Die Ferne ganz nah

Es kann nicht weit genug sein: Berlin, Moskau, Bangkok, Tokio. Dann einen Flug quer über den Pazifik. Hollywood, Vancouver, Mexico City und und und…

Einmal um die Welt. Ein Trend bei Jung und Alt. Alles muss auf der To-Do-Liste abgearbeitet werden – Tradition, Kultur und Natur. Aber Moment mal! Muss es denn wirklich immer so weit sein? Nicht unbedingt! Auch ganz in der Nähe gibt es Orte, die den Charme der Ferne versprühen.

Zwischen mittelalterlichen Mauern verbirgt sich ein Städtchen, geschmückt mit malerischen Altstadtgassen und bezaubernden Lauben. Von der Seepromenade sieht man – so wird gemunkelt – den schönsten Sonnenuntergang der Schweiz. Nur 30 Minuten von Bern liegt das wunderschöne Städtchen mit dem Namen Murten. «Was auf viele Besucher wie ein ‹Disneyland› wirkt, ist hier in Murten das echte Leben», erzählt uns die Murtner Konditorin Ulrike Aebersold.

Alle Stadtkinder aufgepasst! Ja, auf dem Land gibt es Kühe und ja, die riechen manchmal streng. Doch genau hier findet jährlich eine Tradition statt, bei der jeder hautnah echtes Brauchtum erleben kann.

Der Herbst naht. Kühe mit Blumenkränzen und riesigen Glocken laufen mit den Bauern kleine  Bergsträsschen hinunter. Auch Joel Niederberger zieht jedes Jahr im September seinen traditionellen «Bredzon» an, schmückt seine Kühe mit bunten Blumen und läuft mit ihnen zurück ins Tal nach Plaffeien. Auf dem Weg dorthin erwarten Joel hunderte Leute, die ihm am Strassenrand zu jubeln und gratulieren.

Das ist der Alpabzug – für Joel und dutzende weitere Bauern der würdige Abschluss von vier Monaten harter Arbeit auf der Alp. Ein Fest mit Tradition und vielen lachenden Gesichtern. Und: ein Erlebnis für Landei und Stadthipster!

(mm)

Kritik
von Laura Fässler und Manuel Berger

Idee

Von Fribourg Région erhielten wir den Auftrag, zwei kurze Online-Werbefilme zu produzieren. Das Konzept durften wir komplett selbst erstellen. Zielsetzung war es, die touristische Vielfalt der Region Freiburg in zwei Videos à ca. 45 Sekunden aufzeigen.

Umsetzung

Was aber gehört zur touristischen Vielfalt? Wie zeigt man dem Publikum auf eine interessante Erzählweise die Schönheit und Traditionen einer Region? Das hiess für uns: sich informieren und den Nachbarskanton Freiburg entdecken.

Nach einem Ausschlussverfahren zusammen mit Fribourg Région lagen uns vor allem zwei Themen am Herzen: das kleine mittelalterliche Städtchen Murten und der urchige Alpabzug im Schwarzsee.

Als wir uns die bisherigen multimedialen Inhalte von Fribourg Région ansahen, fiel uns auf, dass kaum Geschichten erzählt werden. Fribourg Région zeigt zwar auf ihren Social-Media-Kanälen viele schöne Bilder von Landschaft und Natur – Menschen sind darin aber selten zu sehen. Menschen, Tradition und Heimat – das alles wollten wir mittels einer kleinen Geschichte und schönen Bildern zusammenbringen.

Unsere Idee war es, zwei Protagonisten zu finden, die auf eine Art und Weise stark mit ihrer Region verbunden sind. Statt den Protagonisten einen Text sprechen zu lassen, entschieden wir uns mit den Menschen zu sprechen und dieses Gespräch aufzunehmen. So erhofften wir uns authentische und spontane Aussagen zu erhalten, die danach mit passenden Bildern der Region untermalen werden sollten.

Selbstreflexion Alpabzug

Der Albapzug findet jedes Jahr im September statt. Sorgfältig werden die Kühe der Bauern mit Blumen und Bändern verziert. Danach laufen die Bauern mit ihren Kühen von der Alp ins Tal, wo sie von hunderten Menschen empfangen und bejubelt werden.

Leider laufen die Kühe nur einmal den Berg runter. So liefen wir gleich den ganzen Weg von ca. drei Stunden zwischen den trampelnden Tieren mit, um uns genug Zeit für die Aufnahmen zu nehmen.

Wir ahnten bereits, dass an diesem Tag das Schmücken der vielen Kühe um 5 Uhr morgens eine zeitknappe und stressige Prozedur sein wird. Und so kam es denn auch, dass wir im tiefen Winter bei einem Meter Schnee mit unserem Protagonisten Joel nochmals nachdrehen mussten.

Der Rest verlief reibungslos. Da wir bereits zwei Tage vor dem Alpabzug bei Joel vorbeischauen durften und ihn auch gleich interviewten, war klar, welche Bilder wir brauchten. Wir entschieden uns trotz Wind das Interview inmitten einem Feld mit Blick auf die Berge zu führen. So bekamen wir von Joel echte und authentische Antworten. An der „Chilbi“ waren die Leute offen und gut gelaunt. Dies ermöglichte es uns, unkompliziert Portraitaufnahmen von den Menschen am Fest zu machen.

Selbstreflexion Murten

Leider wiederfuhr uns nicht dasselbe Glück in Murten. Mit Ach und Krach suchten wir nach einem geeigneten Protagonisten, der uns dann noch absprang. Ohne genau zu wissen, was unser noch unbekannter Protagonist überhaupt erzählen wird, begannen wir Bilder von Murten einzufangen. Dies hatte die Überproduktion von Aufnahmen zur Folge. Das Interview erfolgte erst nach den Dreharbeiten. Daher stellten wir jede bedenkliche Frage, um Antworten zu erhalten, die wir für unser Filmmaterial brauchten. Eine halbe Stunde Interview auf 30 Sekunden zu kürzen war eine grosse Herausforderung.

Im Nachhinein stellen wir fest, dass ein(e) gute/r Protagonist/in das A und O jeder Geschichte ist. Am Anfang genügend Zeit in das Auswahlverfahren eines Protagonisten zu investieren, erspart am Ende wiederum viel Arbeit.

Selbstreflexion Allgemein

Das wohl herausforderndste an diesem Projekt war die Länge beziehungsweise die Kürze der Clips. Kill your many darlings lautete unsere Devise. Wie oft bei solchen Projekten war die Zeit ziemlich knapp. So mussten wir mit der Produktion beginnen, bevor wir definitiv unseren Protagonisten an Board hatten. Um effizienter zu arbeiten, sollten wir dies in Zukunft unbedingt vermeiden...

Unser Ziel war es, unseren Auftraggeber mit etwas Neuem zu überraschen. Wir wollten zeigen, dass mit einer neuen Herangehensweise mehr Leute erreicht werden können. Die Clips wurden auf einer grossen Leinwand an der Generalversammlung des Tourismusverbandes ausgestrahlt und ernteten grossen Applaus und Lob. Am 10. Mai wurde das Video über Murten auf dem Facebook Kanal von Fribourg Région in zwei Sprachversionen veröffentlicht. Die Videos wurden insgesamt rund 46'000 Mal angeschaut, 580 Mal geteilt und 7o0 Mal geliked. Wir haben unser Ziel somit mehr als erreicht und sind von der Resonanz überwältigt. Ein gelungenes Projekt mit vielen spannenden Erfahrungen!

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