«Love, Simon» mit Schweizer LGBT Influencern

Der Kinofilm «Love, Simon» handelt vom Teenager Simon Spier, der auf den ersten Blick ein ganz normales Leben führt. Ihm sind seine Freunde und seine Familie sehr wichtig. Jedoch hat er ein grosses Geheimnis: Niemand weiss, dass er schwul ist. Auf einer anonymen Blogseite seiner Highschool lernt Simon einen Gleichgesinnten kennen. Ihre Konversationen bleiben aber nicht lange geheim…

Als jemand, der selbst zur Regenbogenfamilie (oder auch «LGBT Community») gehört und dazu noch oft in der Influencer-Szene vor und hinter den Kulissen tätig ist, hat es mich mehr als nur in den Fingern gejuckt, den Kinofilm als Anlass für ein grosses Projekt zu nehmen. Als Influencer erzählte ich schon oft von meinen Comingout-Erfahrungen und den negativen, sowie positiven Geschehnissen, die mein Gay-Leben mit sich bringt. Mich für die Rechte und Stärkung dieser Community, gerade auch in der Schweiz, einzusetzen, ist mir ein wichtiges Anliegen. Der Schweizer Kino-Release des Filmes «Love, Simon» war im Juni. Dieser Monat ist weltweit als «Pride-Month» bekannt. So schien es mir die perfekte Gelegenheit, eine spezielle Schweizer Kino-Premiere für den Film zu organisieren. Dabei entstanden mehrere multimediale Produkte, bei deren Erstellung ich mein im Studium erworbenes Eventproduktions-Wissen anwenden konnte.

Die Ankündigung

Als erstes waren meine ganzen Koordinations-Kräfte gefragt. Nicht nur habe ich es hinbekommen, in meiner katholischen Heimatstadt Solothurn, ein Kino zu finden, welches den Film zeigen würde, sondern ich konnte auch Schweizer Dragqueens, Youtuber, Instagramer und Blogger aus der LGBT-Szene dazu bringen, an diesem Premiere-Event teilzunehmen. Natürlich wurde die Premiere dann auf Social Media angekündigt. Alle beteiligten Schweizer LGBT Influencer haben auf den Event aufmerksam gemacht. Hier mein Ankündigungsvideo und ein online teilbarer Flyer, den ich erstellt habe.

Klicke hier, um den Instagram-Flyer für den Event zu sehen.

Der Event-Tag

Vom Event-Tag selber gibt es ein Youtube-Typisches «Follow Me Around»-Video mit Eindrücken vom Kino-Event und der anschliessenden Diskussionsrunde unter allen anwesenden Schweizer LGBT Influencern und deren Zuschauerinnen, Zuschauern und Follower. Dazu schildere ich noch mehr von meinen Erfahrungen vom Event.

«The Aftermath»

Schlussendlich, mit etwas Abstand zum Kino-Release, folgte nochmals ein persönliches Video auf meinem Youtube-Kanal über den Film. Dabei gehe ich auf all die Szenen ein, die mir besonders gefallen oder die mich sehr bewegt haben. Am Schluss des Videos gebe ich ein «Giveaway», bei dem treue Zuschauer eine DVD von Love Simon und ein originales, deutsches Plakat vom Film gewinnen können.

(nsc)

Kritik
von Joel Dähler

Idee / Motivation:

