From Nothing to Something

«Branded Content» ist zurzeit ein populäres Schalgwort. Aber habt ihr schon einmal etwas von Minimal Brand gehört? Für das Berner Fashionlabel «Longfieldstreet» durften wir ein Video nach diesem Ansatz erstellen. Ziehts euch rein!

«Minimal Brand» in Branded Content
Branded Content – ein Buzzwort in aller Munde. Doch wie viel oder eben wenig «Brand» muss in einem solchen Content vorkommen, um zu wirken? Jedes Experiment mit Branded Content liefert eine neue Antwortmöglichkeit auf diese Frage.

Ein möglicher Ansatz stellt der oben vorgestellte «Minimal Brand» dar – die Marke wird zwar nicht komplett weggelassen, spielt in der Story aber nur eine untergeordnete, subtile Rolle. «From Nothing to Something» erzählt die Geschichte zweier junger Männer, die sich auf dem Weg zu ihrem Traum durch gegenseitige Inspiration über Hürden hinweghelfen.

Longfieldstreet
Das Berner Mode-Startup Longfieldstreet produziert nachhaltige und faire Mode in Portugal. Die
Produktion
kann mittels «Respect Code» rückverfolgt werden. Longfieldstreet steht für einen Lebensstil, der auf andere Mitmenschen Rücksicht nimmt und für. Einen Lebensstil, in der die Gemeinschaft ein zentrales Element ist, ohne sich jedoch selbst aus den Augen zu verlieren.

(fms)

Kritik
von Tim Glatthard, Julia Leu, Miriam Meier, Nora Pfund und Maja Gobeli

Idee

Daniel Laurenço, Mitgründer von Longfieldstreet, kam mit der Anfrage für ein Branded Video auf uns zu. In einem ersten Kennenlern-Meeting erzählte er von der Vision für Longfieldstreet: Die Gründer wollten eine Marke aufbauen, welche mehr ist als nur ein Kleiderlabel. LFS soll zu einem Zeichen für Nachhaltigkeit und Gegenseitigkeit werden. Das Video soll helfen, diese Botschaft in die Aussenwelt zu streuen. Da Longfieldstreet nebst der Kleiderproduktion bereits in mehrere andere Projekte involviert ist (z.B. die Zusammenarbeit mit DJ Di Caprio oder mit dem Gym «Atribo»), bot es sich an, im Video auf diese Menschen zurückzugreifen und sie direkt in die Story mit einzubeziehen. Gemeinsam entstand so das Drehbuch für den Clip «From Nothing to Something».

Planung/Konzeption

Dem Dreh ging eine ausgedehnte Planungsphase voraus, in der an der Story, der Setzung und Gestaltung der Drehtage sowie der Aufgabenteilung am Set gearbeitet wurde. An insgesamt sieben(!) Tagen wurde nichts anderes als vorbereitet.

Ein wichtiger Teil der Vorbereitung kam dem Location Scouting zu. Die Schwierigkeit dabei lag darin, dass die insgesamt sechs Locations hohen Ansprüchen genügen mussten. Zum Beispiel musste für die Aussenszenen eine parallele Autofahrt zum Schauspieler möglich sein. Ebenfalls zentral war die Location für die Szene im Boxring. Anfangs wurde sogar in Betracht gezogen, einen solchen Ort nachzubauen (Eventlocation und mobilen Boxring mieten). Diese Option konnte beiseite gelegt werden, nachdem wir von «Boxen Bern» die Zusage für die Location erhielten.

Material

  • Sony FS5, Gimbal
  • Objektive: 85 mm, 35 mm
  • On-Camera Bildschirm
  • Zoom H6, Kopfhörer, Tonangel
  • Schweizer LED Licht, (30, 50 und 100)
  • Lichtstative
  • Faltreflektor, Styroporplatte, Milchpapier
  • Schwarzer Vorhang, Vorhangstangen

Produktion

Gedreht wurde an insgesamt fünf Drehtagen, wobei nicht an allen Tagen die gesamte Crew anwesend sein konnte. Am Set galt eine strikte Aufgabenteilung. Die Hierarchie erlaubte es jedem, sich einzubringen, die finale Entscheidungsgewalt war jedoch klar festgelegt.

Das Thema Beleuchtung gestaltete sich als ein grosses Experiment. Da niemand aus unserem Team Chefbeleuchter-Kenntnisse vorweisen konnte, wurde die Aufgabe nach Freiwilligkeit zugeteilt. Zusätzlich zu fünf Schweizer-Lichtern wurde mit Reflektoren, Styroporplatten und Milchpapier gearbeitet.
Bei den Aussenaufnahmen hatten wir in der Planung berücksichtigt, nie bei Mittagssonne zu filmen. Mit dem wettertechnischen Rest hatten wir Glück – Regen bekamen wir keinen ab.

