Kleines Handy – Grosser Rucksack

Was haben Gorillas mit unseren Handys zu tun? Auf den ersten Blick gar nichts. Doch beim zweiten wird klar, da steckt weit mehr dahinter als gedacht.

Unser kleiner Lieblings-Alltagsbegleiter, das Handy. Es begleitet uns überall hin und hilft uns in (beinahe) allen möglichen Situationen weiter. Ob nun, um die nächst gelegene Pizzeria ausfindig zu machen, die neuesten News mithilfe der Pushnachrichten nicht zu verpassen oder um der Verabredung rasch mitzuteilen, dass man zu spät kommt. Kurz gesagt: Ohne dieses Elektrogerät wären wir manchmal ziemlich aufgeschmissen.

Doch was steckt eigentlich alles im Handy? Wo kommen die Teile überhaupt her? Und was haben eigentlich Gorillas mit diesem kleinen Gerät zu tun? All das erfährst du in folgendem Animationsstück:

(lhu)

Kritik
von Ysabelle Moser

Konzept

Im Vordergrund stand bei diesem Projekt, dass ich ein Animationserklärstück machen wollte. Mir war bewusst, dass es sehr aufwändig werden würde, alleine deshalb, weil ich in After Effets bisher nur kleine Übungen durchgeführt habe und nur über ein kleines Basiswissen verfügte. Dazu kommt noch, dass man vor allem bei einem komplexen Programm wie diesem, schnell selbst das Wenige vergisst, wenn man es nicht regelmässig anwendet und das letzte Mal war bei mir schon ein Jahr her.

Bei der Ideensuche kam eine Erinnerung in mir auf. Ich folge auf Instagram einem Tierfotografen (Joel Sartore) und dieser postet regelmässig nicht nur Tierfotos, sondern schrieb auch interessante Fakten dazu. Vor einer Weile postete er einen Beitrag mit einem Schimpansen. Im kurzen Text erklärte er, wie man auf einfachem Weg helfen konnte, die Affen zu schützen und mir wurde der Zusammenhang zwischen dem Handy und den wilden Tieren auf der anderen Halbkugel bewusst. Er erwähnte das Mineral Coltan, wovon ich zum ersten Mal hörte, und die Probleme, die es mit sich bringt. Das Thema interessierte mich, weshalb ich beschloss, mich mehr darüber zu informieren.

Die Grundidee ist, dass sich mit einem jungen Affen als wiederkehrender Protagonist ein roter Faden durch die Animation zieht. Der Zuschauer soll von Anfang an mitgezogen werden und sich mit dem Affen verbunden fühlen. Vom Affen geht es auf das Thema problematische Ressourcen im Handy. Davon wird dann auf eines speziell fokussiert(Coltan) und dessen Zusammenhang mit den Gorillas erklärt. Am Ende folgen einige Beispiele, was man denn nun wirklich selbst für den Schutz der Affen tun kann.

Prozess

Als erstes setzte ich mich an die Recherche. Es gibt glücklicherweise einiges an Material zu der Verbindung von Regenwald und Handys als auch spezifisch von Coltan/Tantal. Ich sammelte viele Informationen (Websiten, Online-Artikel, Bücher, Videos), glich die verschiedenen Quellen ab und fügte alles in einem Dokument zusammen. Nun las ich meine herausgezupften Infos nochmal mehrmals durch und versuchte dann alles in einen Text zu quetschen. Mir war von Anfang an klar, dass ich mit einem kleinen Affen beginnen wollte und dass er mehrmals in der Geschichte vorkommen sollte. Er ist das verbindende Glied zwischen dem Thema von problematischen Ressourcen im Handy und den Emotionen des Zuschauers.

Das Video plante ich ursprünglich auf eine Länge von etwa drei bis vier Minuten, da ich mich mit dem Programm noch nicht so gut auskannte und sicher so schon genug Arbeit investieren musste. Mein erster Text hatte vorgelesen (ohne Pause) jedoch schon eine Länge vom Dreifachen. Also galt es, heftig zu kürzen. Nach mehreren Kürzungen (vor allem den Teil zum Recycling, der war ursprünglich sehr ausführlich) und nochmaligem abchecken der Informationen im Text mit den Quellen war ich bei etwa sechs Minuten angekommen.

Als nächstes kam das kreieren der Szenen. Ich zeichnete von Hand ein grobes Storyboard. Es folgte eine Phase mehrerer Korrekturen, bis ich fand, dass es endlich an das Eingemachte gehen sollte. Genaueres bzw. weitere Ideen konnte ich ja während dem Illustrations- & Animationsprozess noch weiterausführen (Stellt sich heraus, ein grosser Fehler).

