Das Massensterben der Olivenbäume

In Apulien (IT) greift das Bakterium Xylella fastidiosa die Olivenbäume an. Als Folge davon geben die Bäume keine Früchte mehr. Verzweifelt, versuchen die Einheimischen, sie zu retten. Bisher aber ohne Erfolg.

Die Region Apulien im Süden Italiens ist bekannt für ihr Olivenöl. Jährlich werden dort Früchte von rund 60 Millionen Bäumen gepflückt – deren Ernte ist eine wichtige Einnahmequelle für die Bewohner.

Durch das Massensterben der Olivenbäume entsteht für die Region eine bedrohliche Wirtschaftslage. Wie die Situation aktuell aussieht und welche Konsequenzen das Massensterben für die Einheimischen hat, erfährst du alles in meiner Reportage.

(lhu)

Kritik
von Charleen Bretteville

Idee & Konzeption

Noch bevor ich eine konkrete Idee hatte, war es mir wichtig, ein Projekt alleine durchzuführen. Bisher haben wir alle Projekte in Gruppen gemacht und konnten so immer auf die Stärken des Teams setzen: Vom gemeinsamen Brainstorming, über Ideen und Inputs von anderen und mehreren Meinungen für Entscheidungen – man war nie auf sich alleine gestellt. Das wollte ich unbedingt ändern, um herauszufinden, was ich auch alleine schon gut kann und wo ich noch viel lernen muss.

Als ich entschied Ostern in Italien bei Verwandten zu verbringen, war es für mich klar, das Projekt dort durchzuführen. Erst dann überlegte ich mir das Thema, sprach mit meinen Verwandten und recherchierte online zur Region Apulien. So kam ich auf die Idee, eine Reportage über Xylella fastidiosa, das Bakterium, welches die Olivenbäume angreift, zu machen. Ich wollte die Problematik journalistisch und möglichst visuell aufarbeiten – statt viel Text sollten Bilder und Videos sprechen.

Als Vorbereitung las ich mich online genauer in das Thema ein. Ich war erstaunt, wie wenig in der Schweiz über die Krankheit berichtet wurde und wich darum vor allem auf französische und italienische Seiten aus. Schnell kristallisierte sich heraus, wie der Rahmen des Projekts aussehen sollte: Mit Bildern wollte ich die Situation vor Ort dokumentieren und mit Film-Interviews sollten die Einheimischen zu Wort kommen. Es war aber schwierig, ein detailliertes Konzept zu erstellen, da ich nicht wusste, was genau mich erwarten würde. Zudem wollte ich mich nicht schon vor dem Dreh zu stark auf das Ergebnis fokussieren. Meiner Meinung nach schränkt man sich so teils unnötig ein – und gerade für eine Reportage wollte ich statt durchgeplant viel lieber offen und flexibel sein.

Equipment

Das berücksichtigte ich auch bei der Wahl meines Equipments. Ich entschied mich dafür, möglichst mit meinem eigenen Material zu arbeiten, weil ich meine eigene Kamera viel besser kenne und so schneller auf Situationen reagieren kann. Zudem versuchte ich, mich auf das Minimum zu beschränken.

Nikon D700
Nikon 18-105mm f/3.5-5.6
Sigma 70-200mm f/2.8
Funkset Sennheiser Bodypack EW 112P
Audiorecorder Zoom H6
Rode VideoMic
Videostativ
Reflektor

Dreh

Gedreht habe ich in der Provinz Lecce, das ist die südlichste Region von Apulien – dort wo sich auf der Karte der Absatz abzeichnet.

