Musikkomposition für Werbespot

Was wäre die Menschheit ohne Film? Der Film ist eine wahre Inspirationsquelle, er kennt keine Sprachgrenzen und wird überall auf der Welt verstanden. Er spricht die Sprache der Menschen, er spricht eine universelle Sprache. Den einen oder anderen hat er sicher schon zu Schauspieleinlagen vor dem Spiegel verleitet. Ob es nun ein cooler undurchdringlicher und gleichzeitig herzzerreissender Hundeblick à la Ryan Gosling ist oder doch eher ein verführerisch unschuldiger Blick wie ihn nur Scarlett Johansson drauf hat. Alle haben wir uns schon einmal dabei ertappt, wie wir versuchten Filmszenen in unseren Alltag einzubauen. Doch was wäre ein Film ohne den dazu passenden Soundtrack. Denken wir doch nur mal an Star Wars. Mit den Sternjägern durch die Galaxie zu fliegen ohne die Musik von John Williams, würde nur halb so viel Spass machen. Oder die Spaghetti-Western von Sergio Leone ohne die Musik von Ennio Morricone, undenkbar!

Ich habe mich mit diesen Fragen intensiv auseinander gesetzt und wollte es selber einmal mit dem Komponieren eines Soundtracks versuchen. Eine Filmmusik zu komponieren, wäre dann aber doch ein zu ambitioniertes Projekt gewesen. Darum habe ich mich entschieden, einen Werbespot zu vertonen. Viel Spass beim Zuschauen und vor allem Zuhören!

(le)

Kritik
von Remo Krieg

Die Idee
Durch meine Ausbildung zum Medienkomponist, konnte ich schon erste Erfahrungen  im Komponieren von Filmen und Werbespots sammeln. Nun hats mich selber gepackt  und ich wollte einmal ausprobieren, wie es ist einen Werbespot von A bis Z zu vertonen. Dabei bin ich per Zufall auf diesen Werbespot gestossen und wie ein Blitz aus dem heiteren Himmel wusste ich sofort, in welche Richtung der passende Sound zum Spot gehen sollte.

Das Konzept
Das Konzept war für mich von Anfang an klar. Der Werbespot wirkt sehr archaisch. Männer reissen Bäume aus, sie bauen menschliche Türme, rennen durch Zäune hindurch.  Die Bildsprache mit diesen naturverbundenen Mannsbildern, welche alles selber flicken, basteln, erbauen können, sprach für sich. Das Testosteron im Werbespot konnte man förmlich riechen. Ich wollte einen archaischen Sound kreieren. Er sollte sehr rhythmisch und reduziert klingen. Der Rhythmus gibt den Takt an, der wie die Bilder auch im Verlauf des Werbespots immer schneller und wirrer wird. Er soll die Energie, welche vom Werbespot ausgehen, musikalisch umsetzen. Die Stimme mit ihrem Urgebrüll soll diese pure Männlichkeit, welche im Werbespot so verherrlicht wird, unterstreichen. Die Stimme hört sich an wie ein Kampfgebrumme, wie der Haka bei den Maori nur ohne Text, sondern mit Lauten, welche tief aus der Magengrube hervorgeholt werden. All diese Faktoren sollten dann diesen unverwechselbar archaischen Klang ergeben.

Die Umsetzung
Ich musste mir zuerst überlegen, wie ich den Werbespot verstehe und wie ich ihn musikalisch umsetzen will. Dabei stellte ich mir die Fragen, welche Instrumente ich einsetze und wenn ja wie ich meine Stimme in die Musik einbauen kann. Den Fokus musste ich aber vor allem auf die Emotionen setzen, also was will ich mit dieser Musik aussagen. Widerspreche ich der Bildsprache? Kann ich die Bildsprache mit der Musik verstärken? Welche Mittel setze ich dafür ein? Nun galt es, die einzelnen Spuren der Instrumente einzuspielen und am Schluss zu arrangieren und abzumischen. Für mich war dabei sehr wichtig, dass der Sound in sich und dem Werbespot stimmig war.

Die Herausforderungen
Musik in Filmen oder Werbespots sollen Emotionen kreieren. Egal ob es sich um Horrorfilme oder Romantik Schnulzen handelt. Der Zuschauer soll ans Bild gefesselt werden, er soll berührt werden. Musik kann die Bildsprache extrem verstärken. Sie kann Angst erzeugen, aber auch Spannung oder Traurigkeit verkörpern. Sie führt den Zuschauer an die Bilder heran, sie weist ihm sozusagen die Richtungen. Die Musik kann aber auch verstörend wirken oder sogar bewusst zur Irritation genutzt werden. Die grösste Herausforderung für mich war es, all diese Faktoren zu berücksichtigen und einen Sound zu komponieren, welcher die Botschaft des Werbespots verstärkt. Es war schwierig den richtigen Rhythmus zu finden, ihn gekonnt schneller zu machen, damit er nicht zu nervös wirkte. Dabei musste ich aufpassen, dass ich die Musik nicht zu sehr überlade. Es kann schnell passieren, dass man zu viele Instrumente, Klänge und Soundteppiche einsetzen will. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt, doch oft hört es sich dann nur wie ein undefinierbarer Matsch an. Die Herausforderung bestand also darin, den Sound möglichst reduziert zu halten, damit er um so kraftvoller seine Wirkung entfalten kann.

Fazit
Es hat sehr viel Spass gemacht einen Werbespot zu vertonen. Ich habe aber auch gemerkt, wie viel Arbeit dahinter steckt. Es braucht sehr viel Geduld Musik für einen Werbespot zu komponieren, welche auch wirklich passt und in sich stimmig ist. Ich musste zuerst lernen, wie ich an diese Aufgabe herangehen soll, sprich wie ich anfange zu komponieren und auf was ich mich dabei achten muss. Für die Zukunft würde ich mir wirklich zuerst überlegen, was ich genau machen will und erst dann anfange zu komponieren und zu arrangieren, sonst kann es sehr schnell geschehen, dass man einzelne Arbeitsschritte mehrmals macht und sogar nochmals ganz von vorne anfangen muss.

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar