Rabatz im Zauberwald

Es war einmal ein Wald, nicht weit von hier entfernt, der zwischen hohen Bergen am Rande eines Dorfes stand. Hier lebten zahlreiche Eichhörnchen, und so nannte man ihn auch den Eichhörnliwald. Es war kein gewöhnlicher Wald wie jeder andere, denn er war nicht so gross und dunkel wie andere Wälder. Der Weg hindurch und einmal rundherum war schnell gegangen. So hatte der Wald nur wenig Chance auf Aufmerksamkeit. Lediglich den Eichhörnchen wurde Beachtung geschenkt. Die Menschen kamen hin und wieder her, um sie zu füttern. So fühlte sich der Wald vernachlässigt und traurig. Er wünschte sich nichts sehnlicher als einen Hauch von Anerkennung. Schnell sprach sich das Leid des einsamen Waldes herum. So kam es, dass eines kalten Winters auch die Kunstwichtel davon erfuhren. Die Kunstwichtel waren magische und fantasievolle Wesen, die viele leuchtende Dinge bauen konnten. Sie beschlossen, den Wald zu besuchen und ihm ein Geschenk zu machen. „Licht und Sterne, Feen und Magie, wir schenken dir einen Reichtum an Fantasie“. So verwandelten sie mit all ihrem Talent den traurigen Wald in ein Lichterspektakel, wie es die Welt zuvor noch nie gesehen hatte. Jung und Alt strömten von Nah und Fern herbei, um den Wald in seinem neuen Glanz zu betrachten.

Die Kunstwichtel waren überglücklich, dass so viele Menschen dem Wald endlich ihre Aufmerksamkeit schenkten. Ihre Magie hielt allerdings nur wenige Tage an. Sie konnten jemandem auch nur einmal im Jahr einen Wunsch erfüllen. Deshalb entschieden sie sich, den Wald jedes Jahr zur selben Zeit zum Leuchten zu bringen. Denn sie wollten nicht nur dem Wald helfen, sondern auch die Menschen begeistern und besonders den Kindern ein Lächeln auf die Lippen zaubern. So entstand die noch nicht so alte Tradition, dass mit jedem Jahr Kunstwichtel aus aller Welt dem Wald ihr „Abrakadabra“ schenken: Der Zauberwald war geboren und lädt, da er bis heute nicht gestorben ist, zum Staunen ein.

Lasst uns froh und munter sein…

Seit nunmehr drei Jahren zur Adventszeit wird der Eichörnliwald auf der Lenzerheide zum „Zauberwald“, der Gross und Klein begeistert. Mittels Lichtinstallationen diverser Künstler, einem Weihnachtsmarkt und Konzerten von Schweizer Entertainern fanden auch dieses Jahr über 29 000 Besucher den Weg in das kleine Wäldchen direkt am Heidsee. Denn erst in den dunklen Dezembernächten entfalten die magisch wirkenden Lichtspektakel ihre ganze Schönheit. Doch wie kommt das Event eigentlich bei den Gästen an?

Wie ihr wisst, ist jedes Projekt mit einer Zielgruppe verbunden. Beim Zauberwald-Event ist es die Familie. Im Dezember 2015 schienen sich die kreativen Installationen jedoch eher an das erwachsene Publikum zu richten. Um das Event wieder familienfreundlicher zu gestalten, planten die Veranstalter in nicht absehbarer Zeit eine Kinderbetreuung. Es war daher von grösstem Interesse, herausfinden, wie die Zielgruppe überhaupt darüber denkt. Bewaffnet mit einer Kamera und ausgerüstet mit selbstwärmenden Schuheinlagen, machten wir uns auf in den Zauberwald und starteten eine Umfrage.

Das Video kam bei unserem Auftraggeber sehr gut an. Es freut uns ausserordentlich, dass die Kinderbetreuung durch den Beitrag unseres Videos bereits nächstes Jahr verwirklicht wird.

Tipps und Tricks für Multimedia-Elfen


Konzept

Wie bei jedem anderen Projekt sollte sich jeder vor Beginn eines Drehs einige wichtigen Fragen stellen: Frag dich:

  • Was willst du wem warum erzählen (Zielgruppe)?
  • Welche Kernaussage willst du mit deinem Film vermitteln?
  • Welche Bilder unterstreichen die Aussage? Denk dabei aus Sicht des Zuschauers, der ohne Vorwissen den Film und deine Botschaft verstehen soll.


Geduld mitbringen

  • Unsere Umfrage wurde spontan an zwei Abenden durchgeführt. Geduld ist hier gefragt, denn nicht alle Eltern waren mit einem Kamerainterview einverstanden.
  • Gelassen auf Personen zugehen, verständlich erklären, was der Sinn und Zweck des Interviews ist.
  • Bei einer Absage höflich bedanken und nach weiteren Interviewpartnern Ausschau halten.


Dreh

  • Emotionen sind das A und O. Achte darauf, dass sie authentisch sind!
  • Für dunkle Outdoor-Szenen benötigt man zwingend ein bis zwei Headlights für die Kamera und warme Kleider für sich (insbesondere wärmende Schuheinlagen helfen sehr gegen die Kälte)!
  • Material gut vor der Kälte schützen und evtl. immer zwei paar Kopfhörer mitführen (siehe Kritik).
  • Interviewte Personen immer ausreden lassen, ansonsten kann man die Aussagen im Schnitt nicht oder nur teilweise verwenden.


Post-Production

  • Positive sowie negative Botschaften vermitteln – nicht nur auf einer Seite stehen.