Die meisten Termine für die Interviews hatte ich schon im Voraus vereinbart. Diese bildeten also jeweils den Rahmen meines Tagesprogramms. Für die Aufnahme der Fotografien und sonstigen Füllbildern fuhr ich durch die Gegend und erforschte die Motive. Manchmal nahm ich das Material sofort auf, andere Male merkte ich mir den Ort, um zu einer bestimmten Tageszeit zurückzukommen. Ob ich nur fotografierte oder auch filmte und zusätzlich noch Tonaufnahmen für Atmo-Geräusche machte, hing vor allem von der verfügbaren Zeit ab. In einem ersten Schritt wollte ich offen bleiben für das, was ich entdeckte. Bei Halbzeit meines fünf-tägigen Aufenthalts sichtete ich dann das bisherige Material. So konnte ich anschliessend zielgerichteter Motive suchen, die mir noch fehlten.

Einige Male verpasste ich leider ein interessantes Motiv, weil ich gerade mit Verwandten unterwegs war und mich nicht traute, extra um Halt zu fragen. Das ist sicherlich etwas, was ich noch verbessern muss, denn it’s the moment – and then it’s gone.

Die Schwierigkeiten beim Dreh lagen für mich vor allem an den Wetterverhältnissen draussen. Da ich unbedingt in den Olivenfeldern die Interviews durchführen wollte, musste ich auch mit wechselndem Licht, starker Sonne und heftigem Wind auskommen. Manchmal halfen mir meine Eltern deshalb, indem sie den Diffusor hielten, um zu starke Schatten oder Überblendungen zu verhindern. Das war gekoppelt mit starkem Wind aber nicht immer ganz einfach. Zum Teil fragte ich die Interviewten auch, einen Satz zu wiederholen, falls der Wind das Gesagte trotz Lavalier und Windschutz gerade übertönt hatte. Ich fand es auch schwierig im kleinen Display der Kamera zu erkennen, ob der Bildausschnitt richtig gewählt ist und das Licht stimmt. Darum habe ich gelernt, sofort nach dem Interview das Material kurz auf dem Laptop zu sichten. So könnte man das Interview im schlimmsten Fall wiederholen.

Ein kleines Unglück geschah während dem zweiten Interview: Der Wind stiess das Stativ samt Kamera neben mir um. Das Objektiv fiel ab und das Bajonett war beschädigt, weshalb ich das Interview leider nicht weiterführen konnte. Wie ich später herausfand, hatte es auch den ersten Teil des Videos nicht gespeichert, da die Kamera beim Sturz noch lief. Einige Telefonate und drei Autostunden später konnte ich aber dank einem netten Herrn, der an Ostern extra für mich seinen Laden öffnete, mein altes gegen ein neues Objektiv tauschen und mein Projekt weiterführen.

Neben dem Wetter stellte für mich zudem die Sprache eine Herausforderung dar. Ich spreche ein wenig Italienisch, verstehe alles aber habe zum Teil Mühe mich auszudrücken (vor allem dann, wenn es spezifische Themen wie die Landwirtschaft geht). Gleichzeitig wollte ich aber die Interviews mit den Einheimischen unbedingt auf Italienisch durchführen, damit sie sich auch besser ausdrücken können. Darum habe ich die Fragen mit meinen Eltern im Voraus übersetzt. Bei Umberto (92), der nur Dialekt spricht, führte aber mein Vater das Interview, denn ich hätte seine Antworten alleine nicht immer verstanden.

Die Leute waren alle sehr offen mir gegenüber und hatten nie ein Problem damit, dass ich sie fotografiere oder filme. Im Gegenteil, sie freuten sich, dass die Thematik der Krankheit dokumentiere und in die weite Welt hinaustrage.

Postproduction

Bei der Nachbearbeitung der Videos konnte viel ausprobieren. Nach dem Rohschnitt in Adobe Premiere habe ich beispielsweise das erste Mal Adobe Audition verwendet und so entdeckt, was man bei der Tonbearbeitung überhaupt alles machen kann: Ein Hundebellen herausschneiden, einen heftigen Windstoss auslöschen, das Volumen normalisieren sowie die Stimme dank Equalizer und Compressor verschönern. Zudem habe ich erstmals das Colorgrading für einen Film gemacht und so versucht die wechselhaften Wetterverhältnisse während den Interviews auszugleichen. Auch das Einfügen von Untertiteln war mir neu.

