Wenn Geschichte lebendig wird

Hektisches Treiben belebt den Innenhof des Schlosses Burgdorf. Mit Körben voller Gemüse und Korn laufen die Bäuerinnen geschäftig zu dem Abgabentisch. Eine Ziege meckert laut und am Boden tummeln sich gackernde Hühner. Mit Holzreifen spielende Kinder huschen flink zwischen einer Gruppe von Musikern hindurch. Über einer offenen Feuerstelle kochen zwei Mägde einen Eintopf. Da ertönt laut und hell das Horn von dem Wehrgang – der Herzog! Stolz reitet er auf seinem Pferd durch das Burgtor und wird von seinen Untertanen begrüsst.

Manchmal ist es schwer vorstellbar, wie unsere Vorfahren um 1200 nach Christus gelebt haben. Was haben sie für Kleidung getragen? Was waren ihre Aufgaben? Wie lebten sie? Das Zähringervolk Burgdorf hat sich als Ziel gesetzt, Geschichte lebendig werden zu lassen und uns einen Blick in die Welt unserer Vorfahren zu ermöglichen. Die Gruppe besteht aus geschichts- und theaterinteressierten Frauen und Männern, die uns Geschichte näher bringen wollen. Dabei setzen sie auf originalgetreue Gewandungen und Rollen – ihr Spiel soll so authentisch wie möglich sein. Immer mit dabei ist auch die Freude am Strassentheater.

Um ihren neuen Webauftritt zu unterstützen, produzierten wir für sie einen Imagefilm. Ziel dabei war es, etwas Neues zu versuchen, in eine andere Welt einzutauchen und den Zuschauern ein Bild der Arbeit des Zähringervolks Burgdorf zu geben. Der Zuschauer wird mittels verschiedensten Rollen durch den Burgalltag geführt und fühlt sich so inmitten jeder Szene.

(fms)

Kritik
von Laura Eberspächer, Stephanie Schwenter und Carmen Wenger

Idee und Konzept
Für das Zähringervolk Burgdorf, welches Geschichte aus Leidenschaft vermittelt, soll ein kurzer Imagefilm produziert werden. Unsere Idee war es die Vision des Zähringervolks – Geschichte lebendig werden zu lassen – zu erzählen. Wir wollten etwas Neues versuchen, indem wir den Zuschauer mittels verschiedensten Rollen durch den Burgalltag führen und in jede Szene hineinversetzen. Die Geschichte, die der Vater seinen beiden Mädchen auf Schloss Burgdorf erzählt, wird lebendig: Der Herzog Berchtold kommt stolz auf seinem Pferd und begleitet von seinen Waffenknechten angeritten. Er begegnet einer Bettlerin, dem Waffenschmied und dem Zimmermann. Die Torwache verneigt sich und der Herzog reitet in den Innenhof. Im Innenhof trifft der Herzog auf die spielenden Kinder, welche flink um die Musiker, an der Feuerstelle vorbei zu den Bauern rennen. Im Rittersaal sticken die adeligen Frauen, begleitet von einem Lautenspieler. Die Magd mit dem Apfelkorb kreuzt den Herzog und geht zu den Abgaben, wo sich Bauern, Ziegen, und Hühner versammeln.

Umsetzung
Unser Projekt startete im Juni 2016. In einer intensiven Konzeptionsphase rekognoszierten wir zweimal unseren Drehort auf Schloss Burgdorf, hatten diverse Besprechungen zwischen Burgdorf, Zürich und Chur, zeichneten Storyboard um Storyboard und versuchten immer wieder neue Ideen in die Geschichte mit einzubauen. Als das Konzept auf den Beinen stand, machten wir uns an die Organisation der Produktion. Zu dritt wäre die Produktion nicht umsetzbar gewesen. Robin Angst und Dominic Coradi unterstützen uns bei der Kamera sowie Emanuel Demenga in der Set-Organisation. Dank dieser Unterstützung und der tollen Mitarbeit des Zähringervolks hatten wir das gesamte Rohmaterial innerhalb eines – jedoch sehr intensiven sowie kräfteraubenden – Drehtages im Kasten. Danach ging es im Produktionsablauf weiter: Schnitt, Audio und Color Grading. Das Color Grading wollten wir als Stilmittel nutzen, um mit dem Komplementärkontrast Blau–Orange die beiden Welten zu differenzieren.

