Sopranistin auch in coolen Locations

Klassische Musik live – Iris Benesch bringt die Musik nicht nur in Kirchen und Konzertsäle, sondern auch ins Museum, in historische Hotels, in eine schöne Bar. Dorthin, wo Räumlichkeiten ein spezielles Ambiente versprechen. Wo Ort, Performance und Musik zu einem besonderen Erlebnis werden.

Sie hat nicht nur die Umgebung der klassischen Musik neu definiert, sie verpasst ihr nun auch einen multimedialen Touch.
Iris Benesch ist professionell ausgebildete Sopranistin und will ihre Kunst auch in ungewöhnlichen Umgebungen hör- und sichtbar machen. Und das kommt an. Sie möchte eine Brücke schlagen und klassische Musik mit multimedialer Kunst verschmelzen. Auf einer Filmkulisse erzählt sie die Geschichte eines Gesangbuches und federleichter Noten. Gemeinsam entdecken sie eine Tür, welche den Zugang zu neuen Welten öffnet. Und wenn man genau hinsieht, geschehen immer seltsamere Dinge. Den Soundtrack liefert Iris in der Liveperformance.

Kritik
von Simon Vogel und Urs Rey

Idee

Der Film ist ein realer Auftrag. Er dient als Kulisse für Liveauftritte. Deshalb erscheint der Film hier ohne Ton. In dieser Reflexion wollen wir für eigene Folgeprojekte unsere wichtigsten Erkenntnisse festhalten und Verbesserungsmöglichkeiten eruieren. Jenen Menschen, die ebenfalls mit einem ähnlichen Auftrag konfrontiert sind, legen wir gerne folgende Punkte als Lektüre ans Herz.

Das Briefing

Das Projekt hat uns vor diverse Herausforderungen gestellt. Das Briefing für den Film war faktisch ein leeres Blatt. Das Konzept musste nicht zwingen einen Berührungspunkt mit der klassischen Musik haben. Elemente aus Kunst und abstrakten Bildern waren willkommen. Einzige klare Bedingung war, dass der Film auch ohne Hintergrundmusik funktioniert und somit für unterschiedliche Musikstücke und Performance genutzt werden kann. Weiter sollte das Video als Loop (kein Anfang und kein Ende) abgespielt werden können, damit auch die Länge des Clips keine Einschränkungen für eine Aufführung darstellt.

Das Konzept

Wir haben uns auf vier zentrale Elemente beschränkt: das Gesangbuch, die Federn, die Sängerin und die Tür. Diese kommen in jeder Einstellung vor, wobei die Tür den jeweiligen Übergang in die neue Welt ermöglicht. Als “neue Welten” haben wir drei unterschiedliche Drehorte gewählt. Der klare Rahmen der Tür lässt uns auch später in der Postproduktion viele Möglichkeiten für Experimente offen. So mussten wir nicht jedes Detail im Vorfeld planen. Allerdings mussten wir dafür einige Aufnahmeregeln festlegen, die wir folgend noch näher beschreiben.

Umsetzung

Einen eigen angefertigten Türrahmen haben wir gebaut. Den Türrahmen wählten wir schwarz, da wir dadurch einen guten Kontrast und klare Linien für die Masken in Schnittprogramm Premier Pro und After Effects hatten. Diese Überlegung hat sich ausgezahlt. Weiter wurde der Rahmen nach den zahlreichen Transporten nicht so schnell schmutzig.

Damit die Aufnahmen im Schnitt möglichst kompatibel sind, mussten wir den Abstand zur Kamera immer genau abmessen. Auch die Kamerahöhe stellten wir fast immer gleich ein – und zwar der Topografie entsprechend und nicht mit der gleichen Stativhöhe. Dazu noch mehr in der Rubrik Postproduktion.

Drohne

Mit der Drohne lassen sich natürlich tolle Aufnahmen realisieren. Trotzdem kann Sie auch immer wieder die Spielverderberin auf dem Filmset sein. Auch dann, wenn alle Sicherheitsdispositive erfolgreich angewendet werden, können auf der filmischen Seite immer noch gewisse Dinge schief gehen. In einem älteren Beitrag hat Simon Vogel bereits von möglichen Problemen mit der GoPro gesprochen. Zum Beispiel vom Rolling Shutter Effekt.

