Da Vinci 2.0

Jeder kennt sie, die Meisterwerke von Leonardo Da Vinci, Vincent Van Gogh und Co. Stell Dir vor, diese Klassiker wären in der heutigen Zeit entstanden. Welche Motive und Symbole hätten die Maler wohl gewählt?

Da Vinci 2.0 zeigt antike Kunstgemälde im neuen Gewand. Die Werke der grossen Künstler stellten die Grundlage für die Neuinterpretationen dar. Die gemalten Gegenstände wurden durch Dinge ersetzt, mit denen wir alle bestens vertraut sind. Ob Smartphone, Pizzaschachtel, Trainingsjacke oder Energy-Drink, für alles haben wir eine Verwendung gefunden.

Hätten die alten Meister in der heutigen Zeit wohl auch dieselben Sujet gewählt? Nimm Dir die Zeit und klick Dich fullscreen durch unsere virtuelle Kunstgalerie. Unten findest Du den Link zum jeweiligen Originalwerk.

Links zu den Originalen:

René Magritte – Ceci n’est pas une pipe (1929)

Vincent Van Gogh – De slaapkamer (1888)

Leonardo Da Vinci – Dama con l’ermellino (1490)

Ferdinand Hodler – Der Holzfäller (1910)

Leonardo Da Vinci – L’Ultima Cena (1498)

Kritik
von Milo Ruder und Marco Egger

Ausgangslage

Als zwei kunstinteressierte Studenten kam uns die Idee, dass wir ein Projekt mit berühmten Kunstwerken realisieren möchten. Der Gedanke, Meisterwerke auf eine kreative Art neu zu interpretieren, geisterte schon seit längerem in unseren Köpfen umher. Spontan entschlossen wir uns, dies im Rahmen von Digezz zu realisieren. Der Aspekt, die Werke in die heutigen Zeit zu befördern, schien uns von Anfang an als sehr wichtig.

Recherche und Planung

Eine intensive Recherche war unumgänglich. Nach längerem stöbern in Online-Kunstlexikas und Kunstbüchern, stellten wir eine grobe Auswahl von ca. 25 Kunstwerken zusammen. Beim Erstellen der groben Auswahl legten wir wert auf ältere Bilder die eine gute Wiedererkennbarkeit aufweisen. Fotografien und modernere Kunstwerke wie z.B. von Andy Warhol schlossen wir aus. Die Durchführbarkeit der Neuinterpretation stand bei der groben Auswahl im Hintergrund.

Schnell wurde uns bewusst, dass viele bekannte Gemälde nur sehr schwer umzusetzen sind. Die Auswahl schrumpfte schlussendlich auf fünf Werke zusammen, die unserer Meinung nach einen hohen Wiedererkennungswert aufweisen und gut realisierbar sind:

  • René Magritte – Ceci n’est pas une pipe (1929)
  • Vincent Van Gogh – De slaapkamer (1888)
  • Leonardo Da Vinci – Dama con l’ermellino (1490)
  • Ferdinand Hodler – Der Holzfäller (1910)
  • Leonardo Da Vinci – L’Ultima Cena (1498)

Jedes dieser Gemälde analysierten wir nun, um Sujet für die Neuinterpretation in der heutigen Zeit zu finden. Die Neuinterpretationen sollten zwingend eine Botschaft/Gesellschaftskritik enthalten. Bei einigen Gemälden stellte sich die Suche nach passenden Objekten/Symbolen in den Bildern als sehr schwierig heraus.

Umsetzung

Bewusst starteten wir mit den einfacheren Gemälden. Die Pfeife von Magritte ersetzen wir kurzerhand durch eine organisierte, moderne Pfeife, sprich eine E-Zigarette. Bei der Schrift haben wir auf eine ähnliche Freefont zurückgegriffen. Diese Interpretation ging relativ einfach und gut.

Uns war schnell bewusst, dass die anderen Kunstwerke mehr Aufwand und Zeit benötigen. Durch das ständige Befassen mit den Gemälden und deren Künstlern sind wir immer wieder auf neue Ideen gekommen und wir haben dadurch unsere Pläne mit den Sujets angepasst oder sogar geändert.

Eine gute Vorbereitung war uns sehr wichtig. Das führte zu einem höheren Zeitaufwand als wir geplant haben. Für jedes Foto erstellten wir eine Skizze nach unseren Vorstellungen, wie unsere Interpretation aussehen soll. Somit gingen die Fotoshootings mit den diversen Personen erstaunlich reibungslos und relativ effizient über die Bühne.

Das Schlafzimmer in Arles von Vincent Van Gogh zeigt das sporadische, moderne Schlafzimmer der heutigen Zeit. Am Strom angeschlossen sind alle wichtigen Geräte wie iPhone, Mac etc.. Da das Original perspektivisch nicht korrekt gemalt ist, bestand die Schwierigkeit darin, die Fluchtpunkte und Linien möglichst ähnlich zu wählen.

