Stay home? Stay fit!

Corona hat uns alle hart getroffen. Wir spüren die Auswirkungen in der Schule, bei der Arbeit und auch in der Freizeit. So ging es auch den Bienna Jets: Der American Football Club aus Biel musste in der kritischen Phase ihrer Saison-Vorbereitung sämtliche Trainings absagen und die Spieler nach Hause verbannen. Und nun?

Für das Team stand fest: Wir machen weiter. Trainieren kann man schliesslich nicht nur im Gym, sondern auch zuhause im Garten, im Zimmer, im Keller… Räume und Gelegenheiten gibt es en masse. Und damit die Bieler Jungs auch zielführend trainieren können, instruierte Coach Werner sein Team via Video-Chat. Mal ein Workout mit Hilfsmittel, mal mit dem eigenen Körpergewicht – die Bienna Jets hielten sich fit. Und beschäftigt: Dem Problem der Corona-Langeweile wirkte das Team mit den Workouts entgegen und dabei verstärkte sich der Teamgeist nur noch mehr.

Die Folgen der Krise sind hart zu schlucken für das passionierte Team: Seit zwei Monaten waren sie nun nicht mehr auf dem Feld, eine (komplette) Rückkehr ist momentan noch nicht in Sicht. Die lang erwartete Saison wurde um ein Jahr verschoben – und somit auch der Traum der Bienna Jets, den Meisterschaftstitel 2020 zu gewinnen.

Da nicht nur die Bienna Jets enttäuscht sind, sondern noch viele weitere Sport-Clubs, die ihre Events verschieben müssen, hat die Stadt Biel eine Kampagne zugunsten der Sport-Clubs in Biel organisiert: In einem Video durfte sich jeder Club vorstellen und den zuhause bleibenden Bielerinnen und Bielern ein Workout nach Club-manière vorstellen. Ganz im Sinne des Community-Spirits. Denn nur gemeinsam sind wir stark und nur gemeinsam finden wir einen Weg aus dieser Krise.

Einen Schritt weiter unten findet ihr das Video. Lernt die Bienna Jets kennen, turnt das Home-Workout von Coach Werner nach und schaut beizeiten auf der Website der Stadt Biel vorbei, um die anderen Workouts auszuprobieren (Sport Stadt Biel – Sport für Zuhause). Viel Spass!

(spu)

Kritik
von Laura von Känel

Ausgangslage

Als die Anfrage der Stadt Biel kam, befanden sich Mikko (SoMe-Verantwortlicher der Bienna Jets und mein Auftraggeber) und ich gerade in einer mittleren Krise: Unser Video-Projekt (und mein Digezz-Projekt) wurde durch den Lockdown blockiert. Wir hatten zwar Material aus zwei Drehtagen, welche aber Fehler aufwiesen und nur teilweise verwendet werden konnten. Die Stadt Biel hatte  ein Konzept für die Videos erstellt, welches inhaltlich ziemlich genau vorschrieb, was gezeigt werden soll, formell aber nicht so detailreich war – wie sich später noch zeigte. Für die Publikation auf der Website galt das Prinzip "first come, first serve", da nur 14 Videos publiziert werden sollten. Sofortiges Handeln war also gefragt.

Konzeption

Wegen des Lockdowns konnte ich kein neues Material drehen gehen. Das Konzept erforderte aber Aufnahmen, die ich noch nicht parat hatte. Ich musste also das Konzept so aufbauen, dass alle Spieler Videos von zuhause aus und in Eigenregie drehen konnten. Da sich einige Spieler schon während den Trainings-Sessions mit den Coach-Werner-Videos aufgenommen hatten, konnte ich mit einem kleinen Stock als Referenz starten. Bestimmte Teammitglieder wurden ausgewählt, statt einem Trainingsvideo auch eine kleine Videobotschaft einzureichen. Mit den Botschaften konnten ich um die Trainings-Videos eine Story aufbauen. Für Mikko habe ich ein Voice-Over geschrieben, das er mir ebenfalls alleine und zuhause einsprach und mir digital zukommen liess.

Das Konzept für die erste Version des Videos war (aus meiner Sicht) richtig toll. Das Video hatte eine Story, ein gutes Tempo und brachte die Trainings-Videos auf lustige Weise ein. Durch das Feedback der Stadt Biel mussten wir das Konzept aber ausbauen und immer wieder anpassen. Das war schlussendlich einer der aufwändigsten Teile des Projekts: Wie erreiche ich es, alle Ansprüche in ein bestehendes Konzept zu verarbeiten? In einem Projekt, das mit den gegebenen Einschränkungen kaum Raum für Veränderungen bietet?