Die Idee für dieses Projekt entstand daraus, dass ich meine Stimme als «Youtuber/Influencer» für etwas mir persönlich sehr wichtiges wie Toleranz der LGBT-Community nutzen wollte. Dazu wollte ich vor allem meine Stärke im Youtube-Video Bereich nutzen. Der Schweizer Kino-Release fiel genau auf das Ende des weltweiten Pride-Monates, so dass sich ein Projekt dazu umso mehr anbot. Da dieses Projekt in meiner Studienzeit entstanden ist, möchte ich an der Stelle nicht zu politisch darüber berichten, warum dieses Projekt mir eine Herzensangelegenheit war, denn politische Einstellungen mit dem Multimedia-Studium zu vermischen hat in meinen Beobachtungen bei anderen Studierenden meist nur zu Auseinandersetzungen geführt. An der Stelle sei nur gesagt, dass ich selber schon seid über 10 Jahren als «schwul» geoutet bin und mich in meiner Influencer-Tätigkeit vor und hinter der Kamera schon öfters für mehr Toleranz und Akzeptanz der LGBT-Community gerade auch in der Schweiz eingesetzt habe. Es ist nicht grundlos, dass 2019 bereits die Mehrheit der Schweizer Nachbarländer die «Ehe für Alle» gesetzliche verankert haben (Deutschland, Frankreich, Österreich) und in der Schweiz weiterhin keine Abstimmung dergleichen in Sicht ist. Es hat mich jedoch gefreut, dass die Durchführung des Projektes in meinem durchaus katholischen Kanton Solothurn kein Problem war.

Ziel des Projektes war es, einen Kino-Event spezifisch auf den Kinofilm zugeschnitten zu organisieren (mit dem im Studium angeeigneten Wissen über Eventproduktion) und den Event dabei mit multimedialen Produkten zu bewerben und zu dokumentieren.

Vorbereitung:

Zuerst einmal ging es darum, ein Kino in meiner Heimatstadt Solothurn zu finden, welches den Film am Premierentag zeigen würde. Ich hätte die Premiere sicherlich in einer grösseren Stadt wie Zürich machen können, aber dies kam für mich nicht in Frage. Solothurn ist ein perfektes Beispiel für eine Stadt, die keine LGBT-Treffs oder GAY-Jugendgruppen oder Parties oder etwas dergleichen bietet. Genau deshalb war es mir persönlich um so wichtiger, den Event in solch einer Stadt zu machen, um zu zeigen, dass es gerade hier Events zur Unterstützung der LGBT-Community braucht. Da Solothurn eigentlich als Kultur-Stadt bekannt ist und ebenso auch kinotechnisch, z.B. durch die Solothurner Filmtage bekannt ist, war es nach ein paar Telefonaten und Emails möglich ein Kino zu finden, dass den Film ganz normal im Programm drin hatte. So entstand eine Zusammenarbeit mit den Kino Canva in Solothurn.

Für den Kinopremieren-Event habe ich zudem verschiedene Schweizer Blogger, Instagramer, Youtuber und Dragqueens, die sich allesamt zur LGBT-Community zählen, angefragt, koordiniert und am Event betreut. Ebenso konnte ich eine LGBT-Jugendzeitschrift mit ins Boot holen:

  • Marco: Mister GAY Switzerland
  • Santiago: Instagram-Beauty
  • Simiilia: Youtuberin
  • Odette Hella'Grand: Dragqueen
  • Glenn Max Ted: Blogger
  • Milchjugend: Jugendmagazin
  • Smileypeacefun (ich): Youtuber

Ein grosses Dankeschön an dieser Stelle an alle beteiligten Schweizer LGBT-Influencer, deren Begleitungen und Follower/Zuschauer, an die Milchjugend und an das gesamte Kino Canva Team. Natürlich musste auch Werbung für den Event gemacht werden. In einer Art Schneeball-System videobloggten, posteten und schrieben alle Beteiligten ihren Followern auf Social Media und machten auf den Event aufmerksam. Dafür habe ich extra eine Art digitalen Flyer entworfen. Also ein Bild, dass vor allem auf Social Media wie Facebook und Instagram gepostet werden konnte und welches alle wichtigen Informationen zum Premiere-Event enthielt. Ebenso habe ich als Youtuber eine Art "Ankündigungsvideo" veröffentlicht, welches in einem Video nochmals auf alle Infos des Events hingewiesen hat. Dabei habe ich als Anreiz auch noch unter allen Kommentaren des Videos einen Gratis-Eintritt ins Kino verschenkt. In dieser Ankündigungsphase war es vor allem schwer, alle beteiligten Influencer gleichzeitig zu koordinieren.

