Changement de Propriétaire

Verlassene Orte haben auf Menschen eine geheimnisvolle Anziehungskraft. Sind es Geister, die es für uns zum besonderen Nervenkitzel machen, in Ruinen zu stöbern? Oder die Frage, wer hier wohl gelebt haben mag? Und was ist eigentlich mit den Bewohnern passiert?

All diese Orten haben eine mysteriöse Aura inne. Die Geschichten, die sie verbergen, regen unsere Neugier an. So hat mich ein verlassener Ort in Frankreich sehr berührt. Nur war es hier genau umgekehrt: Ich kannte die Geschichte des Ortes sowie der Menschen dahinter und sah, was davon geblieben ist. Denn die Geschichte der Ranch des Gorges, von Jean-Luc und die damit verbundenen Erinnerungen endeten mit drei Worten: Changement de Propriétaire.

Wecke die Vergangenheit dieses scheinbar leeren Ortes!

(fms)

Kritik
von Silvy Kohler

Die Fotos entstanden im Frühjahr 2017 in Südfrankreich mit einer Canon 7D. Mich beschäftigte, dass die Ranch einen so verlassenen Eindruck machte, wo sie doch mal ein Ort voller Lebendigkeit war. Ich überlegte, wie der Ort wohl auf Menschen wirkt, die ihn nur in diesem Zustand kennen. Ob sie sich wohl fragen, was und wer hier einmal war. Ob sie sich bewusst sind, dass ein Leben und eine Persönlichkeit in diesem Ort steckten. Auf meinem ehemaligen Reitweg kam ich an vielen Orten vorbei, die ich mit einem bestimmten Bild – einer Erinnerung – verband. Diese Bilder wollte ich festhalten und auf den Fotos integrieren. Und so die Vergangenheit, die Geschichte des Ortes wieder zum Leben erwecken.

  • Canon 7D
  • Canon 17-35 3.5
  • Wacom Intuos M

Zeichnungen
Ich kämpfte den typischen Kampf der Zeichner, dass die Bilder nie so aussahen, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Anfangs wollte ich nur Skizzen auf die Bilder zeichnen. Die linearen Zeichnungen sind bewegter und spontaner, gehen aber auf den Fotos unter und sind praktisch nicht erkennbar. Ich begann also rudimentär mit Farbe zu arbeiten. Anfangs mit einem halb-transparenten Hintergrund-Layer, dass ich die Zeichnung besser erkennen konnte. Frust mit den Ergebnissen und meiner "Ungelenkigkeit" im digitalen Zeichnen führten dazu, dass ich das Projekt immer wieder aufschob. Weil ich aber immer wieder über den Ordner mit dem angefangenen Bilder stolperte, liess es mir keine Ruhe und schliesslich siegte: "Das muss doch irgendwie gehen!" Mit mehr Disziplin und damit wachsender Übung mit dem Wacom gewann ich zunehmend Vertrauen in den digitalen Pinsel. Ich traute mich, mehr Farbe einzusetzen und strebte eine realistischere Farbgebung an.
Ich experimentierte mit grau-weissen Skizzen um ein geisterhaftes, flüchtiges Gefühl zu erhalten. Die Bilder waren mir aber zu undeutlich. Und eigentlich wollte ich ja keine Grusel-Geister auf meinen Bildern sondern die lebensfrohe, provenzalisch gefärbte Vergangenheit.

Umgebung
Die Erinnerungen sind sehr persönlich und daher nicht selbsterklärend. Es braucht einen Text dazu. Der Text entstand früh im Prozess und praktisch in einem Schreibdurchgang, wo ich Erinnerungen und Gefühle zusammentrug, die die Fotos in mir weckten. Ich hatte eine recht klare Vorstellung, wie Fotos, Zeichnungen und Text zusammen kommen sollten und wählte deshalb die Option, mit Bootstrap eine eigene Seite zu gestalten. Auf einem Template aufbauend, erarbeitete ich mir das Layout, das ich mir vorgestellt hatte. Als der Hauptteil mit Bildern und Text mehrheitlich stand, entschloss ich mich, auch noch eine Erklärung zum Projekt auf die Seite zu nehmen. Zur Einordnung meiner persönlichen Beziehung zum Ort nahm ich die den Zeitstrahl mit den Ferienfotos aus vergangenen Jahren hinzu. Das Warum und das Wie sind nur über die Buttons sichtbar, weil ich nicht wollte, dass sie die Geschichte konkurrenzieren.
Der Überblendungseffekt ist für Mobile-User nicht ideal, funktioniert aber. Die Bilder samt Effekt kommen aber erst auf grösseren Screens zur Geltung.

Fazit
Das Projekt hat mich einige Überwindung gekostet. Einerseits mich intensiver mit dem Tod eines Freundes zu beschäftigen und meine Erinnerungen so zu teilen. Dann stellte ich mir mit der Erstellung einer Website eine weitere Herausforderung und schliesslich die in meinen Augen alles andere als meisterhaften Zeichnungen zu veröffentlichen.
Ich lernte, dass auch beim digitalen Zeichnen die Grundsätze des Malens und Zeichnens nicht ausser Kraft gesetzt sind. So sollte man bei den Farben vom Hellen ins Dunkle arbeiten. Dieses Projekt war für mich einerseits ein Experiment, die Bilder aus meinem Kopf so genau wie möglich nieder zu zeichnen, andererseits war es mir aber auch eine Herzensangelegenheit. Während der Arbeit überlegte ich mir mehrmals, ob ich diese persönlichen Erinnerungen tatsächlich veröffentlichen will. Auch wenn ich nun das Endprodukt nicht meinen ersten Ansprüchen entspricht, bin ich froh, es so umgesetzt zu haben.
Leere und verlassene Orte tragen viele Erinnerungen und Geschichten in sich. Ich hoffe, dass ich dies dem Betrachter meiner Bilder ins Bewusstsein rufen kann.

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