Die Häuser mit den spitz zulaufenden Dächern wirken marode und verlottert. Von den Wänden löst sich der Putz. Die Fenster sind eingeschlagen; die ganze Kulisse wäre das perfekte Filmset für einen gruseligen Horrorfilm. Wir befinden uns in Weissensee, einem Stadtteil ausserhalb Berlins, oberhalb des Prenzlauer Bergs. Sieben Jahre nach der Wende wurde hier das örtliche Kinderkrankenhaus geschlossen. Seither verfällt es immer mehr. Das Betreten des Grundstücks ist verboten – das Loch im Zaun ist aber gerade gross genug, um durchzuschlüpfen. Man ist gut beraten, sich hier mit Bedacht zu bewegen, überall liegen Glasscherben auf dem Boden.
Einlass ins Innere gewähren zahlreiche eingeschlagene Fenster oder auch einfach die fehlenden Türen. Noch immer stehen hier Überreste von Krankenbetten und anderem ehemaligem Inventar. Der obere Teil der alten Pflegestation ist abgebrannt, Brandstifter waren am Werk. Viele Teile liegen deshalb in Schutt und Asche. Gruselig sind auch die Kleiderfetzen, die in mehreren Räumen auf dem Boden verteilt liegen. Stammen sie noch aus der Zeit, in der das Krankenhaus in Betrieb war? Oder haben Obdachlosen sie hierher gebracht?
1911 wurde damals die Kinderklinik eröffnet. Ein Krankenhaus nur für Kinder wurde hier nach der Wende aber nicht mehr gebraucht. Das Haus stand dann, wie viele andere staatliche Bauten, erst einmal leer. Altlasten der ehemaligen DDR, die nur schwer einen neuen Käufer finden: Erst 2005 meldete sich ein Interessent. Doch dann passierte lange gar nichts mehr, der Abnehmer entpuppte sich als Betrüger. Das ehemalige Krankenhaus blieb fortan unberührt.
Nach und nach suchten Obdachlose dort Unterschlupf, Wind und Wetter setzten dem verwahrlosten Krankenhaus zusätzlich zu. Diebe rissen Metall aus den Wänden und verkauften dieses. Vandalen machten sich an den Wänden zu schaffen und kritzelten sie voll. Schon sechs Jahre nach dem Verkauf war der Zerfall weit fortgeschritten. Heute ist die Atmosphäre gruselig, der Wind pfeift durch die leerstehenden Räume. Ganz langsam bewegen wir uns mit der Kamera durch die Räume. Es bedarf nicht vielen Worten, sondern eher Bildern, um zu verdeutlichen, welch bizarre Stimmung herrscht. Entstanden ist ein Film, der Einblick in einen der verlassensten Orte Berlins schafft. Auf Social-Media-Plattformen wird er auch liebevoll «Zombie Hospital» genannt – aber seht selbst:
(mm)