PROGR Kultur macht Raum

Der PROGR ist viel mehr als ein Gastrobetrieb. Er ist ein kreativer Raum des Austausches und des Schaffens.

Die Turnhalle und das Lehrerzimmer als Gastrobetriebe sind bekannt. Sie befinden sich auf dem PROGR-Areal in der Nähe des Hauptbahnhofes von Bern. Was viele jedoch nicht wissen: Das ehemalige Schulhaus wurde zu einem Atelierhaus umfunktioniert.

Durch die Pro PROGR Initiative wurde aus einer Zwischenlösung für das Gebäude ein neuer Nutzen gefunden. Die günstigen Ateliers und Musikräume werden von etwa 70 Künstlerinnen und Künstlern regelmässig genutzt.

Die Idee hinter unserem Projekt ist es, diesen kreativen Aspekt der Öffentlichkeit näherzubringen und ihnen bewusst zu machen, dass im PROGR tagtäglich Kultur geschaffen wird. Dazu haben wir diverse Interviews geführt: Mit einem der Initianten der Pro PROGR Initiative, Peter Aerschmann, der Stiftungsleiterin Silvia Hofer sowie zwei Künstlern, die das Angebot des PROGR in Anspruch genommen haben.

Hier geht es zu unserer Webseite:

PROGR Kulturmachtraum

(lhu)

Kritik
von Lynn Aeschlimann, Irina Mayer und Lukas Kunz

Ursprüngliche Idee

Wir wollten ein Urban Explorer Projekt auf die Beine stellen, in dem wir in unseren drei Heimatkantonen (Zürich, Fribourg, Bern) je ein verlassenes Gebäude portraitieren. Unser Ziel war es, die drei Orte zu fotografieren, schriftlich zu dokumentieren und das Resultat auf eine CMS-Website hochzuladen. Zusätzlich wollten wir unser Vorhaben, also den ganzen Prozess von der Recherche bis hin zur Fotografie der verlassenen Orte, filmisch dokumentieren und so unsere Reflexionen einbringen.

Während dem ersten Gespräch mit Thomas Weibel erhielten wir weitere interessante Inputs. Anstatt unsere Dokumentation der verlassenen Orte auf einer CMS Seite zu präsentieren, wurde uns vorgeschlagen, selber eine Webpage zu gestalten und die Fotos mit aFrame einzubinden. Das erdenkliche Ziel dieser Idee wäre dabei gewesen, dem User durch diese Methode einen explorativen Zugang zu den portraitierten Orten zu gewährleisten. Wir nahmen die Idee auf und überlegten uns, ob und wie wir diese Idee umsetzen konnten.

Bei unserer Recherche stellten sich aber leider mehrere Schwierigkeiten heraus. Dabei handelte es sich nicht nur um mögliche Einsturzgefahren der verlassenen Gebäude, also um unsere eigene Sicherheit, sondern es ging dabei auch um rechtliche Angelegenheiten. Auch wenn ein Gebäude verlassen ist, kann dieses nicht betreten werden. Stichwort dafür ist: Hausfriedensbruch. Viele dieser UrbanExplo-Abenteurer mögen solche Unterfangen wagen und ihre daraus resultierende künstlerischen Werke im Internet veröffentlichen, machen dies jedoch auf anonymer Art und Weise. Grund dafür sind die rechtlichen Konsequenzen. Da wir diese Risiken nicht eingehen wollten, entschieden wir uns für eine andere Alternative.

Aktuelle Idee

Wir wollten unsere Idee der verlassenen Gebäude nicht komplett verlassen und kamen während eines Gesprächs auf folgende Variante: Wieso nicht ikonische, ausgangsorientierte Gebäude in Bern portraitieren, die im Verlaufe der Zeit verschiedene Funktionen eingenommen haben und sich so dem Zeitgeist anpassten? Wir dachten an die Reithalle, die PROGR / Turnhalle, den Gaskessel, die Matte Brennerei und ehemalige Broncos-Loge, das Kornhaus, etc. Bald wurde uns aber bewusst, dass ein Portrait-Video von drei bis vier dieser Orte den Rahmen sprengen würde. Auch würden wir diese Orte nur oberflächlich portraitieren und nicht tiefer ins Detail gehen können.

Wir kamen zum Schluss, dass wir nur die Turnhalle mit ihrer beliebten Bar und schwungvollen Konzerten sowie das wohlbekannte Lehrerzimmer mit ihrer Café-Bar und ihren feinen Brunchs kannten. Bei der Recherche wurde uns bewusst, dass der PROGR mehrere verschiedene wichtige Nutzungszwecke hatte und erst in den letzten zehn Jahren zu einem Zentrum, ja, einem Knotenpunkt für Kunstschaffende in Bern wurde. Abgesehen von den beliebten Gastrobetrieben und dem gemütlichen Vorhof, bietet die Stiftung PROGR diverse Ateliers für Künstler und Künstlerinnen an. Innerhalb desselben Gebäudes befinden sich etliche Organisationen, die dort ihren Sitz haben. Sie ergänzen den PROGR nicht nur durch die dortige Produktion von Kunst und Kultur, sondern auch durch die Darstellung und Präsentationen dieser Werke in Form von Vernissagen, Ausstellungen, Konzerte und sonstigen Anlässen.