Die edle Dame mit dem Hermelin (Leonardo da Vinci) stellten wir in der heutigen Zeit mit einem kleinem Chihuahua Hündchen dar. Ein Hermelin besassen dazu mal nur Aristokraten und stand somit für eine gutbetuchte Gesellschaft. Bei unserer Darstellung durfte der passende Adidas Pullover der Neuzeit (Casual-Wear) nicht fehlen.

Mit den vermehrten Krawallen auf den Strassen, letztes Beispiel in Zürich, war die Idee für den Holzfäller von Ferdinand Hodler geboren. Die starke Körperhaltung steht für einen grossen Wiedererkennungswert.

Das weltberühmte Abendmahl von Leonardo da Vinci durfte schlussendlich nicht in unserer Galerie fehlen. Die 12 Jünger samt Jesus eigneten sich perfekt um unsere heutige Gesellschaft darzustellen. Diese mit ihren positiven wie auch negativen Seiten. Die Themen wie Plastikverschwendung, Fastfood, Alkohol, Technik, Reichtum und Armut sowie Dekadenz sind darin zu sehen.

Uns war wichtig, dass wir bei der Umsetzung und Postproduction keine «Photoshop-Orgien» veranstalten. In den Fotos haben wir fast nichts korrigiert und nur kleine Farbanpassungen gemacht. Im Zentrum stand ein gutes Rohbild mit Wiedererkennungswert.

Herausforderungen

Als erste Herausforderung stellen sich die Organisation der verschiedenen Objekte/Symbole heraus. Dies gelang uns dank guten Freunden und Bekannten. Somit fuhren wir schnell einmal für ein Bild mit einem Chihuahua nach Zürich, da dieser dort zu Hause ist.

Eine weitere Schwierigkeit stellte der gewünschte Schnee auf dem Hodler-Bild dar. Da im Dezember kein Schnee gefallen war, dachten wir schon, wir müssen uns umdisponieren und das Bild in einer anderen Kulisse fotografieren. Dank dem Wintereinbruch nach Weihnachten packten wir die Chance und konnten doch noch das Bild realisieren.

Die schwierigste Aufgabe stellen wir uns selber mit dem Abendmahl-Gemälde. Wir mussten ein Raum finden, welcher genügend Platz für 13 Leute und dazu für mehrere Tische und die passende Stühle hat. Dieser Raum sollte für gut möglichst per öffentlichen Verkehrsmittel erreichbar sein und im Umkreis unserer Darsteller. Um die Weihnachtszeit noch 13 Personen plus Reserve, alle im ähnlichen Alter und passend zu einer Rolle zu organisieren, und dies in den unterschiedlichsten Kleidungen kostete uns ein paar Telefonanrufe, Nachrichten und eine ordentliche Überzeugungskraft. Dazu kam die grosse Anzahl an Requisiten und Objekte der verschiedensten Personen.

Technisch benötigten wir einen grösseren Abstand im Raum, damit wir den ganzen Tisch aufs Bild brachten. Mit einem extremen Weitwinkelobjektiv war leider die Schärfe an den Ecken nicht mehr wie gewünscht vorhanden.

Der Rechtliche Aspekt mit Zitieren und Verlinken der originalen Gemälde hatten wir uns zuerst falsch überlegt. Wir dachten uns, dass die Bilder frei wären, da alle Künstler schon längst gestorben sind. Das Recht zählt aber nicht wie angenommen auf dem Werk, sondern auf der aktuellen Fotografie im Netz. Diese ist rechtlich geschützt. Daher verlinken wir zum originalen Gemälde und umgehen somit dieses Problem.

Schlussendlich hat alles viel mehr Zeit in Anspruch genommen als gedacht. Wir durften jedoch viele neue, positive und hilfreiche Erfahrungen dadurch machen.

Fazit

Bei einem nächsten Mal würden wir deutlich mehr Zeit einrechnen für die Realisierung der Bilder. Eine Option für ein Folgeprojekt wäre eine noch grössere Anzahl an interpretierten Gemälden bekannter Künstler.

Die Wiedererkennung in den Gemälden ist uns jedoch relativ gut gelungen. Viele Personen, vor allem die Statisten und Freunde reagierten sehr positiv und interessiert auf unser Vorhaben und unsere Idee. Dies hat uns einerseits sehr gefreut, anderseits hatten wir ein paar lustige Momente an den Fotoshootings.

Wie die originalen Werke der bekannten Künstler an eine Wand gehören, schafft es vielleicht sogar die einte oder andere Interpretation gedruckt auf ein Alu-Diabond oder Fotoleinwand an eine Wand. Die ersten Anfragen dafür sind schon vorhanden.

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