Dosebier, Dosebier

Dosenbier, auf Berndeutsch “Dosebier”: Eine Ode an den guten, schlechten Geschmack.

Bei Dosenbier scheiden sich die Geister. Die Bierdose ist Symbol für Alkoholiker, übermässigen Bierkonsum, Billigbier und dienen manchmal als Aschenbecher. Das Dosenbier begleitet uns beim Erwachsenwerden und -sein, öfter als wir es zugeben würden.

Damit sind wir beim Thema. Dosenbier steht irgendiwie für Asozialität. Das Lied der berner Punkband “Dosebier”, ist eine Liebeserklärung an den Hopfentrunk aus dem Alubehältnis und damit, eine Ode an den (gewollt) schlechten Geschmack, an die Asozialen, die Querulanten und gleichzeitig eine Kriegserklärung ans Spiessbürgertum.

Die Kinder vom Forsthaus sehen die das Dreckige, Rohe und Echte für welches das Dosenbier in unserer Gesellschaft steht, dahinschwinden und werden dies nicht zulassen. “Dosebier” ist eine Hommage an das Dosenbier, an die Freundschaft und nicht ganz ernst gemeint.

Vor zwei Jahren haben sich die berner Jungs, Noureddine Abassi, Simon Loosli und Andreas Eyer zu der Band Wir Kinder vom Forsthaus zusammengeschlossen. Der Leadsinger Noureddine hat sich früher viel mit Sprechgesang und Hip Hop beschäftigt, hatte aber genug davon. Der Gitarrist Andreas und der Drummer Simon haben als Hobby ihre Instrumente, bis zum Perfektionismus hin, spielen gelernt. Ziemlich bald, kam ihnen die Idee, zusammen den Punkrock wieder aufleben zu lassen, etwas neues zu probieren und ihren Gefühlen und Meinungen freien Lauf zu lassen. Da bietet sich das Genre des Punkrock sehr gut an. Wild und Hemmunglos besingen sie Themen die sie als jugendliche beschäftigen und kritisieren oft gesellschaftliche Zwänge und Normen. Da sich die Band, bevor sie einen Bandraum hatten, oft in einem Forsthaus getroffen haben, war auch schnell ein Name gefunden: Wir Kinder vom Forsthaus oder kurz, WKvF.

Hier der Videoclip zu der neuen Single “Dosebier” von den Kindern vom Forsthaus.

Kritik
von Lisa Müller

Motivation

Anfangs war der Auftrag unabhängig der HTW aufgegleist. Es hat sich jedoch herausgestellt, dass wir im Major Film & TV ein Musikclip drehen sollten. Da ich sehr zufrieden mit meiner Arbeit bin, habe ich entschieden, dieses Projekt einzureichen. Ich plane schon einen zweiten Videodreh mit der Band, aber erst im Januar, da dann der Drummer erst wieder aus dem Zivildienst zurück ist.

Vorbereitung

Als erstes war die Band WKvF gefordert. Der Song wurde gerade erst produziert, und das Mastering stand noch an. In der Zeit, habe ich mir das Lied gefühlte Tausend Mal angehört. Es ist unschwer zu hören, dass der Text wenig Sinn macht. Also nach einigen Besprechungen mit der Band, waren sie sich alle einig, es soll einen wilden Clip mit viel Sauerei und Bierdosen werden. Also war ein Teil der Vorbereitungen auch, Bierdosen zu trinken, dass man genug leere Dosen für den Dreh hatte. Hier ergaben einige Umstände weitere gute Ideen: Der Drummer der Band war zu der Zeit in Argentinien im Zivildienst und konnte leider nicht zum Dreh anwesend sein. Also wurde er kurzerhand aus Dosen gebastelt. Weiter, haben wir alle Instrumente aus Aludosen verschiedener Biermarken "nachgebaut". Dabei war die Gitarre am aufwändigsten, das Mikrofon, keine grosse Sache. Nach etwa zwei Wochen Dosenbier trinken und basteln, waren alle Requisiten praktisch beisammen. Wir haben sogar Ettiketten gedruckt, um einigen Dosen die Marke "WKvF" aufzudrücken. Uns war auch wichtig, nicht nur die gleichen Biermarken zu trinken und deren Dosen zu sammeln, da sonst das Video als Werbung verwechselt werden könnte.