Wir wollten diverse Videos kreieren, die dann zusammen auf einer von uns erstellten Wordpress-Seite veröffentlicht werden. Die Inhalte zeigen einerseits einige der tragenden Figuren des PROGRS (Silvia Hofer, aktuelle Geschäftsleiterin; Peter Aerschmann, Pro-PROGR Initiative), andererseits werden zwei bis drei Künstler in ihren PROGR-Ateliers portraitiert.

Die Videos und die dazugehörende CMS-Website sollten den PROGR von einem anderen Winkel, nämlich aus der Perspektive der Kunst- und Kulturschaffenden darstellen. Auch wollten wir damit die Wichtigkeit und Bedeutung dieses Kulturzentrums für die Stadt Bern unterstreichen und den Menschen zeigen, dass der PROGR mehr zu bieten hat als die zwei Gastrobetriebe Turnhalle und Lehrerzimmer. “Der PROGR als Treffpunkt kreativen Schaffens” wurde so zu unserem konkreten Aussagewunsch, aus dem wir unsere zentrale Leitfrage formulierten: “Wie hat sich der PROGR als Knotenpunkt für Kunstschaffende in den letzten Jahren in Bern etabliert?”

Vorbereitung / Durchführung

Als das Grundkonzept mal stand und wir genügend recherchiert hatten, definierten wir für dieses Projekt einen Zeitrahmen, nahmen mit den jeweiligen Personen Kontakt auf, reservierten in der Technikausleihe das Material und erstellten die nötigen Drehvorlagen. Uns wurde schnell bewusst, dass wir gewisse Hauptverantwortungen relativ schnell und gescheit aufteilen mussten, so dass wir zügig arbeiten konnten. So kümmerte sich Lynn hauptsächlich um die Kontaktaufnahme und das Organisieren der Drehtage, Irina um die Wordpress-Seite und Lukas um das Material und die Drehvorlagen.

Reflexion bezüglich der Kontaktaufnahme / Organisieren der Drehtage

Die Kontaktaufnahme mit Silvia Hofer, der Geschäftsleiterin des PROGR, verlief zügig und einwandfrei. Rasch fanden wir einen Termin für ein Vorgespräch, dann einen zweiten Termin, um ein gefilmtes Interview zu führen. Die Kontaktaufnahme mit den Künstlern bereitete uns mehrere Schwierigkeiten. Das persönliche Vorbeigehen bei den einzelnen Ateliers war wenig erfolgreich, da fast niemand vor Ort war. Als Hilfestützung erhielten wir einige Kontaktvorschläge von Silvia. Diesen schickten wir anschliessend eine E-mail mit dem Projektbeschrieb sowie unseren Interviewanfragen. Leider haben sich viele der Künstler nicht zurückgemeldet oder hatten keine Zeit. Uns war es dennoch möglich, zwei Interviews zu arrangieren.

Reflexion bezüglich der Erstellung der CMS - Seite

Da wir alle drei noch nie eine Webseite programmiert hatten, entschieden wir uns dazu, mit einer CMS-Webseite zu arbeiten. Auch dies war Neuland für uns. Zuerst suchten wir ein Theme aus, das zu unserem Projekt passte. In diesem Fall das Theme “Pique”. Daraufhin sahen wir uns Tutorials an, um optimal mit diesem Theme arbeiten zu können. Es brauchte eine gewisse Zeit, bis wir die Webseite bedienen und nach unseren Vorstellungen optimal formen konnten. Das Theme lieferte viele Freiheiten, jedoch auch Einschränkungen. Um das CSS der Webseite bearbeiten zu können, hätten wir für eine Premium Version bezahlen müssen. Da wir dieses Projekt kostenlos produzieren wollten, kam dies für uns nicht in Frage. So waren wir bezüglich Schriftarten-und Grössen bei der Erstellung unserer Webseite eingeschränkt. Die Fotos auf der Webseite erstellten wir selber. Um die Webseite nicht zu verlangsamen, entschieden wir uns, die Videos via Youtube auszuspielen.

