Testscreening «Die dunkle Seite des Mondes»

Mitte Mai flogen wir im Rahmen unseres Digezz-Projektes «au coin de la rue», welches wir demnächst veröffentlichen werden, nach Berlin. Wir hatten – ganz unabhängig von «au coin de la rue» – die Chance, an einem professionellen Filmscreening teilzunehmen.

Gabriel Waldvogel, ein Freund von uns, ist bei der Berliner Filmproduktionsfirma Port au Prince Films tätig und hat uns dazu eingeladen. Es ging um die Verfilmung des Martin Suter Romans «Die dunkle Seite des Mondes». Was uns erst beim Verlassen des Kino Arsenal im Berliner Sony Center klar wurde: ein solches Screening kann für einen Filmproduzenten extrem essenziell und hilfreich sein. Aufgrund dessen sind wir der Meinung, dass eine kleine Dokumentation des Events auf einer solchen multimedialen, von Studenten geschaffenen und verwendeten Plattform wie Digezz durchaus sinnvoll sein kann. Wer weiss, vielleicht stehen einige von uns auch irgendwann einmal vor der Aufgabe, die Postproduction eines Kinofilmes zu machen. Wir glauben, jeder wäre dankbar, wenn er die Meinung von Aussenstehenden zur Hilfe hätte.

Das Ankommen im Kino unterschied sich in dieser Situation nicht gross von einem ganz gewöhnlichen Kinobesuch. Wartende stehende Menschen, Getränke, wartende sitzende Menschen, Begrüssungen, Smalltalk, Deeptalk, noch geschlossene Saaltüren. Einige Minuten später werden die Türen geöffnet, die Meute betritt den Kinosaal und sucht sich seinen Platz.

Der Regisseur des Films entschuldigte sich zunächst für allfällige Ton- oder Bildpatzer, eingeblendete Notizen etc. Die Version von «Die dunkle Seite des Mondes», die wir zu Gesicht bekommen würden, sei noch der Rohschnitt. Finales Cutting, Tonanpassungen, Colorgrading sowie das Einfügen der eigenen Filmmusik sei noch ausstehend. Wie sich später herausstellen sollte, war dieser Rohschnitt schätzungsweise 100x besser als die finalen Versionen unserer Filmproduktionen aus dem ersten Studienjahr. Aber da waren ja schliesslich auch Profis am Werk. Dass wir nach dem Film Fragen beantworten würden, teilte Gabriel den ungefähr dreissig anwesenden Zuschauern mit.

Film ab! Dann ging’s los. Wir sahen uns den Film von Anfang bis Ende durchgehend an, um danach einen ca. 5-seitigen Fragebogen zu erhalten. Der Fragebogen enthielt Fragen wie «Würden Sie diesen Film weiterempfehlen?», «Kannten Sie den Roman von Martin Suter?»,  «Welche Szene(n) war(en) Ihrer Meinung nach überflüssig, welche am besten, welche am schlechtesten?» oder «Fanden Sie die Szene XY zu lang/zu kurz/genau richtig?». Hört sich ganz einfach an, solche Fragen wenige Minuten nach Ende des gesehenen Films zu beantworten. Das war es aber ganz und gar nicht. Selbst wer weiss, dass er danach Fragen beantworten müssen wird, konzentriert sich im Kino auf die Story als Ganzes und nicht im Detail auf einzelne Szenen, Einstellungen oder Cuts.

Im kurzen Gespräch mit Gabriel nach Abgabe des ausgefüllten Fragebogens wurde uns aber versichert, dass jedes Feedback hilfreich sein kann, auch wenn es vielleicht keine Detailerklärungen oder ausgeklügelten Änderungsvorschläge enthält.

Ach, übrigens: wer mehr über «Die dunkle Seite des Mondes» erfahren will, findet hier weitere Infos.

Kritik
von Laura Lüthi und Christa Kuratli

Eine zweite Meinung zum Rohschnitt eines Films einzuholen kann sehr helfen. Wir konnten beim Testscreening des Martin Suter Romans «Die dunkle Seite des Mondes» dabei sein und haben einige wichtige Erkenntnisse gewinnen können.

Wir konnten aus diesem Testscreening einige gute Erfahrungen mitnehmen. Einerseits, dass es sehr sinnvoll sein kann, einen Rohschnitt (auch wenn er «nur» für einen Digezz-Beitrag gedacht ist) einer Person zu zeigen, die keine Ahnung vom ganzen Geschehen hat. Es kann sein, dass man sich beim Ausdenken der Story, bei den Aufnahmen und der Nachbearbeitung verliert. Für einen selbst ist es selbstverständlich, dass die Story so verständlich ist, wie man sie sich selbst ausgedacht und zusammengeschnitten hat. Für andere Personen, die die Geschichte noch nie gehört oder gesehen haben, kann das ein Problem darstellen.

Wir werden auf jeden Fall bei der nächsten Postproduction eine aussenstehende, quasi ahnungslose Person dazuziehen, ihr unseren Rohschnitt zeigen und uns so helfen lassen, das ganze so zu gestalten, dass es auch jedermann versteht.

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