Ein Tag wie jeder andere?

Zwei Stereotypen: Der eine ist produktiv, strebsam und gut organisiert, der andere faul, planlos und zeitvergeuderisch. In uns allen steckt sicher ein bisschen von beidem. Wir kennen Tage und Situationen, in denen wir voller Energie sind und unsere To-Do-Liste im Nu abgearbeitet wird, aber auch solche, an denen uns gar nichts gelingen will und der Wille fehlt, auch nur einen Finger zu rühren.

In unserem Kurzfilm wollten wir uns auf humorvolle und spielerische Art mit diesem Thema und den beiden Gegensätzen, die wir bewusst in ihren Extremen darstellen, auseinandersetzen. Das Projekt sollte unsere Routine als Filmemacher stärken und uns eine Einführung in das Stilmittel des Split-Screens geben, welches den Film als roter Faden durchzieht. Alltägliche Situationen werden einander in Form des doppelten Bildes gegenübergestellt – die eine aus der Sicht des produktiven «Machers», die andere aus dem Blickwinkel des grundfaulen «Aufschiebers». Die Szenen und die dazu verwendete Musik sollen dem Video dabei einen bewussten Touch von Stummfilm-Komik geben.

(lhu)

Kritik
von Eric Zankl und Eric Morgenthaler

Idee

Die Ausgangslage war schnell gefunden. Wir wollten ein Video drehen, dass sich von den stark journalistisch angelegten Berichten, die wir in den ersten beiden Semestern bereits produziert hatten, abhebt. Der Gedanke, zwei Extremcharaktere einander Szene für Szene gegenüberzustellen war dabei immer Kern des Vorhabens, jedoch war die Idee anfangs noch, die beiden an zwei völlig gegensätzlichen Tagen zu zeigen, so dass jeder einmal einen Glücks- und einen Pechtag hat, immer auch wegen ihrem überzeichneten Verhalten. Im Entwicklungsprozess haben wir aber festgestellt, dass es für viele der geplanten Szenen kein passendes Äquivalent gibt. Also haben wir uns darauf geeinigt, die Charaktere nur an einem Tagesverlauf darzustellen, und so mehr auf ihre radikal gegensätzlichen Eigenschaften einzugehen als auf deren positive und negative Auswirkungen. Der finale Gedanke dahinter lautete: Einen Tagesablauf zu zeigen, der wahnsinnig positiv verläuft a und einer der extrem negativ verläuft.

Umsetzung

Ausgerüstet mit einer Sony PXW-FS5 haben wir uns ans Werk gemacht und das Video im Zwei-Mann-Team realisiert. Zwar haben wir dabei immer auch Ton aufgezeichnet, uns in der Post Production aber dagegen entschieden um den Stummfilm-Touch, der durch die Kombination aus Bildern, Musik und einem Toneffekt beim Verschieben der Screens entsteht, nicht zu beeinträchtigen. Ton innerhalb der Szenen hätte dabei einfach zu realitätsnah gewirkt und nicht wirklich zu dem Effekt gepasst, den das Video beim Anschauen auslösen sollte. Die Dreharbeiten waren nicht immer ganz einfach, weil jeweils einer von uns die Szene spielen und der andere Ton und Bild aufnehmen musste, wobei die Rollen natürlich immer wieder wechselten. Gleichzeitig mussten wir jeweils das Setting der Szenen möglichst zeitsparend vorbereiten und gegebenfalls wieder aufräumen, ohne unser Storyboard aus den Augen zu verlieren.

Beim Dreh mussten wir auch immer wieder logistische Überlegungen machen. Etwa wie wir die Situationen beider Figuren in nur einem Haus drehen können, ohne dass ein Raum plötzlich in beiden Handlungssträngen auftaucht. Oder zwischen welchen Stationen und zu welchen Zeiten wir die Busszenen drehen, ohne dass wir Zeit verlieren für eine lange Rückfahrt. Letzteres hat sich später insofern erübrigt dass einige der Busszenen zu wackelig geworden sind und deshalb stattdessen im Zug nachgedreht wurden. Eine weitere Herausforderung war, in Gedanken immer schon beim Spit Screen zu sein. Die essentiellen Szenen wurden immer nur in einer Bildhälfte gedreht und wir haben nach Möglichkeiten der Symmetrie gesucht, aber uns auch schon Überlegungen für Szenen gemacht, die ins Vollbild wechseln. Von welcher Richtung aus sollte das Geschehen und wie wirkt es sich auf den Ablauf des Videos aus?

In der Post Production haben wir uns dann mit der Umsetzung in Split Screen, bzw. Split Screen im Wechsel mit Vollbild, befasst. Das Prinzip dahinter ist einfach –  Keyframes mit unterschiedlicher Positionierung der Bildebenen und des Trennstrichs – erforderte aber viel genaue Arbeit für die korrekte zeitliche und räumliche Positionierung der Verschiebung. Auch der Bouncing-Effekt entstand in liebevoller Handarbeit: Das Bild schiesst zwei Breitenpunkte über das Ziel hinaus, kehrt vier zurück, drei nach vorne, zwei zurück und rastet dann an seinem endgültigen Platz ein. Als uns fortgeschrittene Studenten über die Möglichkeiten des Keyframe-Wingman-Programms aufklärten, war der Schnitt leider schon kurz vor Fertigstellung.

Schwierig gestaltete sich in der Post Production auch die Farbanpassung. Viele Szenen wurden unter völlig unterschiedlichen Lichtverhältnissen gedreht und die Szene im Hochschulbunker war farblich etwas missglückt. Das Originalmaterial hatte eine sehr matte und graue Optik, die wir aber anschliessend so gut es ging vereinheitlicht und verbessert haben.

Fazit

Dieses Projekt hat uns nicht nur einen zusätzlichen Schwung an Erfahrung in der Planung und Umsetzung von Videos gegeben, sondern uns auch erlaubt, erstmals mit Split-Screen und sich überlagernder Bild-Ein- und Ausblendung zu arbeiten. Die Animationen und Übergange wurden in Adobe Premiere Pro in minutiöser Frame-by-Frame-Positionierung zum Leben erweckt. Wie man hört, gäbe es einfachere Mittel und Wege. Man lernt halt auch immer dazu.

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