Dreh & Setgestaltung

Die Kinder vom Forsthaus haben, wie ihr Name schon sagt, Ihre Band in einem Forsthaus gegründet. Das Forsthaus für den Dreh befand sich in Herzogenbuchsee in einem eher abgelegenen Waldteil, wo niemand gestört wurde. Für den Dreh wurde ein Tag eingeplant. Da wurden als erstes die Aufnahmen der Band, die den Song singt, organisiert. Für den Gesamten Dreh, haben vier Freunde der Bandmitglieder als Statisten mitgeholfen. Die Doseninstrumente wurden Positioniert und die Band spielte ca. vier Mal den Song von vorne bis hinten durch, so dass ich genügend Aufnahmen machen konnte. Der Drummer aus Aludosen wurde von einem Statisten mit einer Pferdemaske wie eine Marionette bewegt. Danach, kam der Zweite Teil, der ein Wenig Konzentration erforderte. Es war wichtig, diese Szenen zuerst zu machen, da dann die Leute am aufmerksamsten sind und noch genügend Energie und Tatendrang vorhanden ist. Die Handlung des "Nico" im Clip sollte im Sinne einer Zopfdramaturgie durchgezogen werden. Also filmten wir als nächstes "Nico" und rasierten ihm die Haare und er wurde vom "Cüpli"-Trinker, zu einem Dosenbiertrinker bekehrt. Dafür waren einige Kleider als Requisiten von Nöten, und natürlich ein elektrischer Rasierer und ein Generator dafür. Ansonsten waren für das Set bloss viele, viele Aludosen nötig, zwei Masken für die Statisten und mein Equipment. Den ganzen Clip habe ich alleine Gedreht. Eine Premiere. Einerseits bestand der Vorteil darin, einfach selbst beurteilen zu können, wann was nötig ist. Das gab mir viel Freiheit, Aufnahmen zu machen, die mir gefielen. Andererseits ist man nicht sehr flexibel und schnell, um eine gute Szenerie zu erfassen. Dabei musste die Band Geduld beweisen, und manchmal einige Dinge für mich wiederholen. Trotzdem, wurden wir in der vorgenommenen Zeit fertig. Schlussendlich kamen alle, wie wir sie nannten, "Rage-Aufnahmen". Hier sollten alle wild herumtanzen und natürlich Bier trinken und tun und lassen was ihnen einfällt. Für den Schluss waren die geeignet, da schon ein oder zwei Bier getrunken wurden und sich die Leute nicht mehr konzentrieren mussten, wo sie stehen oder was sie tun. Das schwierigste dabei war, meine Kamera vor Bierspritzern zu bewahren. Aber dennoch sind mir trotz allem gute Aufnahmen gelungen, obwohl meine Kamera danach gereinigt werden musste. Hier wäre vielleicht eine Schutzhülle angebracht gewesen.

Postproduction

Auch die Postpruduction war ein Ein-Mann-Projekt: Ich habe alles selbst gemacht. Da haben sich eigentlich nur Vorteile daraus ergeben. In der Schule machen wir meistens Projekte in Gruppen, was immer wieder zu Diskussionen führen kann, da man sich nicht einig wird, womit auch Zeit verloren gehen kann. So, konnte ich einfach einmal loslegen und selbst entscheiden. Der Band habe ich dann schliesslich direkt das fertige Video vorgestellt, das auf ihren Wunsch. Ich denke sie wollten mir in der Postproduction Freiheiten lassen, auch meinten Sie, das Videoschnitt, nicht ihr Fachgebiet ist. Das einzige as sie beanstandeten war das Color Grading: sie wollten mehr Dunkelheit und Kontrast, dass es rauer und vielleicht auch übertriebener wirkt. So meine Einschätzung. Zum Glück hat Ihnen das Video gefallen und wir haben es uns gleich acht mal hintereinander angesehen. Es hat mir auch grosse Freude bereitet, ihr erstes Musikvideo zu produzieren.