Reflexion bezüglich des Materials / Drehvorlage

Uns war es aus organisatorischen Gründen wichtig, das benötigte Arsenal aus unserer Technikausleihe im SRF Gebäude beziehen zu können. Dies stellte uns vor gewisse Herausforderungen, denn 1) wir erhielten relativ kurzfristig Termine mit unseren Interviewpartnern, was das Reservieren des Materials, vor allem kurz vor bzw. während den Osterferien erschwerte und 2) war es eine Zeit, in der die Bachelorprojekte der 16er Klasse sowie Gruppenarbeiten der 17er und der 18er Klassen in vollem Gange waren. Dies führte dazu, dass unsere Technikausleihe praktisch leer stand. Mit Koordination und viel Glück war es uns möglich, das passende Material für unsere Drehs zu erhalten. 

Da wir mit der Kontaktaufnahme relativ spät dran waren und zudem Osterferien anstanden, war es für uns, mit einer Ausnahme, relativ schwierig, rasche Antworten von den jeweiligen angefragten Personen (Silvia Hofer, Peter Aerschmann, ein dutzend im PROGR arbeitende Kunstschaffende) zu erhalten. Dies setzte für uns und unsere genauen Drehvorlagen eine hohe Flexibilität voraus, da wir oftmals bis kurz vor dem Dreh nicht genau wussten, wen wir vor der Kamera haben werden oder wo wir filmen würden. So hatten wir auch für das location scouting wenig Zeit und mussten anpassungsfähig bleiben. Wir bereiteten unsere Drehkonzepte und -Vorlagen so gut wie möglich vor, indem wir uns auf eine grobe Struktur stützten. Dies half uns, unsere Orientierung nicht zu verlieren und unseren Aussagewunsch sowie unsere Leitfrage im Auge zu behalten.

Reflexion bezüglich des Drehs

Wir verstehen uns alle drei sehr gut, beim Dreh kam es jedoch zu ersten Reibungen zwischen den einzelnen Parteien. In einigen Vorfällen funktionierte die Kommunikation untereinander nicht optimal, so dass wir aufgrund einfacher Missverständnisse leicht gereizt waren und den Informationsfluss untereinander beeinträchtigten. Andererseits hatten wir keine klaren Rollenverteilungen innerhalb des Teams. Es gab also keine offizielle Regisseurin, keinen offiziellen Kameramann oder offizielle Tonfrau, was den tatsächlichen Dreh vom Inhalt und vom Zeitmanagement her beeinträchtigte.

Nichtsdestotrotz haben wir die Drehtage erfolgreich gemeistert und konnten das gefilmte Material für den Schnitt nutzen.

Das Filmen mit zwei Kameras, also vier SD-Karten, setzt einen durchdachten und ordentlichen Arbeitsprozess voraus. Welche Kamera filmt was? Auf welchem Slot? Wird der Ton einheitlich aufgenommen? Sind die Grundeinstellungen der Kameras (Format, Weissabgleich, Blende, Audio, etc.) aufeinander abgestimmt worden? Welche Ordnerstruktur eignet sich für die spätere Post-Production?  Einige dieser Fragen sind uns erst im Nachhinein eingefallen. Unsere Post-Production wäre wahrscheinlich um einiges simpler gewesen, wenn wir uns von Anfang die Grundeinstellungen irgendwo notiert und diese bei jedem Dreh (der Situation angepasst) eingesetzt hätten.

Da wir mit zwei Sony FS5 filmten, stellten wir unsere Kameras auf das AVCHD-Format um. Dies ist ein Sony-Containerformat und ist, wenn kein Vorwissen zu diesem Format vorhanden ist, etwas schwierig zu handhaben. So besitzt AVCHD eine eigene interne Ordnerstruktur, die im Idealfall nicht verändert werden sollte. Als ein grosser Teil eines unserer Videos schon stand, kamen wir auf die Idee, die einzelnen Videodateien aus der vorprogrammierten Ordnerstruktur zu nehmen und in ein simpleres Ablagesystem zu kopieren. Was wir dabei nicht bedachten war die Namensgebung der jeweiligen Dateien, die bei jeder internen Ordnerstruktur identisch ist. Bei drei Drehtagen mit jeweils vier SD-Karten führte dies zu einem riesen Chaos. Zwar blieb die grobe Videostruktur erhalten, doch Premiere Pro verwechselte die gleichnamigen Videodateien untereinander, was zu einem Verlust von mehreren Stunden Arbeitsaufwand bei der Post-Production führte.