(tw)

Kritik
von Aline Gsell und Manon Dahmen

Idee/Motivation

Die Zauberwaldveranstalter erteilten vier BWL Studenten der HTW das Projekt „Kinderbetreuung im Zauberwald“. Es sollten Verbesserungsvorschläge entwickelt werden, wie man den Zauberwald noch Kinderfreundlicher gestalten könnte. Einen Film zu drehen war nicht Teil der Projektaufgabe, sondern eine spontane Idee. Für die Umsetzung benötigten die Studenten Hilfe und baten uns um Unterstützung.

Der Zauberwald ist die Verkörperung von Emotionen. So war es auch für uns wichtig in unserem Film, die ehrlichen Emotionen der Familien dem Zuschauer nahe zu bringen. Ins besonders sollte der Film die Veranstalter, die von dem Dreh bis zum Präsentationstag nichts wussten, begeistern und dabei gezielt unterstützen neue Ideen zu erhalten. So war uns schnell bewusst, dass der Film sehr authentisch sein musste. Denn je authentischer die Emotionen, desto glaubwürdiger und besser wirkt der Film auf seine Zuschauer.

Produktion

Kinder verursachen einen „Jöh“- Effekt und wecken in den Zuschauern, Freude, tiefes Mitgefühl aber auch Beschützerinstinkte. Daher war es uns wichtig, die Kinder immer wieder in Szene zu setzen.

Beim Filmen waren wir überrascht wie spontan viele der Kinder waren. Sie strahlten als sie die Kamera erblickten, kamen alleine auf uns zu, sagten ungeduldig „ich will auch was sagen“ und sangen für die Kamera. Es war ein wunderschönes Erlebnis und wir waren verblüfft, wie sich nur durch die Kinder und solcher Momente, positive Emotionen erzeugen liessen. Hätten wir zum Beispiel nur die Aussagen von Erwachsenen gefilmt, die Ihre Kinder bei der Hand halten, wäre der Film für jeden Zuschauer schnell langweilig und steif geworden.

Interessant wird es durch die Unberechenbarkeit der Kinder. Man weiss nie was sie antworten, oder wie sie sich gleich verhalten werden. Das sieht man auch in der Umfrage. Jedes Kind löst eine neue, andere Welle von Gefühlen aus. Mal in Richtung süss, mal in Richtung lustig. Gleichzeitig jedoch sind Kinder auch manipulativ und machen was man Ihnen sagt um „ein Teil“ von etwas zu sein. So war der Satz der drei Kinder am Schluss „Zauberwald Juhui“ von uns vorgegeben um bewusst einen verstärkten „Jöh“-Effekt zu erzielen.

Kälte – Faktor Technik

Wir hatten das Problem, dass durch die Kälte am zweiten Abend die Kopfhörer nicht mehr funktionierten und wir beim Aufnehmen des Tons über den Zoom-Recorder, nichts mehr hörten. Wir sahen nur, dass das Zoom funktionierte und mussten so „blinde Tonaufnahmen“ durchführen.

Licht

Grosses Lichtmaterial mitzunehmen kam für uns von Anfang an nicht in Frage. Wir entschieden uns schnell für zwei kleine Headlights. Diese funktionierten, zusätzlich zu der Lichtstarken Canon 5D Mark II, einwandfrei.

Kälte – Faktor Mensch

Ein Faktor der die Umfrage etwas erschwerte war die Kälte. An beiden Abenden betrug die Aussentemperatur -8 Grad Celsius. Am ersten Abend unterschätzten wir die Kälte und wir mussten öfter einen Stopp einlegen, um uns aufzuwärmen. Am zweiten Abend waren wir etwas besser ausgestattet, wärmende Schuheinlagen und fünf Schichten Kleidung halfen uns die Dreharbeiten länger, mit weniger Stopps durchzuführen. An beiden Abenden blieben wir bis zum Ende der Zauberwaldveranstaltung um genügend interessantes Filmmaterial zu erhalten.

Post-Production

Die Meinungen der Befragten waren geteilt. Am ersten Abend waren die meisten Antworten eher positiv wohingegen am zweiten Abend, erstaunlicherweise, viele eher negativ antworteten. Wir fanden es wichtig, sich nicht nur auf eine Seite zu schlagen und beide Ansichten in die Umfrage einfliessen zu lassen. So kann der Zuschauer sich selber eine Meinung bilden. Solange es nicht nur positive oder negative Aussagen gibt, ist es daher nur fair beide Seiten zu zeigen.

Um zu erreichen, dass der Zuschauer (wieder) weiss, wie es im Zauberwald 2015 ausgesehen hat, entschieden wir uns bei der Post-Production zuerst möglichst alle Lichtinstallationen zu zeigen. Daher beginnt das Video etwas mystisch und soll bei den Besucher Erinnerungen wecken. Erst danach beginnt der eigentliche Umfrageteil. Von Beginn an war uns klar, dass wir die wichtigsten Aussagen möglichst kurz und prägnant vermitteln wollten. Es sollte auf keinen Fall Langeweile beim Betrachter aufkommen. Daher haben wir immer wieder einen kurzen Schnitt zu den Kindern gemacht oder ganze Familien gefilmt. Das Video ist trotz einer Länge von 6 Minuten 43 Sekunden bis zuletzt informativ.

Fazit

Die Arbeit bei der Kälte war für uns alle neu und eine Herausforderung. Es freut uns, dass es ein studiengangübergreifendes Projekt war, zu welchem wir beitragen konnten. Das BWL-Team hat uns jeglichen kreativen Spielraum gelassen, aber trotzdem das Ziel des Videos klar kommuniziert. Es wäre schön, wenn es mehr solcher Projekte gäbe, die von Studenten veranlasst werden.

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