Sound

Der Clip wurde mit dem Introsound der Band selbst und danach mit dem Track "Dosebier" unterlegt. Dies war einigermassen einfach, der Schnitt musste natürlich darauf angepasst werden. Ich werde jedoch nie wieder vergessen, beim Dreh, das Mikrofon einzuschalten. Leider habe ich bei einigen Song-Aufnahmen vergessen das Mikro meiner Kamera einzuschalten und musste danach das ganze Lied anhand der Lippen synchronisieren. Das könnte wieder ein Vorteil sein, wenn mehr Leute am Dreh beteiligt wären. Man könnte sich auf solche Dinge aufmerksam machen. Aber auch das, hat schlussendlich geklappt, aber ein wenig mehr Zeit gekostet. Was sich jedoch als Schwierigkeit herausgestellt hat, war die Lautstärke. Je nach Kopfhörern, Musiklautsprechern und Computerlautsprechern, war der Sound immer wieder anders eingepegelt. Da die Richtigen Einstellungen zu finden, hat gefordert, dass ich von Freunden eine Meinung einholen musste, weil nach hunderten Malen den gleichen Song zu hören, ist das Urteilsvermögen getrübt. Weiter, habe ich beim "Soundcheck", kleine Aufnahmen der Band im Bandraum gemacht. Sprich der Mikcheck und das Feedback der Gitarre und das anklicken der Drumsticks. Ich bin nun noch immer nicht ganz davon überzeugt, dass der Ton perfekt eingepegelt ist, habe aber mein Bestes gegeben.

Fazit & Learnings

Ich habe das Musikvideo für mich entdeckt. Man hat von der Konzeption bis in die Postproduction sehr viele Freiheiten. Dramaturgisch und Visuell, ist alles erlaubt. Das war mir vorher gar nicht so bewusst. Es kann von Sinn bis Unsinn alles geben. Mit der Band zu arbeiten hat auch Spass gemacht. Sie waren eigentlich sehr flexibel und haben sich von der Konzeption bis hin zum Dreh grosse Mühe gegeben, alles für den Dreh zu Basteln, Kleben und vorzubereiten. Ich habe gelernt, dass man alleine und auch mit Wenig Material, eine anständige Produktion machen kann. Wenn alle Beteiligten so engagiert mitarbeiten, macht es grosse Freude und das Ergebnis wird sich sehen lassen können. Wenn man jedoch alleine arbeitet, ist es umso wichtiger, grosse Aufmerksamkeit auf die Technik zu richten. Man hat nur eine Kamera und muss sich selbst immer überprüfen, ob man eben beispielsweise das Mikrofon eingeschaltet hat.

Beurteilung

Ich bin grundsätzlich zufrieden mit meiner Arbeit. Ich finde es schwierig einen Urteilenden Blick auf seine eigene Arbeit zu richten, da man alles tausende Male angeschaut, gehört und immer wieder bearbeitet hat. Das Color Grading könnte weniger Intensiv sein. Wie oben erwähnt, fiel mir die Einpegelung des Tons ziemlich schwer und ich bin auch da noch der Meinung, es könnte besser sein. Von der Dramaturgie und der Konzeption bin ich überzeugt. Man versteht das Video und es ist witzig, was auch der Sinn der Sache war. Die Erfahrung alleine eine Produktion anzugehen, hat mich auch in meinem Selbstvertrauen gestärkt und ich würde es wieder tun.

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