Drinnen kämpften wir besonders bei der Garderoben-Szene gegen Schattenwurf, da der Raum sehr klein war, was kaum Distanz zwischen Schauspieler und Licht erlaubte.

Besonders stolz sind wir auf die Beleuchtung bei der Aufnahme, die im Team als «Walk of Fame» bezeichnet wurde – der Gang des Boxers durch den Spalier seiner Fans. Dort haben wir zu Gunsten der Beleuchtung nicht in S-LOG gedreht, um Rauschen zu vermeiden.

Postproduction

Als erste Instanz hat Tim sich dem Rohschnitt angenommen. Nach einer ersten Version hat Julia sich um den Feinschnitt gekümmert. Ihr grösstes Dilemma: «Ich wollte so viel wie möglich reduzieren, sodass wir auf eine zeitgemässe Filmlänge kommen. Dabei habe ich wirklich rigoros gekürzt und hoffe, Tim ist damit auch einverstanden.»

Nachdem der Feinschnitt mit den Transitions feststand, wurde von Nora das Audio hinzugefügt. Da ohne Kameramic gefilmt wurde, hatten sie nur den Zeitstempel als Anhaltspunkt, welche Audio-Aufnahme zur welchen Szene gehört. Das machte das ganze Synchronisieren etwas kniffliger. Besonders schwierig war es, die Boxschläge einer Trainingssequenz passend auf den Rhythmus der Musik anzugleichen. In der Postproduktion wurde zudem klar, dass sie zu tief gepegelt hatten und die Boxschläge dadurch nicht so schön satt klangen. Das konnten sie leider nur minim beheben.

Parallel zum Audio wurde in einem ersten Durchgang das Colour Matching erstellt. Dabei ging es darum, alle Shots einer Szene auf ein gleiches optisches Level zu kriegen. Das heisst, alle grundlegenden Farbkorrekturen wie Kontrast, Sättigung, Weissabgleich und Farbkorrektur wurden genutzt. Entstanden ist ein erste Version, die sehr ausgeglichen wirkt und die Bilder so erfasst, wie wir sie beim Dreh gesehen haben. So, dass dem Film in einem zweiten Schritt ein «Look» verpasst werden konnte.
Die Challenge bei dieser Aufgabe war sicher die Dunkelheit. So lange in einem komplett dunklen Raum zu arbeiten, ist sicher nicht nur für das Gemüt kontraproduktiv, sondern auch für die Augen extrem ermüdend. Es mussten vermehrt Pausen eingelegt werden, um die feinen Farbunterschiede noch sehen zu können.

Den letzten Schritt bildete das Color Grading. Hier sah unser Konzept vor, die «Welten» der beiden Männer farblich klar voneinander abzugrenzen. So erhielt der Boxer einen bläulich-kühlen Look, der DJ einen orange-warmen. Die besondere Herausforderung bestand an jenen Stellen, wo punkto Beleuchtung Fehler unterlaufen waren und so teilweise ohne tiefere Kenntnisse nicht mehr alles zu retten war.

Herausforderungen

Die grösste Herausforderung war der Wettlauf mit der Zeit. Longfieldstreet brauchte das Video für eine Crowdfunding-Kampagne und aus diesem Grund stand der Fertigstellungstermin bereits im Voraus fest. Für die gesamte Produktion blieben uns knapp zwei Monate – vom Konzept bis zum finalen Video. Dank grosser organisatorischer Leistung schafften wir es schliesslich, neben anderen Studien-Projekten, das Video pünktlich zur Deadline fertigzustellen.

Fazit

Auf die intensive Produktionsphase schauen wir zufrieden zurück. Dank ausführlicher Planung gelang uns – auch mit relativ grossem Team – eine gute Koordination.

Die Motivation und Tatkräftigkeit jedes Mitglieds, sowie die unserer Produzenten, erlaubten uns erfolgreiche Drehtage. Trotz zeitlich und kräftemässig hohem Aufwand, gab jeder sein Bestes. Da beide Schauspieler selbst in das Projekt Longfieldstreet involviert sind, konnten wir von ihrer Seite auf vollen Einsatz und grosse Unterstützung setzen.

Am Endprodukt erkennen wir diverse Imperfektionen, die wir rückblickend natürlich gerne korrigieren würden. Einiges davon liegt ausserhalb unseres Möglichkeitsbereichs – sei es, weil die «Fehler» am Set entstanden sind oder unsere Postproduktions-Fähigkeiten uns limitierten. Bezüglich der Story sind wir der Meinung, dass der Clip als Branded Content funktioniert, die geplante Kernbotschaft jedoch nicht ideal transportiert wird. Wir wollten jedoch bewusst von der stereotypischen Bild- und Geschichtensprache wegkommen, wie sie normalerweise für die Nachhaltigkeitsbranche steht. Insgesamt hat uns die Arbeit grossen Spass gemacht, und wir können hinter unserem Produkt stehen.

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