Der Event-Tag:

Am Event-Tag war ich natürlich sehr aufgeregt. Ich wusste nicht, wie viele Leute zum Film erscheinen würden oder ob allgemein alles glatt laufen würde. Ich erschien früh beim Kino, ging mit den Verantwortlichen vor Ort nochmals alles durch und schaute mir auch die Technik im Kinosaal kurz an. Pünktlich trudelten alle Gäste und Zuschauer ein. Rückblickend haben wir den Saal aufgrund der Locationwahl Solothurn nicht komplett gefüllt aber es waren nach Aussagen des Kinos sicherlich mehr Leute da, als normalerweise gekommen wären. Vor dem Film habe ich eine kurze Ansprache über eine Mikrofon-Anlage gehalten und danach haben alle Influencer und Zuschauer zusammen den Film angeschaut. Nach dem Film blieben noch rund die Hälfte der Leute für eine Panel-Diskussion zum Film und allgemein zu der LGBT-Community. Ein Mitglied des Jugendmagazins «Milchjugend» übernahm dabei die Moderation und auch die Zuschauer waren aktiv mit ihren Fragen und Anregungen beteiligt. Über den Event habe ich auch ein Video auf meinem Youtube-Kanal veröffentlicht. Als Kritik sehe ich jedoch ein, dass ich als Eventorganisator eher weniger Zeit zum Filmen hatte und deshalb nicht viel Material zusammen kam.

«The Aftermath»

Nach dem Event schwirrten mir aufgrund des tiefgründigen Filmes und der Panel-Diskussion noch sehr viele Gedanken im Kopf herum, die ich später alle in ein Videoskript verwandelte. Daraus entstand ein längeres, aber inhaltsreiches Video, wo ich nochmals auf verschiedenste Aspekte des Filmes eingehe, die ich als besonders bemerkenswert empfand. Dazu verschenkte ich auch eine DVD des Filmes und ein Original Filmplakat, welches ich nach dem Event noch übrig hatte.

Gedreht wurden alle drei Videos mit der Spiegelreflexkamera D5500 von Nikon. Geschnitten wurden alle drei Videos mit Sony Vegas Pro 13. Audio-Korrekturen wurden mit Audacity vorgenommen.

  • Video-Sprachen: Schweizerdeutsch & Englisch
  • Ideen, Equipment, Bild, Ton & Postproduction by: Joel D.
  • Für den Event fand eine nicht bezahlte Zusammenarbeit mit dem Kino Canva Solothurn und diversen Schweizer LGBT-Influencern statt.
  • Music by: Lizenzfreie Musik von https://www.youtube.com/user/NoCopyrightSounds
  • Die Videos sind auf meinem Youtube-Kanal verlinkt. Normalerweise werden Videos über den Youtube-Kanal von Digezz gezeigt, dies hätte in diesem Fall jedoch aufgrund der eigenen Begrüssung und Co. keinen Sinn gemacht.
  • Bildbearbeitungen wurden mit Adobe Photoshop und Picmonkey vorgenommen.

Fazit:

Das Projekt lag mir sehr am Herzen und ich habe nicht nur in die Videos und den «Instagram-Flyer» viel Zeit und Passion investiert, sondern es floss auch viel Vorbereitung in die Eventabwicklung. Die Locationwahl war mir persönlich wie bereits erwähnt sehr wichtig, wobei mir bewusst war, dass man in anderen Städten sicherlich noch mehr Zuschauer hätte ins Kino locken können. Falls ich daher wieder mal an ein solches Projekt geraten würde, würde ich versuchen, noch gezielter auf den Event aufmerksam zu machen. Schlussendlich hatten die Leute, die da waren, allesamt viel Spass und konnten einiges aus dem Abend mitnehmen, was für mich das Wichtigste war.

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