Die Fotografien habe ich in Adobe Lightroom sortiert und anschliessend bearbeitet. Dabei war mir wichtig, die Farben des Salento beizubehalten aber gleichzeitig die Tragik des Themas hervorzuheben.

Für die einzelnen Text-Kärtchen konnte ich den meisten Inhalt aus den Interviews mit den Einheimischen ziehen. Einige Fakten habe ich aber noch recherchiert. Auch die Zahlen zur interaktiven Karte fand ich im Nachhinein auf franceinter.fr.

Für die Webseite habe ich anfangs ein detailliertes Wireframe mit Adobe XD erstellt. Das hat mir später beim Codieren sehr geholfen, da ich eine genaue Gestaltungsvorlage hatte. Ich konnte den Stoff des Moduls Interaktive Medien vertiefen und Neues dazulernen. So habe ich beispielsweise eine .svg-Karte mit Adobe Illustrator erstellt und sie später mit jQuery animiert. Für mich lag die Schwierigkeiten vor allem beim Video-Slider. Ich habe es trotz Hilfe von Stackoverflow und mehreren Tutoren nicht geschafft, das Video pausieren zu lassen, wenn man im Slider weiter klickt. Zudem musste ich mich für die flipping cards und die einzelnen Unterthemen auf der Page genauer in jQuery einlesen. Dank Bootstrap musste ich für die Mobile-Version nicht sehr viele Anpassungen machen. Jedoch funktioniert die Ansicht auf einem Tablet nicht perfekt, da ich nicht genügend Zeit mehr hatte, diese auszubessern.

Software

Adobe Premiere Pro CC
Adobe Audition CC
Adobe Lightroom
Adobe Illustrator CC
Adobe XD CC
Brackets

Fazit

Da ich das Projekt alleine durchgeführt habe, war es für mich extrem lehrreich. Vor allem in der Postproduction habe ich zahlreiche Dinge ausprobiert, die ich vorher noch nie gemacht hatte. Natürlich nahm das viel Zeit in Anspruch. Ich klickte mich durch Foren, schaute Lernvideos und begann meine Arbeit in der Post oftmals von Neuem, weil ich mit dem Resultat nicht zufrieden war. Ich bin aber froh, dass ich mir die Zeit genommen habe, all diese Sachen auszuprobieren. Denn nun habe ich ein Grundlagenwissen, welches ich bei den nächsten Projekten erweitern kann. Auch beim Dreh konnte ich Erfahrungen sammeln. Es hat mir enorm Spass gemacht, selbständig und m Ausland zu arbeiten.

Gerne hätte ich gewisse inhaltliche Aspekte noch ausgefeilt, denn das Projekt erfüllt so die Anforderungen an den Journalismus nicht ganz. Dafür hätte ich noch tiefgründiger recherchieren müssen, wofür mir aber die Zeit fehlte. Zudem hätte ich gerne noch mit mehr Einheimischen gesprochen, vor allem auch mit jungen Leuten. Falls ich wieder ein Projekt mit journalistischem Anspruch durchführe, würde ich es nicht mehr an Ostern (o.ä) machen, da die Leute dann mit ihrer Familie unterwegs sind und keine Zeit für Interviews haben. Ich kann mir aber gut vorstellen, auf Reisen wieder einmal ein Projekt im Stil einer Reportage zu machen. Denn es war sehr interessant, eine Region auf diese Art zu entdecken. Man lernt die Kultur besser kennen und kommt näher an die Einheimischen ran.

Auch wenn ich bis zum Schluss nicht alles perfektionieren konnte, bin ich sehr zufrieden mit dem Resultat. Ich habe das Thema über die Xylella fastidiosa – auch wenn teils oberflächlich - informativ und kurz aufgegriffen. Durch die Fotografien und die Videoquotes der Einheimischen habe ich es geschafft, einen Einblick in die Situation vor Ort zu geben. Zudem – und das war mir besonders wichtig – habe ich neues Wissen erlangt und konnte meine Fertigkeiten in etlichen Bereichen verbessern.

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