Matteänglisch – Ittu’me Inglisch’e

Das Berner Mattequartier ist weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Sicher, wiederkehrende Hochwasser und eine Vielzahl historischer Schauplätze tragen dazu bei. Doch da ist noch mehr: das Matteänglisch.

Eine Geheimsprache ist es, die schon im späten Mittelalter so einigen Bewohnerinnen und Bewohnern des Mattequartiers zu günstigerem Gemüse auf dem lokalen Markt verholfen hat. Oder später zur Abgrenzung gegen die städtische Bourgeoisie diente. So oder so ist sie ein Zeichen dafür, das die «Mätteler» sich als ganz eigenes kleines Dorf innerhalb der Stadt Bern etablierten – und zelebrierten.

Heute bezeugen verschiedene historische Plätze und kleine Sagen die lange Geschichte des Berner Mattequartiers. Und einige davon sind eng mit dem Matteänglisch verwoben, das damit aktiv zum Erhalt der wertvollen Lokalmythen beiträgt.

(fs)

Kritik
von David Gerber

Idee

Wenn man in Bern aufwächst, kommt man früher oder später mit dem Mattedialekt in Kontakt. So kursieren bekannte Begriffe wie «E Ligu Lehm» (ein Stück Brot) ganz selbstverständlich. Historische  Hintergründe und sprachliche Unterschiede sind aber kaum jemandem bekannt. Als im Frühling 2016 ein neues Buch zum Matteänglisch herauskam, war dort lediglich eine Audio-CD beigelegt. Für mich war sofort klar, dass ich die Thematik multimedial aufbereiten möchte, damit auch die jüngere Generation einen Bezug dazu herstellen kann.

Vorbereitung

Ich recherchierte aufwendig zum Thema und fand wenig anschauliches Material. So kontaktierte ich den Matteänglisch-Club Bern, mit dessen Präsident ich mich mehrmals traf um ihm meine Idee einer multimedialen Website zu präsentieren. Dabei war eine grosse Herausforderung, ihm meine Skizzen und Vorschläge anschaulich zu machen, obwohl er selbst keinen Bezug zu den entsprechenden Technologien hatte — viel Übersetzungsarbeit also. Und die hat sich gelohnt. Ich recherchierte  anschliessend mehrmals vor Ort: Sprach mit Leuten aus lokalen Geschäften, betrieb quasi fotografische Feldforschung um geeignete Orte ausfindig zu machen.

Umsetzung

Schliesslich haben wir den Videorundgang über zwei Drehtage aufgenommen und zusätzlich fast einen Tag im Radiostudio verbracht, um die Audioaufnahmen zu machen. Einen weiteren Drehtag habe ich investiert um das Impressions-/Hintergrundvideo zu erstellen.

Da ich das Projekt alleine umsetzen wollte, habe ich die Interviews mit der Sony-FS5 aufgenommen, die in 4K recorden kann. Somit konnte ich das Video in 1080p umsetzen und dabei schneiden (nah/halbnah), ohne eine zweite Kamera verwenden zu müssen. Das hat mir einiges an an zusätzlichem Materialtransport erspart.

In der Postproduction war mir ein weiches Look & Feel der Videos und Bilder wichtig. Ich wollte die Matte so zeigen, wie ich sie selbst erlebet habe: als kleines Dorf mit vielen historischen Ecken und starkem Bezug zur Aare. So habe ich viel Zeit für das Colorgrading eingesetzt, um diesem Gefühl möglichst nahe zu kommen (und z.B. die Grün- und Blautöne dominant erscheinen zu lassen).

Für die Website habe ich das Bootstrap-Template «xone» verwendet und dabei verschiedene Varianten zusammenprogrammiert, um einen Videobackground MIT Textlauf zusammen auf der Startseite zu haben. Den Rundgang habe ich mittels Google My Maps erstellt und eingebunden. Zum Sparen von Ladezeit, habe ich die Audiofiles auf Soundcloud hochgeladen und durch iframes eingebunden, statt sie direkt in die Seite einzubauen.

Selbstreflexion

Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Ich finde die Kombination aus Bild, Video und Text sehr gelungen und glaube eine hohe Informationsdichte erreicht zu haben, ohne dass der_die User_in mit Text überschwemmt wird.

In einem ähnlichen Projekt würde ich in Zukunft noch mehr Diversität in den Personen einbringen: Zum Beispiel verschiedene Leute beim Video-Rundgang sprechen lassen und bei mehr verfügbarer Zeit auch einige zusätzliche historische Bezüge einbauen, indem ältere Bewohner_innen vor der Kamera selbst kleine Geschichten erzählen.

Auch würde ich es mir in Zukunft ein zweites Mal überlegen, ein Projekt in dieser Dimension ganz alleine umzusetzen. Schliesslich war ich über mehrere Monate fast wöchentlich mit Gesprächen, Recherche, Visionierung und Konzept beschäftigt. Und bei der anschliessenden Produktion sind vier Hände auch deutlich einfacher. Kurzum: Eine zweite Person hätte den teilweisen massiven work overload abgefedert.

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