«Dienstag»

Sie spricht, er hört nicht zu. Er redet, sie wechselt das Thema. Beide gehen sich aus dem Weg – und doch geraten sie aneinander.

Weder er noch sie haben Lust auf ein Dinner mit Gästen, doch die Einladung steht schon lange. Sie arrangieren sich, bereiten das Essen vor und betreiben Smalltalk – weil sie sich schon lange nichts mehr zu sagen haben. Bis er mit einer einzigen Frage das Unausgesprochene zum Thema macht.

Ein Drama in sechs Minuten. «Dienstag» schaut dorthin, wo es weh tut. Der Kurzfilm ist in Zusammenarbeit mit dem Zürcher kollektiv «tempofoif» entstanden. In Anlehnung an die Filme der «Nouvelle Vague» wurde ausschliesslich mit natürlichem Licht und aus der Hand gedreht – innerhalb von zwei Nächten.

Komm mit in eine Wohnung, die Spuren einer gelebten Beziehung und zweier Leben trägt. Eine Wohnung, in der die Frage nach einer gemeinsamen Zukunft beinahe sichtbar im Raum steht.

(fms)

Kritik
von Viktoria Kuttenberger und Manuela Furger

Idee

Die Idee zum Film stammt vom kollektiv tempofoif aus Zürich, welches uns für die technische Umsetzung mit an Bord holte. Dienstag sollte im Stil der Filme der „Nouvelle Vague“ gedreht werden, sprich nur mit natürlichem Licht und viel Handkamera. Dargestellt werden sollte der Alltag eines Paares, welches aneinander vorbei lebt.

Umsetzung

Dreh

Das Drehbuch zum Film wurde uns vom Kollektiv vorgegeben. Die Drehbuchautorin führte Co-Regie und spielte gleichzeitig die Hauptrolle. Sie und der männliche Darsteller haben viel Erfahrung als Theaterschauspieler, Film ist für beide mehr oder weniger Neuland.

Für den Dreh haben wir 2 Tage bzw. Nächte eingerechnet, an denen wir schliesslich auch alle Einstellungen abdrehten. Wir filmten mit einer Canon 5D, um die Lichtverhältnisse etwas zu optimieren, griffen wir auf einen Reflektor zurück. Ton nahmen wir mit dem Zoom H6 und einem Richtmikrofon auf.
Die grösste Schwierigkeit war, dass wir kein detailliertes Storyboard hatten. Der Dreh war dementsprechend schwer zu koordinieren. Wir teilten uns die Szenen je nach Räumlichkeit auf und fingen ohne grössere Überlegungen an, zu drehen.

Um später genau zu wissen, welche Bildaufnahmen zu welcher Audio-Datei gehören, haben wir - zum Glück - konsequent eine Excell-Tabelle geführt. Das hat uns im Schnitt sehr viel Zeit gespart.

Beim Dreh haben wir uns mit Ton und Kamera abgewechselt, sodass beide die Erfahrung machen konnten, ohne Stativ zu drehen. Wir haben den ganzen Film mit Handkamera gedreht, was wir zuvor noch nie in diesem Ausmass gemacht hatten. Die grössten Schwierigkeiten waren dabei das manuelle Nachschärfen und die optimale Nutzung der Lichtverhältnisse. Die eine oder andere Hilfe erhielten wir beim Halten der Boompole und des Reflektors.

Schnitt

Mit dem Schnitt kam die grösste Hürde auf uns zu. Das fehlende Storyboard hatte während dem Dreh dazu geführt, dass Einstellungen wild ausprobiert wurden, die Schauspieler den Text stellenweise etwas anders gesprochen oder an anderen Orten gestanden hatten. Viel Material war kaum brauchbar, die Schnitte zu decken war schwierig und wir hatten zu wenig B-Roll-Material gefilmt. In Absprache mit der Co-Regisseurin begannen wir, Flashbacks in die Geschichte einzubauen, kurze Momente, in denen Erinnerungen an bessere Zeiten auftauchen. Die Flashbacks intensivieren sich mit der entstehenden Spannung zwischen den Protagonisten. Ausserdem ermöglichten sie uns, Längen zu kürzen. Für den Schnitt haben wir rund fünf ganze Tage aufgewendet, wobei wir laufend Feedback von seiten des Kollektivs einzubauen versuchten.

Schwierigkeiten

Das kollektiv tempofoif besteht aus jungen Leuten, die sich für Film begeistern oder gar Filmwissenschaften studieren, sprich ein grosses Wissen über filmische Gestaltung und Storytelling mitbringen, jedoch im Bereich der technischen Umsetzung wenig Erfahrung haben. Praktische Erfahrung haben sie bisher vor allem im Bereich Theater gesammelt.  Es war schwierig, diese Welten zu vereinen. Lange, ausführliche Szenen wirken im Medium Film längst nicht so spannend wie auf der emotionsgeladenen Theaterbühne.
Im Nachhinein würden wir nie mehr so unvorbereitet an einen Dreh gehen, und schon gar nicht ohne Storyboard. Beim Schnitt war es schwierig, die Vorstellungen der Co-Regisseurin, die gleichzeitig auf Hauptdarstellerin war, umzusetzen. Wir waren immer darauf bedacht, in allem eine logische Abfolge zu haben. Die Co-Regisseurin sprach sich stets für mehr „Kunst“ im Film aus. So mussten wir uns aus unserer Komfort-Zone begeben und Jumpcuts sowie Flashbacks so einsetzen, dass der Zuschauer auf den ersten Blick vielleicht etwas irritiert ist.

Fazit

Durch dieses Projekt haben wir wahnsinnig viel gelernt. Wir wissen eine gute Vorbereitung nun besser zu schätzen. Die Zusammenarbeit mit dem kollektiv tempofoif war herausfordernd und hat uns definitiv einen grossen Schritt weitergebracht. Wir haben es beispielsweise geschätzt, die theoretischen Ansätze an Einstellungen und Filmsprache mitzuverfolgen, da dies selten Thema in unserem Studium ist. Weiter haben wir durch die vielen Fehlerquellen erkannt, was wir beim nächsten Mal besser machen können. Dienstag war ein intensives, forderndes und doch sehr spannendes Projekt. Entspricht das Endprodukt nun weder genau unseren noch den Vorstellungen des kollektiv tempofoif, so blicken wir doch auf einen sechs-minütigen Kurzfilm, der aus unseren bisherigen Projekten heraussticht. Die Arbeit mit den kollektiv tempofoif hat uns insgesamt viel Spass bereitet und die Stimmung auf dem Set war stets super.

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