Ich wählte das Programm Illustrator, da ich damit schon einige Erfahrungen sammeln konnte und da es sich dank der Basis von Vektoren bestens für 2D Animationen eignet. Schon da merkte ich, dass ich viel mehr Zeit benötigte, als ursprünglich geplant. Ich hatte gedacht, dass die meiste Zeit für die Animation benötigt werden würde und dass das illustrieren schnell von der Hand gehen würde. Ich hatte zwar keine allzu grossen Probleme mit der Handhabung des Programms, aber es benötigte trotzdem erstaunlich viel Zeit (was unteranderem auch meiner Faulheit geschuldet war, da ich kein detailliertes Storyboard gezeichnet hatte und ich mich anhand von kleinen Bleistiftkritzeleien orientieren musste). Schwierigkeiten hatte ich ein wenig mit der Farbwahl. Ich finde das Zusammenspiel der Farben ist sehr wichtig und entscheidend dafür, ob die Bilder ansprechend wirken oder nicht. Und das wiederum ist wichtig dafür, dass Zuschauer nicht nach den ersten fünf Sekunden angeekelt wieder weiterklicken.

Damit ich schon eine Leitlinie hatte, nahm ich jetzt den Text mit einem Sennheiser-Richtmikrofon und einem Zoom auf. Es benötigte mehrere Sprechversuche mit verschiedenen Variationen, bis ich einigermassen zufrieden mit meiner Stimme war. In Audition verkürzte ich Sprechpausen, schnitt störende Geräusche heraus und verschnellerte das Tempo ein wenig.

Nun kam das, wovor ich den grössten Respekt hatte und worauf ich mich gleichzeitig am meisten freute: das Animieren. Zu Beginn wurde meine Vorfreude enorm getrübt. Ich hatte After Effects schon eine ganze Weile nicht mehr benutzt und klar, die Grundlagen waren mir noch bekannt. Aber es war sehr mühsam, mich wieder im Programm zurechtzufinden. Trotz meines "tollen" Storyboards (oder gerade deswegen) war ich anfangs ein wenig planlos unterwegs. Ich hatte während dem Zeichnen des Storyboards zwar einige Richtungspfeile für Bewegungen eingefügt und mir zu den Bildchen Stichworte zu Animationsideen notiert. Doch das reichte natürlich bei weitem nicht. Ausserdem stellte ich fest, dass ich die Illustrationen in Illustrator teils falsch angelegt hatte und diese abändern musste. Und so arbeitete ich mich durch die Geschichte hindurch, währenddessen kamen neue Ideen hinzu, Andere wurden gestrichen (zu komplexe Animationen).

Zum Schluss folgte das Sounddesign. Ursprünglich war meine Intention, auch eigene Geräusche und Foley-Töne aufzunehmen. Doch ich entschied mich schlussendlich dafür, nur Sounds aus dem Internet zu nehmen. Die Geräusche habe ich von FreeSound und der Adobe-Soundlibrary von Audition zusammengesammelt. Mit der Musik hatte ich mehr Probleme, sie musste schliesslich Copyrightfrei sein und dazu wollte ich nicht ein Vermögen dafür ausgeben. Nach langer Suche war ich der Verzweiflung nahe und überlegte doch gar keine Musik zu unterlegen, als ich den Tipp zur YouTube-Soundlibrary bekam, die ich davor gar nicht gekannt hatte. Die rettete mich dann tatsächlich, da es darauf genügend freie Lieder gibt.

Erkenntnisse

Es gibt einige Sachen, die ich aus dieser Arbeit gelernt habe. Nicht nur die bessere Handhabung der Programme, sondern zum Beispiel auch die Zeitplanung. Vor allem in das Storyboard hätte ich viel mehr Zeit investieren sollen, dann wären mir im Prozess so einige Nerven erspart geblieben. Animationsideen vom Brainstorming und Storyboarding hätte ich mehr und genauer aufschreiben sollen, viele meiner Stichworte waren mir während des Animierens ein Rätsel. Auch für das Illustrieren muss die Zeitplanung angepasst werden, da kommt wahrscheinlich vor allem mein Hang zum Perfektionismus ein wenig in den Weg.

Ausserdem sollte ich mir weniger grosse Projekte vornehmen bzw. nicht den Fokus der Arbeit aus den Augen verlieren. Schlussendlich habe ich weniger Zeit in das Experimentieren mit Animationen gesteckt und mehr darin, Hauptsache rechtzeitig fertigzuwerden und alles sauber hinzubekommen.

Am Ende kann ich sagen, dass ich zufrieden bin mit dem Endergebnis. Natürlich gibt es Verbesserungspotential, doch ich freue mich, dass ich mein erstes richtiges Animationsprojekt fertiggestellt habe.

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