Der Hausbesetzer

«Meine Welt ist die Malerei – und die Kritik durch Kunst an der Gesellschaft.» – Ruprecht Wegener

Ruprechts Leben ist alles andere als normal. Geboren in Namibia, wanderte seine Familie nach Westberlin aus. Er ist gerade mal fünf Jahre alt. Früh begann er Kunst zu machen und früh zog es ihn von zu Hause weg. Eine stinknormale WG wäre zu langweilig für den abenteuerlustigen Rupi. Doch wo zieht es einen Künstler ohne Geld in Berlin hin?

Rupi erzählt, wie er in den 90er-Jahren eine Welt erlebte, in der alles möglich war. In der es Wohnraum im Überfluss gab. In der man mit etwas Kreativität nicht arbeiten musste, um ein Dach über dem Kopf zu haben. Was über all die Jahre immer bei ihm geblieben ist, ist die Kunst. Schon als er klein war, verzauberte sie ihn.

Heute beschreibt er seinen Stil als «Kunt aus Plastik». Er geht zwei bis dreimal die Woche los, streift durch die Strassen Berlins, läuft durch U-Bahn-Stationen und an Sehenswürdigkeiten vorbei und ist dabei immer auf der Suche nach weggeworfenen Plastikteilen. Er ordnet die Teile so an, dass ein Bild entsteht, mit Message natürlich.

Hier ist eine kleine Auswahl an Rupis Kunstwerken:

(le)

Kritik
von Monica Oliveira

Idee

Die Idee kam relativ spontan. Wir waren mit dem Modul Filmisches Gestalten in Berlin und natürlich kam alles anders als gedacht. Weil es auch zwischen Künstlern manchmal Krach gibt, mussten wir den bereits kontaktierten Rupi Wegener aus dem Interview streichen.

Rupi hatte sich voll für uns ins Zeug gelegt. Ans Gespräch kam er mit einem Ordner mit all seinen Kunstwerken. Weil ich ihm jetzt nicht einfach absagen wollte, kam die Idee für ein Einzelinterview mit ihm. Anfangs wollte ich ein Künstlerportrait über ihn machen – bis ich während des Interviewens merkte, dass es in seinem Leben nicht nur um Kunst geht sondern dass ein grosser Teil seines Lebens das Häuserbesetzen einnahm. So drehte sich die Geschichte während des Interviews um 180 Grad.

Umsetzung

Dreharbeiten

Die Umsetzung war ebenfalls spontan. In Berlin hatten wir super Equipment dabei. Ich machte mich also am Freitagmorgen auf den Weg und traf Rupi an der Oranienburgerstrasse in der Nähe des Tacheles. Das Interview sollte in einer kleinen Galerie stattfinden. Ganz spontan, wie alles an dem Tag, war die Galerie geschlossen. Ich improvisierte also. Wir drehten im Park gegenüber die B-Rolls, die im fertigen Film nicht gebraucht wurden. Direkt um die Ecke kannte ich ein Café, da würde Rupi mit seiner Geschichte wunderbar reinpassen. Es ist gemütlich, damit er frei erzählen kann und trotzdem hat es dieses Unordentliche und Rebellische. Wir kamen ins Café und ich fragte den Besitzer sofort, ob es in Ordnung sei, ein Interview zu drehen. Er schüttelte den Kopf und meinte, „Nöö, gar kein Problem“. Endlich klappt was, dachte ich mir. Die Kamera hab ich am Vorabend bereits getestet und meine Einstellungen vorgenommen. Mit dem Material fühle ich mich immer sicherer. Das Einrichten der Interviewsituation hatten wir in 5 Minuten erledigt. Licht hatte ich keines dabei. Ich pegelte den Ton während Rupi von Berlin erzählte und dann gings los mit dem Interview. Das Gespräch dauerte im Ganzen 1.5h. Zudem bekam ich von RUpi noch extrem viel Archiv-Material. Das konnte ich perfekt verwenden. Der Film lebt von den Bildern. So muss sich der Zuschauer nicht alles vorstellen sondern hat direkt vor Augen, was Rupi erzählt.

Post-Production

1.5h Material auszuwerten und zu einer Geschichte formen, ist gar nicht so einfach. Es hat aber extrem Spass gemacht. Als erstes hörte ich das ganze Interview durch, und notierte, an welcher Stelle Rupi auf welche Themen eingeht. Das waren fünf A4 Blätter, die ich schnell gefüllt hatte. Nun ging es darum, eine Geschichte zu formen. Das war ein Prozess, in der ich immer mal wieder Interviewteile rausgeworfen habe, und neue dazugekommen sind. Und so stand schlussendlich der 6-minütige Film. Dann erhielt er am Anfang und am Ende noch etwas Musik, bekam er ein schlichtes Color Grading und zu guter Letzt fügte ich die Texteinblenden sowie den Abspann ein.

Probleme

Ein grosses Problem, war vor allem die Musik im Ramones Café, die im Hintergrund des Interviews immer wieder zu hören ist. Bevor ich mit dem Schnitt begann, habe ich mir Rat beo Roy Stahl aus dem Modul Audio geholt. Er riet mir, das Ganze so zu belassen. Wenn ich angefangen hätte, die Musik rauszufiltern, hätte wahrscheinlich auch Rupis Stimme darunter gelitten und das Gesagte wäre nicht mehr klar verständlich oder verzerrt gewesen. Ich hatte etwas Angst davor, dass die ständigen Schnitte in der Musik sehr störend sind für den Zuschauer. Eigentlich ist es aber nicht tragisch. Natürlich wäre ein Interview in einem ruhigen Raum schöner gewesen. Ich hätte dann beispielsweise noch mehr mit eigener atmosphärischer Musik spielen können.

Ein weiteres Problem war, dass ich nicht genau wusste, wie man ein Portrait oder Interview in einem Film einleitet. Ich fragte Herrn Weibel um Rat, und bekam nützliche Tipps. Zudem ist vimeo immer hilfreich, um sich Beispiele anzuschauen. Das hat geholfen. Zu 100% zufrieden, bin ich dennoch nicht.

Fazit

Ich bin ganz zufrieden mit dem Endresultat – finde aber dass das Video relativ lang geworden ist. Auch bei den Formulierungen in den Texteinblenden bin ich nicht sicher, ob diese passend von mir gewählt wurden. Ich denke, die Geschichte ist logisch aufgebaut und der Zuschauer wird nicht mit Fragezeichen zurückgelassen. Ergänzend dazu kann sich der Zuschauer ein Bild von Rupis Kunst machen, was dem ganzen einen runden Abschluss verleiht.

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