Der Wunsch nach Kunst oder Aufmerksamkeit

Seit der Einführung des Kabelfernsehens hat sich das Musikvideo zu einem der wichtigsten Medien für die Musikpromotion entwickelt. Was früher MTV oder VIVA waren, ist heute Youtube. Mit dem Plattformwechsel ist die Beliebtheit jedoch keineswegs gesunken, im Gegenteil. Klicks von mehreren Millionen bis hin zu Milliarden geben dem Erfolg recht, weshalb mittlerweile jeder kommerzielle Musiker den Drang verspürt, einen seiner Songs unter bewegtes Bild zu binden.

Dies ist auch ein völlig verständlicher Wunsch. Schliesslich harmoniert die visuelle und die auditive Wahrnehmung gut zusammen, weshalb das Betrachten und Hören eines Musikstückes als sehr angenehm, fast schon als hypnotisierend, empfunden wird.

Spricht man vom klassischen Musikvideo, so sind die ersten Treffer wohl Rock, Pop und Hip-Hop. Jedes dieser Genres geniesst zur Zeit hohe Popularität, weshalb es nicht verwundert, dass parallel dazu eine hohe Anzahl an Musikvideos produziert werden. In den letzten zwei bis drei Jahrzehnten hat sich allerdings ein weiteres Genre entwickelt, welches mittlerweile eine hohe Popularität besitzt; EDM.

EDM steht kurz für „Electronic Dance Music“, und nein, damit ist nicht nur das Unter-Genre „Big Room“ gemeint, welches mittlerweile an jedem zweiten Sommerfestival auf der Hauptbühne läuft. EDM steht für alle elektronischen Genres, die prinzipiell zum Tanzen benutzt werden. Dazu gehören diverse House-Genres, Drum’n’Bass, Dubstep, Techno oder eben auch Big Room.

Wenn man nun Musikvideos zur elektronischen Musik auf YouTube sucht, so findet man Musikgrössen wie Avicii oder David Guetta mit Views von mehreren Millionen. Allerdings sind diese keineswegs im EDM-Format produziert, sondern vielmehr mit einem stark ausgeprägten Pop-Rahmen versehen. Der Grund dafür liegt im kommerziellen Rahmen aller Musikvideos. Diese sollen nämlich in erster Linie die Popularität sowie den Verkauf anregen. Bei typischen Popsongs funktioniert dies sehr gut. Diese haben, ähnlich wie bei der elektronischen Musik, eine eher kurze Popularitätsdauer. Deshalb wird  zu jedem Popsong ein Musikvideo produziert, damit innert kürzester Zeit ein Maximum an Popularität (und damit Einnahmen) erzeugt wird.

Das Problem, was den Weizen von der Spreu trennt, ist schlussendlich der finanzielle Aspekt. Und das ist schlussendlich der Grund, weshalb es so wenige Musikvideos zu EDM gibt. Menschen, die EDM-Musik erwerben, sind meist DJs oder andere Künstler, welche die Tracks als inspiration verwenden. Viele Künstler veröffentlichen ihre Tracks sogar gratis im Netz, damit diese leichter verbreitet werden und so ihre Popularität steigt. Der Hauptteil ihrer Einnahmen kommetschlussendlich durch Auftritte in Clubs oder Festivals zustande.

Hat dies zur Folge, dass Musikvideos zu EDM keine Zukunft haben? Ja und Nein, denn man muss hier ebenfalls beachten, in welcher Position sich ein Künstler befindet. Für gut etablierte Musiker in der EDM-Szene wäre das Musikvideo sicherlich eine Ressource, welche man woanders effektiver einsetzen könnte. Bei einem Newcomer hat das Musikvideo allerdings grosses Potential, denn hier geht es nicht darum, die Popularität zu halten, sondern diese über einen kurzen Zeitraum zu generieren. Was danach geschieht, hängt von der Qualität der darauffolgenden Tracks ab. Doch die Aufmerksamkeit wäre sicherlich da, wenn der Track in die richtigen Kanäle gesendet wird.

Dies war die Ausgangslage, mit welcher ich an die Produktion eines Promotion-Musikvideos ging. Das Video ist für den ersten EDM-Track des Künstlers „Plains“. Wir haben lange zusammen am Track gesessen und sind stolz darauf, diesen nun präsentieren zu dürfen. Der Track heisst „Falling Floor“ und ist der erste von einer Zwei-Track-EP mit dem Namen „The Falling Floor EP“,  welche über diesen Link gratis zum Download bereit steht.

(tw)

Kritik
von Noam Pfluger

Meine Grundidee war,  einen kurzen 2D Animations-Film zu produzieren, welcher ohne Tutorials zustande kommen sollte. Ich habe zuvor schon eine Vielzahl an YouTube oder Video Copilot Tutorials geschaut, in welchen ich etwas spannendes entwickelt habe, doch diese Formate sind nicht besonders veränderbar. Dies zu ändern war meine Grundmotivation.

Die Idee war, einen 2D Animations-Film zu produzieren, welcher minimalistisch wirkt und nicht durch pompöse Effekte überladen wird. Da ein guter Freund parallel an seiner ersten EP im Bereich Tech-House arbeitet, beschlossen wir diese zwei Projekte zu kombinieren, um einen kleinen Promo-Videoclip zu seinem ersten Track zu produzieren. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mir noch keine Strategie überlegt, wie ich diesen Clip im Zusammenhang mit dem Track wohl promoten sollte. Es stand lediglich der kreative Aspekt im Vordergrund.

Bereits während der Erarbeitung des Konzepts merkte ich, dass die bildliche Vorstellung einer Animation unglaublich schwierig ist. Zurückblickend lief wohl der grösste Teil der Energie in die Entwicklung des Storyboards. Der Aufwand lohnte sich allerdings sehr, denn mit der Hilfe dieses Storyboards konnte ich mich vollständig auf die Animationstechik konzentrieren. Dadurch entstand ein angenehmer Workflow, welcher ich über mehrere Tage aufrecht erhalten konnte.

Grundsätzlich sollte der gesamte Film auf einer Ebene stattfinden, weshalb ich stark mit der Skalierung der Elemente arbeitete. Allerdings merkte ich in der Hälfte des Clips, dass es dringend eine Steigerung benötigt, damit der Clip interessant bleibt. Wichtig anzumerken ist, dass der Track keinen Pop-Rahmen besitzt und ohne Vocals versehen ist. Deshalb erstellte ich eine Kamera, welche durch die verschiedenen Ebenen fährt und dem Clip einen hypnotischen Hauch gibt.

Der Übergang zwischen 2D Skalierung und einer Kamerafahrt durch die 16 Ebenen stellte sich allerdings als grosse „Knacknuss" heraus. Besonders die Positionierung stellte sich als knifflig dar, in welche ich viele Arbeitsstunden investieren musste. Der Aufwand hat sich allerdings meines Erachtens ausgezahlt, denn dieser Höhepunkt gibt dem Clip einen Spannungsbogen, welcher dieser dringend benötigt.

Das fertige Produkt gefällt mir sehr gut. Ich habe viel während des gesamten Arbeitsprozesses gelernt. Besonders die Entwicklung einer Idee bis hin zur fertigen Animation war davor Neuland für mich, weshalb das Projekt einen wichtigen Startpunkt für weitere Animation-Filme darstellt. Ich freue mich bereits auf die weiteren After Effects Projekte im Bereich „Digezz" oder meinem Major Fach „Branded Motion“

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