Probleme und Herausforderungen
Während des Drehs hatten wir mit einigen Problemen zu kämpfen. Dies lag einerseits an technischen Fehlern wie aber auch an Fehlern unsererseits.

  • Über ein SDI-Kabel wurde die Preview auf einen SmallHD-Screen, befestigt auf dem Gimbal, übertragen. Ursprünglich wollten wir in 4K aufnehmen, bemerkten dann aber, dass das Bild im Aufnahmemodus nicht übertragen werden konnte. Und da eine Preview unverzichtbar ist, mussten wir schlussendlich in Full HD aufnehmen, um die Übertragung auch im Aufnahmemodus zu gewährleisten.
  • Neben dem SmallHD-Screen hatten wir einen grösseren, mobilen Screen für die Regie und den Fokus. Das Signal kam über ein SDI-Kabel vom SmallHD-Screen. Bei den Proben hatte alles funktioniert, als wir jedoch starten wollten, ging das Signal verloren. Trotz mehreren Neustarts, Akkuwechsel und kreativen Versuchen brachten wir das Bild, auch mit einem HDMI-Kabel, nicht mehr auf den Screen. Dies bedeutete, dass wir den kleinen SmallHD-Screen zu dritt als Referenzbildschirm nutzen mussten.
  • Da wir mit viel Bewegungen und Follows arbeiteten, war ein Funk-Fokus unverzichtbar. Die Aufgabe wurde aber sehr schwer, als für eine Referenz nur der kleine SmallHD-Screen dienen konnte.
  • Geplant war, dass mit dem Canon Objektiv 28mm f2.8 gedreht wird. Nur haben wir nicht daran gedacht, dass dies ein Foto-Objektiv ist und dadurch eine sehr kurze Angular-Rotation hat. Kumuliert mit dem Fehlen eines grossen Referenzbildschirms, war es unmöglich für den Fokus, genau arbeiten zu können. Da zudem das Licht so hell war und wir mit dem kamerainternen ND-Filter nicht zurechtkamen, wechselten wir zurück auf das original Sony-Zoomobjektiv.
  • Der Himmel war strahlend blau, die Sonne schien so schön, wie seit Wochen nicht mehr – das war nicht sonderlich fördernd für die Lichtverhältnisse.
  • Und zuletzt ein Problem der Muskelkraft: Einen ganzen Tag Gimbal tragen geht ganz schön in die Arme!
  • Um die Kamera an der Gimbal zu befestigen, musste der Handgriff abmontiert werden. Das interne Mikrofon befindet sich jedoch im Handgriff und ohne Mikrofon kein O-Ton. Dies erschwerte natürlich die Synchronisation mit den separaten Aufnahmen. Der kontinuierliche Einsatz der Filmklappe war da eine unverzichtbare visuelle Hilfe. Ab und zu wurde die Ansage vergessen, was für die Zuweisung der Audiofiles nicht gerade von Vorteil ist. Da es sich aber bei dem Dreh um eine überschaubare Anzahl von Takes handelte, war dies kein grösseres Problem.

Fazit
Zusammenfassend können wir sagen, dass es für uns alle bisher das aufwendigste Filmprojekt war. Wir hatten am Produktionstag auf Schloss Burgdorf ganz schön mit der Nervosität zu kämpfen. Über zwanzig Statisten zu koordinieren, auf die Tiere Rücksicht zu nehmen sowie die Produktion im Überblick zu behalten, war eine grosse Herausforderung. Dank unserer zeitintensiven und detaillierten Planung, trotz einigen Stolpersteinen und Rückschlägen, verlief der Dreh für uns optimal. Einmal mehr wurde uns bewusst, wie wichtig eine koordinierte und organisierte Produktion ist.

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