Reflexion bezüglich der Post-Production

Wir teilten uns die Aufgaben wie folgt auf: Eine Person erstellt zwei Videos, die anderen zwei jeweils eines. Dies ist eine Möglichkeit, zu arbeiten, doch stellt sich heraus, dass vier Videos mit unterschiedlichen Eigenschaften und Standards dabei rauskommen. Wir einigten uns auf einen Grundablauf der Videos, doch liessen die Frage des Color Gradings offen. Je nachdem wie man argumentieren will, kann man sagen, jedes Video solle (farblich) anders sein. Oder man kann auch sagen, dass die vier Videos Teil einer Einheit seien und somit in der Struktur sowie in der Farbe ähnlich sein sollten. Beides gilt. Hier konnten wir ein bisschen mit diesen Gedanken spielen und im Premiere Pro versuchen, was farblich alles möglich ist. Wir orientierten uns für den farblichen Grundton an dem Orange-Teal-Konzept, welches dem Video einen Cinematic-look verleihen sollte. Erste Versuche verliehen den Videos eine völlig andere Wirkung.

Einerseits geht es beim Schnitt darum, dass die ZuschauerInnen den Schnitt nicht bewusst wahrnehmen; der Schnitt zwischen den einzelnen Bildern und Einstellungen sollte nicht sichtbar sein. Es ist also eine Frage des Rhythmus und der Kohärenz zwischen Bild und dem Gesagten. Wann wird wie geschnitten? Wird das Gesagte vom Bild unterstützt?

Andererseits geht es auch um einen sinnvollen, einfach nachvollziehbaren Inhalt. Als Produzent / Regisseur sind uns bezüglich der jeweiligen Thematik immer mehr Informationen bekannt als dem Zuschauer. Hier geht es also um das sorgfältige Abwägen, wie viel und vor allem welche Informationen den ZuschauerInnen zuzutrauen sind. Gibt es einen roten Faden? Wenn ja, ist er auch für Laien nachvollziehbar? Damit ein Video als eine in sich geschlossene Einheit genossen werden kann, müssen also Rhythmus des Schnitts sowie Informationsgehalt in Betracht gezogen werden.

Alles in allem kann man sagen, dass eine optimale Vorbereitung des Drehkonzeptes die Hälfte der gesamten Arbeit ausmacht. Die andere Hälfte beinhaltet das Ausführen des Konzeptes sowie das zum Teil gekonnte und zum Teil improvisierte Umgehen mit allfälligen Störfaktoren. Genau darin liegt der Lernprozess.

Learnings

  • Sich nicht zu lange über mögliche Projektideen Gedanken machen, sondern sich relativ zügig auf eine Idee einigen und mit den nötigen Vorbereitungen starten
  • Grundsätzlich: Drehplan und Drehvorlage detaillierter festhalten und Material so früh wie möglich reservieren, sofern dies möglich ist
  • Kontaktaufnahme mit Kunstschaffenden des PROGRs gestaltete sich schwieriger als gedacht, da wir oftmals keine Antworten auf unsere Anfragen erhielten. Das heisst also: Kontaktaufnahme mit den zu filmenden Personen frühzeitig einplanen
  • Sich überlegen, ob mögliche Feiertage o. Ä. die Drehvorbereitungen und/oder den Dreh selbst auf irgendeine Art und Weise beeinträchtigen könnten. Grundsätzlich für die Vorbereitung, während dem Dreh und der Post-Produktion: mögliche Störfaktoren eruieren und sich Alternativen überlegen
  • Klare Verteilung der Aufgaben innerhalb der Gruppe sowie einen konstanten Informationsfluss garantieren, so dass alle auf dem gleichen Wissensstand sind sowie auf klare, ziel- und lösungsorientierte Kommunikation achten (kurz: communication is the key!)
  • Bei solchen Projekten gerne auch mit unterschiedlichem Material arbeiten, d.h. sich nicht immer nur auf das selbe Kameramodell stützen. Dies fördert eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Filmarsenal, welches man eventuell noch gar nicht kennt und steigert somit den Lernfaktor / die Fachkompetenz
  • Darauf achten, dass genügend Bildmaterial aufgenommen wird. Nicht willkürlich irgendetwas filmen, sondern sich schon bei der Vorbereitungsphase Gedanken machen, welche Füllbilder für die jeweiligen Aussagen Sinn machen und welche Wirkung sie wiedergeben
  • Beim Filmen mit mehreren Kameras sollten die Grundeinstellungen (Formate, Weissabgleich, Blende, Audio, etc.) aufeinander abgestimmt sein. Am besten die Grundeinstellungen gleich irgendwo notieren.
  • An der Ordnerstruktur des Container-Formates AVCHD sollte nichts geändert werden; beim Kopieren der Dateien auf den Rechner sollte die ganze Ordnerstruktur mitkopiert werden; beim Importieren der Files sollte der ganze Ordner importiert werden, nicht die einzelnen Videodateien.
  • Zuerst Color Correction, dann Color Grading. Diese sind zwei wichtige Bearbeitungstools, um ein Video entweder gut aussehen zu lassen oder zu zerstören.
  • Sich beim Schnitt nicht im Detail verlieren. Leitfrage und Aussagewunsch als Referenz nehmen.

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