Königreichskultur

Nichts bestimmte die Lehren von Jesus mehr als sein Reden über das Reich Gottes. Wie eine verborgene Perle sei es, ein Senfkorn das zu einem grossen Baum heranwächst, ein Reich ganz anders als die Reiche dieser Welt. Wie sieht dieser «Himmel auf Erden» nun aber ganz konkret in unserem Alltag aus? Wo kommt er zum Vorschein, und wie lebt man darin? Diesen Fragen ging der Jugendgottesdienst Evening 4 Jesus in einer Vortragsreihe nach. Ich durfte die Werbung dieser Serie mitgestalten.

Soll man zu einem Thema wie dem «Reich Gottes» die Gestaltung übernehmen, so steht man erst einmal im luftleeren Raum. Wie soll so etwas visuell dargestellt werden? Abstrakt, aber doch greifbar, klein und gleichzeitig unfassbar gross, subjektiv und doch universell – dieses Reich lässt sich nicht auf einige wenige Attribute reduzieren.

Und doch sind ihm Wesenszüge zu eigen, die es auszeichnen und von jedem Paradies abheben, das sich der Mensch in seinem Streben nach Selbstbestimmung und Selbstfindung konstruieren mag. In Gottes Reich wird die Liebe der Massstab von allem Handeln und Denken. Diese Liebe ist geduldig und freundlich. Sie kennt keinen Neid. Sie spielt sich nicht auf und ist nicht eingebildet. Sie sucht nicht den eigenen Vorteil, verliert nicht die Beherrschung und trägt keinem etwas nach. Sie freut sich nicht, wenn Unrecht geschieht – sehr wohl aber, wenn die Wahrheit siegt. Sie erträgt alles, glaubt in jeder Lage, verliert nie die Hoffnung und hält allem stand*.

Diese Liebe stellt das Schwache vor das Starke, lässt den Letzten zu Ehren kommen und opfert sich bis auf das Äusserste für das Wohl seines Nächsten. Diese Liebe, gebrochen im Prisma menschlicher Unvollkommenheit, wird zum Reich Gottes hier auf Erden. Dem Reich, welches die Hoffnung für die Welt und der Antrieb meines Lebens ist.

Die nachfolgenden Designs versuchen, etwas von dieser Liebe festzuhalten. Wie sie sich uns erschliesst. Und wie sie im Kontrast steht zum selbst zentrierten und Ich-bezogenen Wertesystem unserer heutigen Zeit.

* 1. Korinther 13, Die Bibel

Eigens für Serie entwickeltes Logo

Bewerbung der Serie

Bewerbung des ersten Vortrages: Gott ist besser!

Bewerbung des zweiten Vortrages: Ich bin nicht du

Bewerbung des dritten Vortrages: Gold in meinem Nächsten

(lhu)

Kritik
von Nathan Beer

Ausgangslage

Als mir dieser Auftrag erteilt wurde, waren die Vorstellungen des Organisationsteams noch sehr unkonkret. Fest stand lediglich der Serientitel “Königreichskultur”, der Serienumfang von drei Abenden und das Thema des ersten Gottesdienstes. Die anderen Inhalte wurden erst später erarbeitet. Da die Gestaltung der Werbemittel trotzdem schlüssig und in sich abgestimmt sein sollte, musste ich eine flexible und gleichzeitig doch wiedererkennbare Designsprache finden, die auch auf die zwei noch unbekannten Vortragsthemen anwendbar sein würden. Da ich meine Inhalte zudem für jeweils vier verschiedene Medien gestalten musste, galt es zusätzlich die Hürde von komplett verschiedenen Formaten und Farbräumen zu überwinden. Es sollten nämlich Visitenkarten, Plakate, Instagram Posts und Instagram Stories zum Einsatz kommen.

 

Kreative Idee

Damit begann ein langer und zuweilen auch mühsamer Gestaltungsprozess. Auf der Suche nach den passenden Motiven, Farben und Formen füllte ich Seite um Seite mit Ideen und Entwürfen. Zunächst spielte ich mit Illustrationen. So dachte ich an symbolträchtige Bilder wie den Weinstock oder das Samenkorn. Nachdem ich aber die ersten Grafiken ausgearbeitet hatte, musste ich feststellen, dass sich diese Herangehensweise für diese Serie nicht eignet. Die Illustrationen würden den Redner in seiner Freiheit einschränken und gaben ihm eine Richtung vor. Dies durfte nicht passieren.

