Reparieren statt Ersetzen mit «iFixit» – Erfahrungsbericht

«iFixit» ist eine in Kalifornien gegründete Unternehmung, die sich dem Verschleiss technischer Geräte angenommen hat. Seit 2003 ist «Reparieren anstatt Wegwerfen» ihr Kredo. Neben der Ersatzhardware bietet die Firma auch Tools und Anleitungen zur selbstständigen Reparatur an.

Der Gedanke, die Batterie meines iPhone 5s selbstständig zu ersetzen, kam mir, nachdem ich die Ende 2017 erschienene Dokumentation «Death By Design» gesehen hatte. Sie setzt sich mit dem schmutzigen Bereich der Technologiebranche auseinander. Den Trailer dazu gibts hier – absolut sehenswert!

Am Ende der Doku wurde die Firma «iFixit» vorgestellt. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, den Menschen die Möglichkeit der selbstständigen Reparatur ihrer technischen Geräte zu ermöglichen. Damit will sie der Wegwerfgesellschaft entkommen und ihren Teil für eine nachhaltigere Zukunft leisten.

Da ich seit dem Softwareupdate auf iOS 11 massive Akkuleistungsprobleme hatte, beschloss ich, den Akku mithilfe von iFixit zu ersetzen. Es kann ja schliesslich sein, dass der Akku nach über zwei Jahren Dauergebrauch langsam erschöpft ist, und nicht mehr die anfängliche Leistung erbringen kann.

Kosten Reparaturkit (Ersatzakku + benötigte Tools): rund CHF 41.–

Anleitungen: Als Video oder Textformat online auf iFixit.com

Benötigte Zeit: rund 1.5 Stunden

Zusammenfassung:
Für die Reparatur habe ich etwa doppelt so lange benötigt, wie es online beschrieben wurde.
Dies aus folgendem Grund: Nach Ende der Reparatur habe ich das Gerät voller Erwartungen eingeschaltet. Als das Apple Logo schraffiert auf dem Display erschien, wurde mir bewusst, dass mir ein Fehler unterlaufen sein musste. Die Ein- und Ausschalttaste sowie der Home-Button funktionierten, jedoch der Touchscreen nicht mehr. Hier hatte ich eine erste Krise. Jedoch wurde mir bald bewusst, dass ich wohl einen der Anschlüsse des Motherboards nicht korrekt angeschlossen hatte. Dies bedeutete, dass ich den ganzen Vorgang noch einmal durchspielen musste. – Und siehe da, beim dritten Versuch hat es mit dem Anschluss dann doch noch funktioniert.

Seit der Reparatur sind nun rund drei Wochen vergangen.
Leider hat sich mein Akkuproblem damit nicht wie erhofft in Luft aufgelöst. Ich kann das Gerät abends mit 100% Batterie in den Flugmodus werfen (alle Apps geschlossen) und morgens wache ich mit ca. 20–30% auf. Dies bestätigt mein These, dass etwas in Apples Softwareupdate den Akkuverbrauch massiv erhöht – auch wenn das Gerät eigentlich offline sein sollte.

Es ist grundsätzlich schon witzig, dass sich die Hersteller der heutigen Smartphones dazu entschlossen, den schwächsten Komponenten, den Akku (hat halt nur eine Lebenserwartung von 2–3 Jahren), ihrer Geräte plötzlich so zu verbauen, dass es unglaublich schwierig wird diesen zu ersetzen. Auch die Leistung der Geräte kommt nach zwei Jahren Gebrauch immer mehr ins Stocken. So werden die Konsumenten quasi gezwungen, in einem zweijährigen Rhythmus ihre Geräte zu ersetzen.

Und was tun wir? Wir folgen brav dem uns vorgegebenen Konsumzwang, ohne Aufschrei und ohne Widerstand. GUT GEMACHT!

(mm)

Kritik
von Luca Toneatti

Motivation:

Auslöser für die Idee war die wie oben erwähnte Dokumentation «Death By Design». Reparieren statt ersetzten, ein Gedanke den auch ich total unterstütze. So sollte der Digezz-Beitrag meinen Mitmenschen eine Alternative aufzeigen, um dem Konsumzwang entrinnen zu können.

Schwierigkeiten (Reparatur):

  1. Display Entfernung:
    Hier muss man sich genügend Zeit nehmen. Murksen bringt mehr Schaden als Nutzen. ACHTUNG, das Display ist mit einem Kabel am Gehäuse befestigt, reisst man das Display raus, besteht die Gefahr das Kabel zu beschädigen.
  2. Akku Klebstreifen entfernen:
    Der Akku des iPhones ist mit zwei Klebstreifen befestigt, die langsam und behutsam darunter herausgezogen werden müssen. Natürlich ist mir der zweite Klebstreifen gerissen. Somit hiess es den Akku möglichst behutsam herauszupressen. Dabei hat er sich ziemlich verbogen, was die Gefahr eines Akkubrandes erhöht hatte. War ultra happy als ich ihn endlich draussen hatte.
  3. Abdeckung Motherboard:
    Die Abdeckung des Motherboards ist mit vier Schrauben befestigt, welche drei verschiedene Längen aufweisen. Hier sollte man die Schrauben von Anfang an sortieren, da man von Auge etwas Mühe bekommen wird einen Unterschied von 0.1mm ausmachen zu können. Die falsche Schraube am falschen Ort, bedeutet eine Beschädigung des Motherboards - spannend auch hier macht es einem der Hersteller zusätzlich etwas schwieriger, selbstständig am Gerät herumzuschrauben.
  4. Kabelanschlüsse:
    Die einzelnen Kabelanschlüsse müssen in die Halterung geklickt werden. Ist dieser nicht perfekt eingerastet, folgen dieselben Probleme welche mir begegneten.

Zusammenfassung:

Es war eine enorm spannende Erfahrung selbstständig an meinem iPhone herumzuschrauben. Da ich eine alles andere als ruhige Hand habe, benötigte ich wohl auch etwas länger als erwartet. Man benötigt bei gewissen Vorgängen etwas mehr Kraft, bei anderen sollte enorm vorsichtig vorgegangen werden, damit man nicht mehr Schaden anrichtet als behoben werden soll. Der Gedanke von iFixit, reparieren statt ersetzten unterstütze ich vollumfänglich. Dass einem jedoch von den Herstellern der Geräte mehr Steine in den Weg gelegt werden die Geräte länger am Leben zu halten, finde ich enorm verwerflich und dagegen müsste meiner Meinung nach vorgegangen werden.

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