Zeitgenössische Song-Kampagne

Eingängige Melodien, 808s die man im Magen spürt und stimmungsvolle Bilder. Das Video «High» von «Morow» hat alles, was das Rap-Liebhaber-Herz höher schlagen lässt – doch die Kampagne zu diesem Video beinhaltete noch viel mehr.

Der Basler Musiker Morow ist Teil des Musiklabels «Dritte Stock Records» und brachte letzten Sommer sein erstes Album «Dreamflow» auf den Schweizer Musikmarkt. Nach erfolgreichem Abschluss der Kampagne zum Debütalbum hiess es nun, die Ästhetik und Stimmung von früheren Projekten wie zum Beispiel «Rosé bi Night» aufzunehmen und weiterzuentwickeln. So entstand die Kampagne zur ersten Single nach Dreamflow.

Die Sparte Musikvideo ist so breit wie kaum eine andere Form des bewegten Bildes. Bei der Umsetzung eines Musikclips kann man das Augenmerk auf die verschiedensten Schwerpunkte legen. Das Wichtigste dabei ist, den Zuschauer mit auf eine Reise zu nehmen. In den drei Minuten soll er alles um sich herum vergessen und in die Welt des Künstlers eintauchen können.

Mit «High» wurde nicht einfach ein Musikstück ins Internet hochgeladen. Nein, der aus etlichen Studio-Sessions entstandene Track transportiert ein Gefühl. Der Einblick in diese Welt wird mit dem Songtext, Cover, Soundbild, der Performance und der Farbpalette des Musikvideos deutlich. Die Produktion dieses Gesamtpakets fing bei der Outfitwahl an und ging über jedes Bild, das auf Instagram zur Kampagne erschien, jeder Insta-Story und jedem aufgehängten Plakat bis hin zu einem eigens erstellten Promo-Shirt.

Schau doch auf Instagram vorbei bei: Morow und Fly Sensation

Video:

Instagram-Teaser:

Promo-Shirt:

Cover:

Plakatkampagne (Produktion & Vertrieb von Plakatier):

(spu)

Kritik
von Lucien Marti

Konzept Cover

Wir wollten im Cover eine Unterwasser-Stimmung erzeugen. In verschiedenen Varianten versuchte ich diverse typografische Umsetzungen, bis wir schlussendlich zum Endprodukt gelangten. Das Cover sollte eine dreidimensionale Tiefe bekommen, obwohl es von Natur aus ein zweidimensionales Objekt ist. Diesen Effekt versuchte ich, mit verschiedenen Stufen der Schärfe von unterschiedlichen Elementen zu erreichen. Basis des Artworks war ein Foto, das ich vor Jahren im Aquarium von Vancouver geschossen hatte.  Die kleine aber feine organische Note gab am Schluss eine Leinwand-Textur, welche dem Artwork ein physisches Flair verleiht.

Konzept Musikvideo

Das Hauptaugenmerk im Video lag auf der Authentizität. Wir wollten keine gestellten Szenen zeigen. Das Ziel war die schon natürlich vorhandene Umgebung, in der Morow sich auch sonst bewegt, von einer bisher noch nie gesehenen Seite zu zeigen. Dies sollte mit einigen Aufnahmen der Architektur verdeutlicht werden. Dank ausgiebigem Location-Scouting konnten wir einige spezielle Plätze in das Video einbauen, die für unseren Zweck optimal funktionierten. Ein wichtiger Bestandteil des Videos waren ausserdem die ausgewählten Kleidungsstücke, die Morow trägt.

Unter ständiger Rücksprache mit Mischa (aka Morow) erarbeitete ich die verschiedenen Komponenten dieses Musikvideos.

Equipment

Das gesamte Video wurde mit der Canon 5D IV (ClogUpdate) gefilmt. Auf den klassischen Gimbal wurde in diesem Video bewusst verzichtet. Stattdessen wurden sämtliche Aufnahmen mit einem Rig von “SmallRig” aus der Hand gefilmt.

Licht: Hier wurden die kleinen Aladin Lampen aus der Ausleihe im SRF verwendet. Zwar waren auch grosse Lichter dabei, jedoch hatte ich keine Zeit, diese aufzustellen.

Objektive: Hier konnte ich auf die Ausleihe der HKB und SRF zurückgreifen.

  • Canon EF 24mm 1.4 (HKB)
  • Canon EF 50mm 1.2L USM (HKB)
  • Canon EF 14mm 2.8L (HKB)
  • Canon EF 70-200mm  2.8L IS II USM (SRF)

Referenzen

Diverse Einflüsse in diesem Video, den Outfits, der Bildsprache und der Postproduktion sind zu spüren. Zwei davon möchte ich hier besonders erwähnen, da sie für mich eine sehr wertvolle Quelle der Inspiration waren. Zum einen wollten wir den Low-Shutter-Effect aus dem “Jackboys” Video verwenden, der sehr gut in unser “Look and Feel”-Konzept passte. Zum andern waren die Ästhetik und Inszenierung des Skyline-Shots auf dem Parkhaus inspiriert durch das Video “Cali Love” von “Tyga”.