So verwarf ich meine Ideen und begann von Neuem. Es lag mir nun eine weitere Vorgabe vor, die mir eigentlich überhaupt nicht liegt: die Gestaltung musste abstrakt werden, ich musste mit Schriften, Flächen und Farben spielen. Nach vielem Skizzieren und überlegen - ein Freund nennt es “mit einer Idee schwanger gehen” - kam der gedankliche Durchbruch. Ich realisierte, dass das Thema im Grunde genommen sehr viel mit Widerspruch zu tun hat. Das Reich Gottes steht im Widerspruch zu den geltenden gesellschaftlichen Werten. Es steht aber auch scheinbar in sich im Widerspruch: so wird es als Samenkorn beschrieben, und doch ist es viel grösser, als wir Menschen uns das vorstellen könnten. “Das Reich Gottes” ist also ein Thema voller Kontraste. Mit diesen Überlegungen begann ich erneut zu skizzieren und gelangte nach einigen Versuchen zu einer ersten Version des finalen Logos. Eine fette, scheinbar willkürlich platzierte Schrift kontrastiert einen sehr feinen und dünnen Schriftschnitt.

Damit war der Grundstein für das weiter Vorgehen gelegt. Alle verwendeten Elemente und Gestaltungsentscheidungen orientierten sich im weiteren Verlauf am grossen Kontrast des Serienthemas.

 

Gestalterische Umsetzung

Ab diesem Moment arbeitete ich vor allem im Grafikprogramm “Illustrator”. Ich setzte das Logo um und begann anschliessend mit der Gestaltung der Werbemassnahmen.
Als Hauptfarben wählte ich Blau und Gelb. Damit schuf ich einen Warm- Kalt-Kontrast der den Himmel (gelb) und die Erde (blau) symbolisiert. Zusätzlich führte ich auch das Element der Schraffur ein. Deren Richtung weist stets von oben nach unten - Symbolisch für das “Herab-brechen” des Himmels auf die Erde. Beide Elemente kommen in irgendeiner Form in den vier Gestaltungseinheiten vor.

Dies sind die übergeordneten Gestaltungsüberlegungen. Zu jedem Thema machte ich mir dann noch weiterführende Gedanken. So soll die Gestaltung des Themas “Gott ist besser” zum Ausdruck bringen, dass keine Formulierung ausreichen wird, um zu beschreiben, wie gut Gott ist. Bei “Ich ⇏ Du” ist die scharfe, vertikale Linie der Versuch, den Unterschied zwischen mir und dir auszudrücken. Und nicht zuletzt symbolisiert der gelbe Punkt bei “Goud i mim Nächste” all die Schönheit, die Gott in jeden Menschen hineingelegt hat.

 

Technische Umsetzung

Bei der technischen Gestaltung kam ich vor allem bei den Druckerzeugnissen an meine Grenzen. Gerade bei der Gestaltung der Werbemassnahmen für “Gott ist Besser” hatte ich zunächst grosse Schwierigkeiten. Ich arbeitete im RGB-Modus mit extrem vielen Verläufen und Überblendungsmodi. Diese sahen im CMYK-Modus komplett anders aus. In mühseliger Arbeit mussten die Druckerzeugnisse an die digitalen Produkte angeglichen werden.

Auch Indesign selber machte mir zu schaffen. Ich experimentierte stets mit verschiedenen Entwürfen und pflegte die Gestaltung zu iterieren. War ich dann mit einem Ergebnis soweit zufrieden, hatte ich stets fünfzehn bis zwanzig Artboards in meinem Dokument - jedes vollgeladen mit Transparenzmasken, Überblendungsmodi und allerlei Effekten. Nicht selten schmierte mir Illustrator sang und klanglos ab.

 

Kritischer Rückblick

Die Produkte selber gefallen mir sehr. Gerade die Werbeerzeugnisse für das Thema “Gott ist besser” sind sehr gut gelungen. Auch das Logo ist schlüssig ausgefallen und spricht visuell an. Es gibt aber auch durchaus Dinge, die ich ein nächstes Mal anders lösen werde. So überzeugt mich die Gestaltung des Themas “Ich ⇏ Du” nicht wirklich. Die Idee mit dem Muster ist zwar lustig, vermag aber nicht zu überzeugen. Auch das Vermischen von Schriftsprache und Mundart in den Thementiteln ist sehr unglücklich. Dies werde ich ein nächstes Mal unbedingt verhindern.

Bei der Umsetzung dieser Aufgabe habe ich extrem viel gelernt. Sei es der Umgang mit Illustrator, die Arbeit mit verschiedenen Farbräumen, der Unterschied zwischen Print- und Onlinemedien sowie die Herangehensweise an ein abstraktes Gestaltungsproblem - diese Erfahrungen werden mir in Zukunft grosse Dienste leisten.

An dieser Stelle bleibt mir noch einen Dank an Silvan Keiser auszusprechen, der mich mit seinen Tipps und Inputs sehr gut unterstützt hat und mir mit seinen genialen Gedankenanstössen immer wieder unter die Arme gegriffen hat. Vielen Dank!

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