Wenn Fiction dein Leben bestimmt

Wie lebt es sich, wenn man sich Serien, Gaming und Kino zu seinem Lebensmittelpunkt gemacht hat?

Yannick Graf ist 28 Jahre alt und arbeitet fünf Tage die Woche als Milchtechnologe EFZ in einer Käserei im ländlichen Jegenstorf BE. Sobald jedoch der Feierabend naht, heisst es für den 28-jährigen: Eintauchen in die actiongeladene Welt des Entertainments. Das grösste Hobby von Yannick ist nämlich seine Leidenschaft für Animes, Serien, Kino und Videospiele. Es gibt praktisch kein Genre, welches ihn nicht packt und überzeugt.

Ich habe den Milchtechnologen in seiner Wohnung im bernischen Urtenen besucht und mit ihm über seine Leidenschaft und sein nicht ganz günstiges Konsumverhalten gesprochen.

(lhu)

Kritik
von Michel Gloor

Idee
Ich kannte Yannick schon seit einigen Jahren, da er wie ich ebenfalls aus der Region Bern stammt und man sich früher auch oft im Ausgang gesehen hat. Beim Brainstorming einer Idee für eine Digezz-Reportage ist mir seine ausgesprochen ausgeprägte Leidenschaft für das Sammeln von jeglicher Art von Entertainment-Konsumgüter in den Sinn gekommen. Ich hatte noch ein Facebook-Foto im Kopf, auf dem er vor einigen Jahren stolz seine ganze Sammlung präsentierte. Da entstand die Idee, etwas zu diesem Thema umzusetzen.

Vorbereitung
Als erstes musste ich natürlich abklären, ob Yannick ganz generell überhaupt Interesse daran hätte, dass sein Gesicht und seine Story filmisch festgehalten werden. Es ist schliesslich nicht ganz selbstverständlich, dass die Leute einfach so ihre Hobbys vor der Kamera und in der Öffentlichkeit kundtun wollen. Er willigte nach einigen Telefonaten jedoch ziemlich rasch ein und er stand der Idee eigentlich von Anfang an ziemlich positiv gegenüber. Die Tatsache, dass ich das Projekt als Einzelprojekt ausführte und somit kein Heerschar an Leuten bei ihm auftauchten, machte die ganze Sache natürlich etwas entspannter für ihn.

Umsetzung
Als erstes musste ein geeigneter Termin gefunden werden. Auf einen solchen konnten wir uns ziemlich schnell verständigen. Ich habe mir also meine Fragen vorbereitet, die ich ihm unbedingt stellen wollte, und die vielleicht auch für Zuschauer ohne starke Interessensbindung zu seinen Themen von Bedeutung sein könnten. Ich kannte seine Wohnsituation vor der Produktion nicht, deswegen konnte ich mir nur leichte Vorstellungen davon machen, wie und wo wir die Interviewsituation abdrehen können. Ich stellte mir natürlich mehrere Fragen. Ist es chaotisch? Gibt es eine schöne Kulisse für die Interviewsituation? Ist es zu dunkel für das Kamerabild? Vor Ort stellte sich heraus, dass das Sammelsorium von Yannick die perfekte Kulisse bot.

In der Post Production versuchte ich, den Interviewteil möglichst abwechslungsreich mit seinen Erklärungen seiner Sammlung und seiner «Gamer-Ecke» zu vereinen. In After Effects produzierte ich schliesslich noch einen kleinen Opener, eine Bauchbinde und Zwischensequenzen für die Einblendung der Fragen. Diese sind teils in schlichtem Stil (Opener) und teils im Computer-Gaming-Stil (Bauchbinde/Zwischensequenz mit Frage) gehalten.

Interviewteil
Ich entschied mich als Interview Location für das ‘Museum Yannick’, in dem er all seine Gegenstände ausgestellt hat, da ich dort ungestört drehen konnten. Yannick Graf war vor den Aufnahmen leicht nervös und hatte zu Beginn etwas Mühe, die Statements zu formulieren. Deshalb habe ich ihn nach mehreren gescheiterten Anläufen versucht zu Coachen, dass er sich genau gleich verhalten sollte, als würde er mit mir Smalltalk führen. Diese Lockerung im Gespräch führte dann dazu, dass er doch voller Motivation und Energie von Hobbys erzählt hat. Meiner Meinung merkt man in seinen Statements sehr gut, wie sehr sich in der Welt des Entertainments wohlfühlt und wie wichtig ihm die ganzen Serien & Games sind.

Equipment
Kamera: Canon EOS 5D MARK III

Audio: RØde SmartLAV+ Lavalier (Interview), Audiobox (Voice Over)
Post Production: Adobe Premiere Pro, Adobe After Effetcs, Adobe Audition

Fazit
Die Umsetzung der Kurzreportage gefiel mir gut, besonders weil es thematisch doch etwas abseits des Mainstreams steht und es ziemlich schwierig ist jemanden zu finden, der offen zu seinem doch nicht unbedingt alltäglichen Hobby steht. Was ich gelernt habe für die nächste Umsetzung: Zuviel zusätzlich Footage abdrehen kann nie Schaden! Am Schluss habe ich es etwas bereut, nicht noch vom Bahnhof Urtenen Footage / auf dem Weg zu Yannicks Wohnung gedreht zu haben. Das werde ich bei einer nächsten Umsetzung auf jeden Fall anders machen.

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