Blinded by Faith

13. Oktober 2015

von David Guidali

Mitten im Winter ziehen schwarze Wolken über Paris auf. Das Donnern von Gewehrschüssen durchbricht den Lärm der Stadt und Bleikugeln fliegen wie Hagelkörner durch die Luft. Schreiend flehen die Sterbenden um Hilfe, doch das Geheul der Polizeisirenen dringt nur langsam durch den Dunst der Strassen. Als sich der Nebel aus Panik und Chaos lichtet hat sich der Beton rot gefärbt und die Seelen von 28 Menschen sind gen Himmel aufgestiegen.

Je suis Charlie

Am 7. Januar 2015 wurden diese drei Worte zum Leitbild tausender Menschen. Geblendet vom Glauben an ein Paradies dessen Pforten sich nur über einen Berg von Leichen erreichen lassen haben Terroristen wiedereinmal der Öffentlichkeit gezeigt wozu ein verwirrter Geist fähig ist.

Doch Gegenreaktionen liessen nicht lange auf sich warten: Nicht mit der Kalaschnikow, dafür mit Bleistift, Tinte und Feder entstand ein weltweiter Widerstand derjenigen, die sich in ihrer Meinungsfreiheit nicht beschneiden lassen wollten.

Zeit für ein Statement

Auch die Mitglieder der Band Red Queen entschieden sich, in den Krieg aus Worten und Symbolen zu ziehen. Als Waffe sollte der Song Blinded by Faith dienen, welcher nicht nur das Attentat auf Charlie Hebdo im Speziellen, sondern auch die Auswirkungen fundamentalistisch untermauerter Gewaltakte allgemein an den Pranger stellt.

Als die Veröffentlichung des ersten Albums Kingless näher rückte wurde der Ruf nach vorangehender Werbearbeit laut. Da die Produktion eines professionellen Videoclips zu teuer und aufwändig erschien entschied sich Red Queen die Botschaft des Songs Blinded by Faith mittels eines Lyrics-Videos auf sozialen Netzwerken zu verbreiten.

Somit wurden zwei Fliegen mit einer Klatsche geschlagen: Die Band konnte sowohl auf das baldige Erscheinen ihres Albums aufmerksam machen wie auch den Fokus des Internet-Publikums von Bomben, Brüsten und Büsis weg auf ein weitreichenderes Thema lenken.