreht worden. Jedoch befinden sich darin mehrere Schnitte, die durch komplettes Schwarzbild, Zeitraffersequenzen oder andere technische Effekte kaschiert wurden.) Ich habe die One-Shot-Technik mit der tragischen Geschichte kombiniert, das frierende Model Naïma und eine hilfsbereite Crew – meine Schwester Regula – ins Auto gesetzt, und herausgekommen ist das folgende Video:

(mm)

Kritik
von Miriam Barner

*Idee

Als ich das bewegende Lied der Band Mass Mind gehört hatte, lief vor meinem inneren Auge ein dramatischer Film ab und sofort begann ich, den Videodreh zu planen.

*Handlung

Ein trauriges Mädchen wandelt gedankenversunken durch den einsamen Wald und wird von einer unbekannten Kreatur aus dem Gebüsch beobachtet und verfolgt. Das Mädchen steckt sich eine Zigarette an, wirft diese fort und schält sich nach und nach aus den Kleidern. Nach einiger Zeit bemerkt das Mädchen den Verfolger, erschreckt sich und rennt ängstlich davon. Abrupt bleibt sie stehen, zieht sich weiterhin aus, verliert die Nerven komplett und ertränkt sich im See.

*Vorbereitung

Abklärung Nutzungsrechte des Liedes. ✔

Lied mehrfach gehört und dramaturgischen Bogen rausgeschrieben. Handlungen und Ideen zur Musik abgestimmt.  ✔

Zuerst suchte ich nach einer geeigneten Location. Sie sollte düster, einsam und kühl wirken. Husemer See ✔

Diesen See besuchte ich eine Woche zuvor, um die geeignete Stelle für den Film zu finden, die zu filmende Strecke abzulaufen und den Ablauf der Handlungen (rauchen, ausziehen, rennen) zu planen. ✔

Danach brauchte ich ein unkompliziertes, hübsches und abgehärtetes Model. Naïma ✔

Zusätzlich brauchte Naïma die passende Garderobe + mehrere Strümpfe. Naïmas und mein Kleiderschrank ✔

Crew, die die Kleider wieder aufsammelt. Meine Schwester Regula. ✔

Zuerst hätte Naïma im Film einen Hund als Begleiter dabei gehabt, doch da mir die unvorhersehbare Art eines Hundes zu riskant war und ich nicht Gefahr laufen wollte, dass ein guter Take nur wegen dem Hund ruiniert ist, liessen wir den Kerl zu Hause. 

Kamera, voller Akku, leere Speicherkarte. ✔

Catering und heisser Tee. ✔

*Umsetzung 

Ich holte das Model und die Crew frühmorgens am Bahnhof Schaffhausen ab, da um diese Zeit der Husemer See hoffentlich menschenleer sein sollte. Wir kamen an der Location an, Naïma schminkte und kleidete sich an - in der Zwischenzeit briefte ich Regula. Danach erklärte ich dem Model und der Crew den Ablauf. Kurzentschlossen begannen wir mit einem Testlauf.

1. Durchgang

+ zeitlich in gutem Rahmen

- Abläufe sehen unecht aus, verkrampfte Bewegungen

2. Durchgang

+ zeitlich in gutem Rahmen

- viele Bildfehler, roter Pfosten und Wanderweg-Zeichen im Weg.

--> Mit Blättern und braunem Schal abgedeckt.

3. Durchgang

+ zeitlich in gutem Rahmen, natürliche Bewegungen

- Überbelichtung bei der Fokussierung

4. Durchgang

+ perfekter Durchgang

- Das Ende hat alles ruiniert, da man das Holz, dass Naïma in den See geworfen hat im Bild gesehen hat.

5. Durchgang

+ fast perfekter Durchgang

- der Anfang hat wenig Abwechslung, da im Gegensatz zu den anderen Durchgängen weniger passiert ist.

--> 5. Durchgang wurde der Film, da die Crew erschöpft war, das Model kalt hatte und immer mehr Spaziergänger unterwegs waren, welche den Film ruiniert hätten.

*Produkt

Die Handlung lässt im Endprodukt auf sich warten, da sich die Planung der Abläufe schwerer gestaltete als zuvor gedacht, da das Lied ziemlich monoton und langgezogen ist. Doch ich finde schlussendlich passen das Lied und die Handlung des Filmes sehr gut zusammen. Zudem haben alle riskanten Faktoren zusammengespielt, damit ein gelungener One-Shot-Film zustande kam.

*Fazit

Mit dem Produkt ist das Model und die Band sehr zufrieden. Für einen nächsten One-Shot-Film baue ich mehr Handlung ein, damit das Zuschauen kurzweiliger wird.

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