Fitting

Der Outfit-Auswahl wird oft zu wenig Beachtung geschenkt. Darum wollten wir diesen Punkt auf keinen Fall vernachlässigen. Wir machten dazu eigens ein Fitting, in dem wir die verschiedenen Kombinationen festlegen, die im Video gezeigt werden. Hier ins Detail zu gehen, würde leider den Rahmen dieses Beitrags sprengen und wäre ein eigener Digezz Post. Wem jedoch aufgefallen ist, dass bei 1.29 min. die charakteristischen Rondellen des Basler Messe Parkings angeflogen werden und diese anschliessend auf dem Sweater (Einzelstück) als Print zu sehen sind, kann sich vorstellen, mit welcher Detailversessenheit hier gearbeitet wurde.

PostProduction

Das Video an sich hatte einen eher klassischen Aufbau im Schnitt. Um die schon in der Planung berücksichtigten Low-Shutter Szenen zu unterstützen, hatte ich noch zwei weitere Spezialeffekte eingeplant. Diese habe ich zum ersten Mal verwendet und deswegen nahmen sie auch dementsprechend viel Zeit in Anspruch. Ich wollte in dieser Produktion auf jeden Fall vermeiden, dass die Effekte 0815-mässig aussehen. Das Ziel war, den Zuschauern etwas zu zeigen, das sie so in einem Schweizer Musikvideo noch nicht gesehen haben. Es kam deswegen nur einen in Adobe After Effects selbst erstellten Effekt in Frage.

Nebst den Spezialeffekten experimentierte ich auch viel mit dem Look des Videos. Auch hier wurden keine vorgefertigten 0815-Lösungen verwendet. Im Gegenteil, es wurde ein eigener Look Stück für Stück aufgebaut. Das Endresultat ist nicht nur ein Farbfilter, wie man ihn oft sieht, sondern der Look verändert ebenfalls sehr spezifische Teile des Bildes in ihrer Schärfe oder verdoppelt einen spezifischen Farbkanal um wenige Pixel. Damit entsteht  fast unmerklich eine Art “Dream-Look”.

Endprodukte

  • Cover
  • Teaser
  • Trailer (Promo)
  • Musikvideo
  • Shirt
  • Fotos
  • Print Formate

Konzept Shirt

Bei der Rückseite des Shirts war relativ schnell klar, wohin es gehen soll: Die Artwork sollte eine an der Bildsprache des Videos angelehnte Grafik zeigen. Die Grafik musste jedoch auch alleine als Shirtdesign funktionieren.

Für die Vorderseite brachte mich Mischa (Morow) darauf, die Thematik von Dreamflow (dem Debutalbum) weiterzuführen. In der Dreamflow-Kampagne wurde viel mit Raumfahrt-, Raketen-, Mond- Assoziationen gearbeitet. Dies wollten wir aufgreifen und in einer simplen Grafik darstellen. So kam eine Grafik zustande, die nun auf der Vorderseite des Shirts hinter dem Schriftzug zu sehen ist.

Sie zeigt die Apollo 13 Kapsel als eine Art Wirefram/Plan, nachdem der Rest der Rakete abgekapselt wurde. Das Shirt wurde in der DTG-Methode gedruckt. Dies ermöglichte mir in der Erstellung der Artwork einen sehr grossen Spielraum mit Farbdetails und Komplexität des Designs. Heikel war hier die Farbe des Textils: nämlich schwarz. Wenn man im Photoshop nicht exakt arbeitet, können hier ungewollte Effekte auftreten. Grund dafür ist, dass bei schwarzen Textilien immer zuerst ein weisser Unterdruck gemacht werden muss.

Plakatwerbung

Die Release-Kampagne beinhaltete ebenfalls eine flächendeckende Plakat- / Flyer- / Sticker-Aktion. Hierzu erstellte ich Artworks in den verschiedenen Formaten auf Basis des Covers.

Fazit

Mit dem Musikvideo, sämtlichen Trailern und dem Promo-Shirt bin ich sehr zufrieden. Das Cover für sich betrachtet finde ich eines meiner besten Covers. Leider mussten wir das Cover schon Wochen vor dem Videodreh einreichen, weshalb die Parallelen vom Video und Cover nur über die Typografie sichtbar sind.

Den Look des Videos konnte ich wie geplant umsetzen. In einem nächsten Video würde ich für eine optimale Mischung zwischen stabilisierten und organischen Kamerabewegungen auf eine Mischung zwischen Handheld und Gimbal setzen .

Ein Highlight in diesem Video sind für mich die B-Roll Bilder von den Gebäuden und der Umgebung. Obwohl ich mir vorgenommen habe, so viel wie möglich davon aufzunehmen, muss ich dies bei dem nächsten Video nochmals mehr ausbauen.

Was dem Video sehr gut getan hat, sind die verschiedenen Brennweiten der Objektive. Mit den ausgeliehenen Objektiven konnte ich eine Breite an Perspektiven abbilden, die ich noch nie zuvor konnte.

Die Lichtsetzung kam in diesem Projekt viel zu kurz. Aufgrund des aufgenommenen “Run and Gun” Styles musste ich auf einen Shot mit optimaler Lichtsetzung leider verzichten. Dies muss auf jeden Fall im nächsten Projekt oberste Priorität haben.

Abschliessend bin ich sehr froh, dass mir von Mischa (Morow) und seinem ganzen Team das nötige Vertrauen entgegengebracht wurde, dieses Projekt umzusetzen. Die Zusammenarbeit hat sehr gut geklappt, nicht zuletzt wegen den übereinstimmenden Visionen. Eine Kampagne mit so viel Liebe zum Detail zu lancieren, war mir eine wahre Freude und ich freue mich schon auf Weitere.

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