Nun ist ein weiteres Bildphänomen aufgetreten, das uns zuvor noch nicht bekannt war. Die Rede ist von dunklen und hellen Streifen, die quer über das Bild gehen. Diese verschwinden, sobald die Kamera sich von der Sonne abwendet.

https://www.youtube.com/watch?v=gVc07fZ9pek

Das Problem liegt hier bei der Sonneneinstrahlung. Das Licht scheint hier durch die Rotoren der Drohne und wirft kurzzeitig einen Schatten auf die Linse. Dieser zeigt sich wegen des Bildaufbaus der GoPro als dunkler Streifen im Bild. Folgendes Produkt dürfte dieses Problem beheben.

https://www.digezz.ch/wp-content/uploads/2016/01/gopro-sonnenblende_500x500.jpg

http://www.arktis.de/grubenheld-sonnenblende-fuer-gopro/

Leider mussten wird wegen diesen Bildstörungen auf einige schöne Aufnahmen verzichten.

Postproduktion

Wie bereits angesprochen haben wir beim Aufbau des Sets ein Augenmerk auf den Türrahmen gelegt. Allerdings haben wir das nicht ganz konsequent gemacht. Bei der Szene am Rhein hatten wir das Kamerastativ zu tief eingestellt. Dadurch unterscheiden sich hier die Videobilder perspektivisch. Diese Tatsache forderte leider viele zusätzliche Stunden in der Postproduktion.

Damit die Tür optisch auf das Bildmaterial von den anderen Locations passte, mussten wir es mittels Zoomen und schieben einzeln einpassen. Dadurch haben wir in einigen Szenen viel Auflösung verloren. Leider hatten wir nicht die Möglichkeit in 4K zu filmen, um mehr Freiheit für den Bildschnitt zu gewinnen.

Der Dreh war für uns grundsätzlich ein Experiment. Deshalb haben wir kein detailliertes Storyboard erstellt. Wir wussten, dass das Video erst beim Schnitt richtig geboren wird. Wir wussten, in welche Richtung wir uns etwa bewegen wollten, jedoch war kein genauer Plan als Vorlage entworfen. Dies hatte den Vorteil, dass wir uns von den gegebenen Situationen inspirieren lassen konnten. Allerdings haben wir in der Postproduktion bereut, dass wir gewisse Bewegungsmuster nicht bewusster geplant haben. Das konnten wir aber nicht, weil gewisse Ideen erst im Nachhinein aufblitzten.

Aus dieser Erfahrung konnten wir aber eine wichtige Erkenntnis gewinnen.

Testshooting

Wenn das Briefing sehr knapp ist und man somit viele Freiheiten hat, sollte man für gewisse Projekte ein Testshooting in Erwägung ziehen. Das klingt in erster Linie aufwendig. Aber wie bereits erwähnt, entstehen gewisse Ideen nicht auf dem Papier, sondern auf dem Set zusammen mit dem Protagonisten/in. Weiter kann ein Testshooting unter dem Strich deshalb sogar eine Zeitersparnis bedeuten.

In unserem Falle sind viele Ideen erst in der Postproduktion entstanden. Bei einigen Szenen hätten wir uns zum Beispiel gewünscht, dass die Protagonistin gewisse Bewegungen wiederholt oder an allen Locations immer gleich gemacht hätte. Hätte man also diese Erfahrungen zuerst in einem Testprojekt machen können, wäre dies dann eben doch eine gute Grundlage für ein Storyboard gewesen und hätte möglicherweise viele aufwendige Stunden in der Nachbearbeitung erspart. Hier wäre uns beispielsweise auch aufgefallen, dass wenige Minuten leeres Bildmaterial ohne Protagonisten von jeder Location vieles einfacher gemacht hätte. So mussten wie teilweise gewisse Dinge kompliziert im Schnittprogramm abmasken und viele “work arounds” in Kauf nehmen.

Fazit

Das Projekt hat Spass gemacht, aber ging auch an die Substanz. Rückblickend können wir einen grossen Rucksack an Erfahrungen für die nächsten Projekte mitnehmen. Obwohl wir je rund 60 Stunden Arbeit aufgewendet haben, freuen wir uns, dass wir nicht für jede Minute gratis gearbeitet haben.

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