Produktion

Mit der Basis des ersten Konzeptes liess sich in der Produktion schnell und gut arbeiten. Produktion in diesem Falle war das Organisieren und Sichten der eingereichten Video-Dateien und der Schnitt nach vorliegendem Konzept. Da das Konzept bereits auf den grösstenteils gesichteten Trainingsvideos bestand, konnte dieser Teil der Arbeit relativ zügig realisiert werden.

Ich kehrte einige Male zurück in die Produktion, da die Stadt Biel drei Mal Änderungen anbrachte, die unter anderem die Produktion betrafen. Mit wachsender Länge und Komplexität des Videos nahm die Render-Zeit zu, mein Computer schwächelte und die Effizienz sank in den Boden. Immer wieder wartete ich vor dem Bildschirm und liess den PC rechnen.

Post-Produktion

Als der Schnitt der ersten Version stand, sah das Video aus wie eine wilde Collage. Da jeder Spieler sich von zuhause aus filmte, entstanden verschiedene Qualitätsmängel: Überbelichtet, unterbelichtet, schlechte Bildqualität, Filter, water marks von Bearbeitungs-Apps, komische Cadrage. Ich entschied mich, den Home-Made Charakter beizubehalten und suchte Wege, diesen auch stilistisch einzusetzen. So kam zum Beispiel das VCR-Thema ins Spiel. Ich versuchte verschiedene Bildeffekte aus, die zum Einen die Qualitätsmangel überdecken sollten, aber auch einen bestimmtem Look erzielen sollten. Dazu erarbeitete ich kurze Transitions, die ans Spulen eines VCR-Geräts erinnern. Schlussendlich sollten die Botschaften klar "home made" aussehen – mit einer Anzeige, die einer Cam-Recorder-Anzeige glich. Kleinere Animationen und Text-Screens erarbeitete ich im Illustrator, da auch sie der Identity der Bienna Jets entsprechen mussten und somit einer detailreichen Gestaltung bedürftig waren. Es kamen immer mehr Details dazu, die ich Schritt für Schritt abwog, ausprobierte und entweder mitnahm oder verwarf.

Evaluation

Die Stadt Biel hatte zwar ein Konzept erstellt, in diesem aber sehr viel Spielraum geboten. Dass dieser eigentlich nicht bestand, merkten wir erst, als wir die erste Variante des Videos einreichten und zu diesem sehr viele Änderungswünsche erhielten. Zum einen sollte das Video in seiner Länge fast 3x so lang sein, zum anderen musste es bilingue und mit Untertiteln geführt werden. So mussten weitere Teammitglieder avisiert werden für zusätzliche Aufnahmen, die es dann galt, wieder im gleichen Thema ins Video einzufügen. Das zog weitere Animationen mit sich, Textanpassungen, zusätzliche Voice-Overs, Änderung des bestehenden Schnitts, Untertitel auf Französisch und schlussendlich eine Übersetzung aller Textstellen ins Englische. Nach zwei weiteren Anpassungsrunden, die jeweils Details korrigierten, aber mit langandauernden Render- und Exportier-Sessions bestraft wurden, wurde das Video dann auf der Website der Stadt Biel gepostet.

Fazit

Obwohl das Video viel Zeit und Mühe gekostet hat, hat es unglaublich viel Spass gemacht. Es war begeisternd zu sehen, wie viel Aufwand auch die Bienna Jets nicht scheuen, wenn es um ihren Verein geht. Denn davon war es schlussendlich abhängig: Der Bereitschaft des Teams, bei der Produktion mitzumachen und auch kleinere "Rückschläge" in Form von Korrekturen auf die lockere Schulter zu nehmen. Ohne sie wäre der Auftrag kaum in dieser Form umsetzbar gewesen, denn das Konzept schränkte stark ein und verlangte viel in einer Zeit, die sowieso schon wenig Möglichkeiten bot. Über diese Lösung mit den vielen Home-Videos und dem ganz spezifischen Look konnten wir ein Video einreichen, das den AFC Bienna Jets in seiner Identität total vertritt und das hoffentlich einigen Menschen zu hause ein schweisstreibendes Workout beschaffte.

Learnings:

  • Bei Konzepten, die nicht alle Fragen beantworten, immer nachfragen. So hätten wir viel Zeit und 2 Korrekturrunden vermeiden können. Aber diese Lehre sitzt tief.
  • Trotz gutem Mitmachen des Teams: Anfänglich eine kurze Kommunikation vorbereiten, die informiert über das "Was" und das "Wie" des Projektes. Denn trotz der regen Beteiligung, konnten einige Beiträge nicht verwendet werden, da sie Was und Wie verfehlt haben.
  • Bei grossen Video-Projekten: Immer alles doppelt kontrollieren, bevor Rendering und Export starten. Denn: Wenn nach einer Stunde Rendering ein kleiner Fehler auffällt, tut das doppelt weh...

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar